[Gen-Info] Gen-Futter

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Apr 23 02:33:32 CEST 2004


Hallo Leute !

Hier ein aktueller Artikel von mir zum Thema Gen-Futter.

Ciao
   Klaus
   klaus.schramm at bund.net

22.04.04

Wahlfreiheit zwischen Gen-Futter und Gen-Futter

Futtermittelindustrie sabotiert Fleischerzeugung ohne Gen-Futter
Greenpeace deckt systematische Falschkennzeichnung von Futtermitteln auf

Die deutsche Futtermittelindustrie versucht offenbar zu verhindern, daß 
Landwirte gentechnik-freie Futtermittel einkaufen können. Mit der falschen 
Kennzeichnung sämtlicher angebotenen Futtermittel als Gentechnik-Ware, beraubt 
sie die Landwirte der viel gepriesenen "Wahlfreiheit".

"Wahlfreiheit" soll mit der Kennzeichnungspflicht in den Supermärkten eingeführt 
worden sein. Doch da laut Umfragen über 70 Prozent der Konsumenten Gen-Food 
abgelehnen, hüten sich die Lebensmittel-Ketten überhaupt Waren anzubieten, die 
als Gen-Food gekennzeichnet werden müßten. Zu deutlich blieb in Erinnerung, wie 
der von Nestlé angebotene 'Butterfinger' in den Regalen liegen blieb. Doch 
Fleisch, Milch, Käse, Joghurt, Eier und andere Produkte von Tieren, die mit 
genmanipulierten Futtermitteln gemästet wurden, muß derzeit nicht als Gen-Food 
gekennzeichnet werden. Damit offenbart sich die "Wahlfreiheit" als Farce.

80 bis 90 Prozent aller weltweit angebauten Gen-Pflanzen werden als Tierfutter 
eingesetzt. Mit der jetzt gültigen Kennzeichnungs-Regelung wird der Fall der 
seit sechs Jahren bestehenden Gen-Moratoriums vorbereitet. Den Konsumenten wird 
vorgespiegelt, sie könnten per "Abstimmung mit dem Einkaufskorb" den Verkauf von 
Gen-Food auf Dauer verhindern. Schon seit langem wird aber beispielsweise 
Gen-Soja aus Brasilien in Europa als Tierfutter eingesetzt. Mit dem Fall des 
Gen-Moratoriums wird jedoch der  großflächige Anbau von genmanipulierten 
Pflanzen in Europa beginnen. Als Absatzmarkt dient derweil die 
Futtermittelindustrie. Und weil sich Gen-Pflanzen und deren gentechnische 
Veränderungen durch Pollenflug und unvermeidliche technische Vermischung 
unwiderruflich verbreiten, können nach wenigen Jahren dann auch sämtliche 
Lebensmittel nicht mehr gentechnik-frei angeboten werden.

Da sich immer mehr Landwirte gegen die Zwangsbeglückung durch Gen-Pflanzen 
entscheiden und zu symbolischen gentechnik-freien Zonen zusammenschließen, soll 
ihnen die Verwendung von Gentechnik untergeschoben werden. Der weltweit größte 
Zulieferer von Futter-Soja, der Bunge-Konzern, kennzeichnet seine Ware 
fälschlich durchweg als gentechnisch verändertes Futter-Soja. Im Januar kündigte 
der Raiffeisen-Verband an, gentechnik-freie Futtermittel nur noch als 
überteuerte Nischenprodukte anzubieten. Und der Hamburger Lieferant Una-Hakra 
hat die für Edeka produzierende Erzeugergenossenschaft vor wenigen Tagen 
informiert, daß ihre Ware zwar keine Gen-Pflanzen enthalte, auf den Säcken 
dennoch Gen-Soja angegeben würde.

"Durch die falsche Kennzeichnung haben Landwirte keine Wahl mehr. Sie werden von 
den Futtermittel-Konzernen gezwungen, als Gen-Futter  deklarierte Ware zu 
kaufen", erklärt Christoph Then, Gentechnik-Experte von Greenpeace. "Damit 
wollen sie einen neuen Qualitätsstandard ohne Gen-Soja verhindern. 70 Prozent 
der Landwirte lehnen aber den Einsatz von Gen-Futter ab. Die Industrie muß sich 
dieser Ablehnung 
beugen und die verschiedenen Qualitäten der Futtermittel trennen. Futter ohne 
Genpflanzen muß zum Standard werden", fordert Then.

Laut Greenpeace versucht die deutsche Futtermittelindustrie, seit BSE als 
skrupellos bekannt, die Entstehung gentechnik-freier Futtermittelmärkte 
verhindern. Mit der falschen Bezeichnung ihres Futters als Gentechnik-Ware 
sollen Fleischvermarkter in die Knie gezwungen werden, die Tierfutter ohne 
Gentechnik einsetzen wollen. Als Beweis präsentierte Greenpeace heute aktuelle 
Schreiben von Futtermittelkonzernen.

Dabei ist gentechnik-freies Soja ist derzeit keine Mangelware. Seit Dezember 
2003 hat Greenpeace in Hamburg auf zehn Schiffen mit Soja Proben genommen und  
von unabhängigen Instituten auf Gentechnik untersuchen lassen. Bei den letzten 
beiden Schiffen, die aus Brasilien kamen, lagen die Verunreinigungen mit 
Gen-Soja deutlich unter 0,9 Prozent. Die Ware müßte daher nach der neuen 
Verordnung nicht gekennzeichnet werden. Soja-Schiffe aus den USA haben hingegen 
generell einen hohen Anteil von 27 bis zu 97 Prozent Gen-Soja an Bord.

Doch bei der gegenwärtigen Gesetzeslage können die Futtermittelanbieter 
keineswegs zu einer korrekten Kennzeichnung gezwungen werden. Niemand kann ihnen 
verbieten, bei allen Chargen genmaipulierte Futterpflanzen unterzumischen.




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