[Gen-Info] Gen-Weizen verschwunden

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Do Mai 6 23:59:16 CEST 2004


Hallo Leute!

Hier ein neuer Artikel von Adriana. Halleluja kann ich da nur sagen...

Ciao
   Klaus
   klaus.schramm at bund.net


Gen-Weizen verschwunden

Göttlicher Beistand in Sachsen-Anhalt?

Aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen hatte es geheißen, Sachsen-Anhalt sei 
für den Versuchs-Anbau des Gen-Weizens von Syngenta ausgesucht worden, weil dort 
mit allenfalls geringem Widerstand zu rechnen sei. Ende März hatten 
Greenpeace-AktivistInnen bereits ein von zwei Versuchsfeldern unbrauchbar machen 
können, indem sie per Lenkdrachen Bioweizen aussäten. Eines der Felder blieb 
jedoch laut Syngenta brauchbar und so wurde Anfang April unter massivem 
Polizeischutz der per Genmanipulation auf Insekten giftig wirkende Weizen 
ausgesät. Greenpeace geriet wegen der Aktion unter Beschuß und nicht zum ersten 
mal wurde damit gedroht, die Gemeinnützigkeit abzuerkennen.

In der Nacht von Montag auf Dienstag verschwand nun urplötzlich sämtlicher 
Gen-Weizen vom übrig gebliebenen Versuchsfeld. Jesus scheint zumindest nicht 
verdächtig zu sein, da dieser bekanntlich beliebte, am Sabbat Weizen 
auszurupfen. Ob nun göttliche Schöpfung oder Folge der Evolution, vorläufig 
zumindest bleibt die Natur vor dem Eingriff von Syngenta und dem Wohlwollen der 
Landesregierung Sachsen-Anhalts bewahrt. Vielleicht bleibt das 450 Quadratmeter 
große Areal inmitten eines Rapsfelds, das sich im Besitz der 
sachsen-anhaltischen Landesanstalt für Landwirtschaft befindet, sogar auf Dauer 
verschont. Ein Sprecher von Syngenta kündigte inzwischen den Rückzug seiner 
Firma an. Ein Konzern schmollt: Es werde erörtert, ob ein weiteres Engagement in 
Deutschland insgesamt noch Sinn mache. 

Ungeachtet, ob sie sich etwa Gotteslästerung zu Schulden kommen läßt, sprach 
gestern Landwirtschaftsministerin Petra Wernicke (CDU) von einem "feigen Akt". 
sie meinte weiter: "Wer gegen Gentechnologie ist, sollte offen diskutieren und 
genveränderte Produkte nicht kaufen oder anwenden." Ob dies allerdings einen 
Anbau genmanipulierter Pflanzen verhindern kann, der von mehr als 70 Prozent der 
Bevölkerung abgelehnt wird, verriet sie dabei nicht. Und so, als sei nichts 
geschehen, wurde im Magdeburger Wirtschaftsministerium gestern der bundesweite 
Start des Erprobungsanbaus von Gen-Mais bekannt gegeben - auf 29 Standorten mit 
insgesamt 300 Hektar. Die Initiative geht auf Sachsen-Anhalt zurück, wobei sich 
die Mehrzahl der Versuchsfelder allerdings in Bayern befindet. Wissenschaftlich 
begleitet wird das Projekt von der Hallenser Universität.

Wirtschaftsminister Horst Rehberger (FDP) wandte sich dagegen, eine Technologie 
zu verteufeln, ehe sie ausreichend erprobt sei: "Der jüngste Vorfall hat die 
Regierung bestätigt, Versuchsflächen auch künftig geheim zu halten", erklärte 
Ministeriumssprecher Rainer Lampe. Aber da hat die Regierung vielleicht die 
Rechnung ohne den lieben Gott gemacht.

Adriana Ascoli




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