[Gen-Info] Gen-Food keinesfalls "unbedenklich"

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Mi Jun 2 19:48:39 CEST 2004


Hallo Leute!

Hier ein Artikel von mir von der gestrigen aktuellen Seite von
Netzwerk Regenbogen.

Ciao
   Klaus
   klaus.schramm at bund.net


Gen-Food keinesfalls "unbedenklich"

Neue Untersuchungsergebnisse weisen auf Gesundheitsgefahren hin

Immer breiter werden die Gefahren durch genmanipulierte Pflanzen, die sich - 
einmal in Europa angebaut - durch Auskreuzungen und Vermischungen ohne 
Rückholmöglichkeit ausbreiten könnten, diskutiert. Immer mehr Landwirte werden 
sich bewußt, daß es nicht nur mit der biologischen, sondern auch mit der 
konventionellen, gentechnik-freien Landwirtschaft in wenigen Jahren vorbei sein 
wird, sollte das europäischen Gen-Moratoriums demnächst fallen. Und auch daß die 
als Lösung angebotene "Koexistenz" nichts anderes als eine Türöffner-Funktion 
erfüllt, wird immer mehr Landwirten klar. Diese schließen sich in immer größerer 
Zahl zu "gentechnik-freien" Zonen zusammen. Zugleich aber wird nicht zuletzt 
auch von der "rot-grünen" Bundesregierung nach wie vor behauptet, es seien 
bislang keinerlei gesundheitliche Gefahren durch Gen-Food bekannt. 
Agrar-Ministerin Renate Künast wurde schon mehrfach dafür gelobt, daß sie 
inzwischen die "Unbedenklichkeit von Gen-Food erkannt" habe.

Doch Hinweise auf Gesundheitsrisiken wurden erst kürzlich wieder publik. 
Auf den Philippinen fanden Wissenschaftler bei Dorfbewohnern Immunkörper gegen 
Pollen von genmanipulierte Pflanzen. Diese Gen-Pflanzen waren in unmittelbarer 
Nähe während der letzten Wachstumsperiode angebaut worden. Und die französische 
Tageszeitung 'Le Monde' hatte Einblick in geheime Dokumente, die pathogene 
Auswirkungen der Gen-Maissorte Mon 863 von des Agro-Konzerns Monsanto aufzeigen, 
und darüber am 23. April berichtet. Dabei hatte Mon 863 eben erst eine positive 
Bescheinigung der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit erhalten. In 
diesem Geheimdokument, auf das sich die Veröffentlichung in 'Le Monde' stützt, 
waren bei Versuchstieren Mißbildungen der Niere und eine abnormale Veränderung 
des Blutbildes festgestellt worden. Bei männlichen Ratten war eine signifikante 
Zunahme weißer Blutkörperchen und von Lymphozyten aufgetreten, bei weiblichen 
Ratten eine Erhöhung der Blutzuckerwerte und Abnahme von Retikulo-Zellen 
(unreifen roten Blutkörperchen) beschrieben worden.

Eine aktuelle italienische Forschungs-Studie der Universität Urbino, die dieser 
Tage veröffentlicht wurde, berichtet von einer veränderten Leberstruktur bei 
Mäusen nach Verabreichung genmanipulierten Sojas. Das Forscherteam um Manuela 
Malatesta und Chiara Caporaloni konnte signifikante Modifikationen in einigen 
den Zellkern betreffenden Merkmalen nachgewiesen. Vereinfacht kann von 
unregelmäßig geformten Zellkernen gesprochen werden. In einer Auswertung der 
Studie heißt es, die Ergebnisse seien ein deutlicher Index für eine erhöhte 
Stoffwechselrate sowie einen Anstieg der Anzahl nuklearer Poren, die intensiven 
Molekularaustausch anzeigten. Leberzellen sind an vielfältigen 
Stoffwechselvorgängen beteiligt, die mit der Weiterverarbeitung von Nahrung zu 
tun haben.

Unerwähnt soll hierbei nicht bleiben, daß die Übertragung der Ergebnisse von 
Tierversuchen auf den Menschen - einmal abgesehen von ethischen Implikationen - 
nicht unproblematisch ist. Auffallend ist jedoch, daß fast ausschließlich 
Untersuchungsergebnisse in den Medien Verbreitung finden, die für die Gentechnik 
vorteilhaft erscheinen. Der frühere britische Umweltminister Michael Meacher, 
der wegen seiner gen-kritischen Haltung von Premierminister Tony Blair im Juni 
letzten Jahres entlassen worden war, trat in den vergangenen Tagen einmal mehr 
an die Öffentlichkeit. Er hatte Kontakt mit dem US-amerikanischen Independant 
Science Panel (ISP) aufgenommen, das genkritischen Wissenschaftlern eine 
Plattform bietet. Es sei dringend nötig, so Meacher, eine großangelegte 
vergleichende Studie über die Sicherheit von Gen-Food in Auftrag zu geben. Es 
müsse endlich Schluß damit sein, daß Wissenschaftler erheblichen Nachteilen 
ausgesetzt sind, wenn ihre wissenschaftlichen Ergebnisse der Industrie 
"unpassend" erschienen. Meacher hatte sich auch mehrfach öffentlich zur Frage 
der "Koexistenz" geäußert. Angesichts der kleinflächigen Anbauweise in Europa 
sei die Möglichkeit einer "Koexistenz" generell fragwürdig, da sich diese nach 
den Erfahrungen in Kanada nicht realisieren lasse. Es stehe deshalb in Europa 
die Entscheidung an, ob wir "eine prosperierende Bio-Landwirtschaft für eine 
risikobehaftete Gentech-Landwirtschaft opfern" wollen.


Klaus Schramm




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