[Gen-Info] Gen-Reben

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Mo Jul 12 00:05:52 CEST 2004


Hallo Leute!

Nicht nur bein Getreide-, Raps- und Soja-Anbau, auch beim Weinbau sollen 
GMO den Markt  erobern. Es scheint fast so, daß die Gen-Konzeren jetzt eine 
neue Front in Frankreich aufmachen wollen, nachdem sie auf den anderen
Feldern in der Defensive sind...

Ein interessanter Artikel von Christian Semmler hierzu, der einige
französische und engliche Artikel übersetzt und verwertet hat.

Ciao
   Klaus Schramm
   klaus.schramm at bund.net


Französische Winzer gegen Gen-Reben

Französische Winzer sind in Harnisch: Genmanipulierte Reben stellen aus ihrer 
Sicht eine Bedrohung der jahrhundertealten Weinbaukultur dar.

'Terre et Vin du Monde' (Erde und Wein der Welt), eine Organisation, in der sich 
nahezu 400 französische Winzer zusammengeschlossen haben, nimmt Anstoß an einem 
regierungsamtlichen Forschungsprojekt mit genmanipulierten Reben im elsässischen 
Colmar. Wie die Nachrichtenagentur ap (Associated Press) verbreitet, handle es 
sich dabei um ein ernstes Thema in einem Land, wo jede Person über 14 Jahren 
durchschnittlich einen Viertelliter Wein pro Tag trinke und wo genmanipuliertes 
Getreide häufig als "Frankenfoods" bezeichnet werde.

"Es ist von äußerster Wichtigkeit, daß die Zukunft unseres Berufsstandes nicht 
ausschließlich von Wissenschaftlern, Industriellen und Technokraten bestimmt 
wird," sagte Alain Graillot, Präsident von 'Terre et Vin du Monde' (TVM) am 
Donnerstag nach einer Versammlung in Paris, bei der ein Angriffsplan 
ausgearbeitet wurde. Die Organisation war 2001 gegründet worden und vereinigt 
unter ihrem Dach so namhafte französische Weinkeller wie Chateau Latour, Château 
Pichon Longueville, Cos d'Estournel, Château Smith Haut Lafitte, Domaine de la 
Romanée Conti, Beaucastel und Jaboulet.

Das nationale landwirtschaftliche Institut für Herkunftsnachweise INAO verfolgt 
seit einiger Zeit das Ziel, krankheitsresistente Rebsorten zu fördern. TVM 
erinnert daran, daß das INAO noch 2002 jegliche Verwendung genmanipulierter 
Pflanzen bei der Vergabe des Nachweises kontrollierter Herkunft, appellations 
d'origine contrôlée (AOC), in Frankreich verboten hatte. Dennoch hat TVM 
aufgedeckt, daß eine korrespondierende Verwaltungsrichtlinie, die unter der 
Regierung Jospin ergangen war, bis heute nicht vom gegenwärtigen 
Landwirtschaftsminister Hervé Gaymard unterzeichnet wurde. Des weiteren scheint 
Gaymard die Freisetzung einer Vielzahl genmanipulierter Reben bei Colmar im 
Elsaß autorisiert zu haben. TVM vermutet, daß dies im Zusammenhang mit der von 
der EU betriebenen Beendigung des seit 1998 bestehenden Gen-Moratoriums zu sehen 
ist.

"Wir sind nicht amüsiert zu erfahren, daß die Versuche ohne die absolut nötige 
Mindestzahl von Sicherheitsvorkehrungen durchgeführt werden sollen", erklärte 
TVM-Präsident Alain Graillot. "Es besteht keinerlei Sicherheit, daß es nicht zu 
zufälligen Auskreuzungen kommen wird und daß die Toxizität der Gen-Pflanzen 
vollständig ausgeschlossen werden kann. Wir sind der Ansicht, daß GMO die 
natürliche Artenvielfalt gefährden und die Landschaft verarmen lassen. Ihre 
Verwendung kann insbesondere durch unbeabsichtigte Gen-Kontamination zu 
unvorhergesehenen Effekten führen, die dann nicht mehr rückgängig zu machen 
sind."

"Es ist selbstverständlich, daß der Qualitätsweinbau gegenüber den Risiken einer 
Industrialisierung äußerst sensibel ist", ergänzte Daniel Cathiard, Eigentümer 
des Weinguts Château Smith Haut Lafitte. Eine kleine Parzelle mit 
genmanipulierten Reben war bereits 1996 in Ostfrankreich vom bekannten 
Champagnerhersteller Moet et Chadon in Kooperation mit dem staatlichen 
Landwirtschaftsamt angeplanzt worden. Doch öffentlicher Druck zwang das 
Unternehmen, die Pflanzen auszugraben und die Versuche auf das Labor zu 
beschränken.

Jean Masson, Leiter des Gen-Forschungszentrums in Colmar, das die jetzt bekannt 
gewordenen Versuche durchführen soll, erklärt, daß die Reben frühestens im 
August gepflanzt werden könnten. Dieses Mal habe das Institut bestimmten 
Einschränkungen zugestimmt, um die Ängste der VerbraucherInnen abzubauen. So sei 
beispielsweise nicht vorgesehen, die Gen-Pflanzen zur Produktion von Wein 
einzusetzen. Dennoch haben sich Winzer über einen mangelnden Dialog zwischen den 
Forschern und der Öffentlichkeit beschwert. 

Frankreichs Winzer haben seit Jahren unter einer ständigen Abnahme ihrer 
Einkommen zu leiden, weil Supermarkt-Ketten ihre Gewinnspannen drücken, die 
Nachfrage rückläufig ist und Australische und US-amerikanische Weine an 
Popularität gewinnen. Außerdem habe ein schärferes polizeiliches Durchgreifen 
gegen Trunkenheit am Steuer den Inlandsabsatz sinken lassen.


Christian Semmler




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