[Gen-Info] Belgien stoppt Gen-Raps
Klaus Schramm
078222664-0001 at t-online.de
Mi Feb 4 00:27:45 CET 2004
Hallo Leute !
Hier ein Artikel von heute zur Entscheidung der belgischen Regierung,
dem EU-weiten Anbau von Gen-Raps einen (vorläufigen) Riegel vorzu-
schieben. Dieser Artikel von Adriana Ascoli bezieht sich auf einen
Artikel von Petra Willaredt v. 29.01. den ich direkt darunter
einkopiere. Leider war ich wegen Arbeitsüberlastung bisher nicht
dazu gekommen, diesen Artikel hier rundzusenden. Alle, die in letzter
Zeit noch Artikel über diese Mailing-Liste senden wollten und die
ebenfalls noch warten, bitte ich um Entschuldigung.
Ciao
Klaus
klaus.schramm at bund.net
2.02.2004
EU-weiter Anbau
von Gen-Raps
von Belgien gestoppt
Belgien entschied heute gegen den Antrag von 'Crop
Science', der Gentech-Tochter des Bayer-Konzerns.
Europaweit sollte der kommerzielle und damit
großflächige Anbau von genmanipuliertem Raps aus den
Labors des Pharma-Konzerns erlaubt werden. Mit dieser
Entscheidung Belgiens(1) bleibt zumindest in Hinblick auf
Gen-Raps das europaweite Gen-Moratorium vorläufig
erhalten. Dieses Beispiel zeigt, daß entgegen den
Behauptungen der "rot-grünen" deutschen Regierung
eine Verlängerung des Gen-Moratoriums sehr wohl
möglich ist, wenn dieses politisch gewollt wird.
Da sich bisher Deutschland und Italien der Stimme
enthalten haben, während auf der einen Seite sechs
europäische Regierung für den Erhalt und ebenso viele
gegen den Erhalt des Gen-Moratoriums stellten, spielte in
bisherigen Patt der 15 stimmberechtigten europäischen
Regierungen Belgien das Zünglein an der Waage. Die
Belgische Regierung begründet ihre Entscheidung mit
neuen Forschungs- ergebnissen, die unter anderem im
Auftrag der britischen Regierung(2) durchgeführt worden
waren und Schädigungen der Umwelt beim Anbau von
Gen-Raps eindeutig bewiesen.
Ulrike Brendel, Gentechnik-Expertin bei Greenpeace,
bezeichnet diese Entscheidung als "Sieg der Vernunft".
Bemerkenswert vor dem Hintergrund der bisherigen
Zurückhaltung von Greenpeace gegenüber Ministerin
Künast heißt es in der Stellungnahme von Ulrike Brendel
weiter: "Die Entscheidung der belgischen Regierung
setzt die deutsche Landwirtschaftsministerin Renate
Künast unter Zugzwang. In Deutschland liegen zwei
weitere Anträge von Bayer auf den Anbau von
genmanipuliertem Raps vor. Diese muß Künast
ablehnen". Wie sich die deutsche Regierung verhält,
hängt jedoch entscheidend vom Druck der
Umweltverbände wie Greenpeace, BUND, NABU und
anderen ab. Diese hatten bisher auf eine strenge
Koexistenz-Regelung gehofft und deshalb vorschnell
den Kampf um den Erhalt des europaweiten
Gen-Moratoriums aufgegeben. Zudem lag den
Verbänden offenbar sehr viel daran eine einvernehmliche
Lösung mit der deutschen Regierung zu finden. Im
Januar mußten sie nun erkennen, daß das von Ministerin
Künast als persönlicher Erfolg gegenüber Bulmahn und
Clement angepriesene novellierte Gentechnik-Gesetz die
Erwartungen an eine tragfähige Koexistenz-Regelung
enttäuschte.
Ulrike Brendel von Greenpeace merkt an: "Die belgische
Entscheidung ist auch richtungweisend für die aktuelle
Situation in Deutschland. Der von Künast dazu
vorgelegte Entwurf berücksichtigt das Problem der
Ausbreitung von Gen-Pflanzen nicht ausreichend. Setzt
die grüne Ministerin ein solches Gesetz durch, gefährdet
sie die konventionelle und ökologische Landwirtschaft."
Die deutschen Umweltverbände stehen vor der
Entscheidung, ob sie weiter für ein vom Ansatz her völlig
verfehltes Koexistenz-Konzept oder für den Erhalt des
Gen-Moratoriums kämpfen wollen. Der Mitte letzten
Jahres wegen seiner Gentech-kritischen Haltung vom
britischen Premier Tony Blair entlassene Umweltminister
Michael Meacher bezieht in dieser strategisch
entscheidenden Frage klar Position: Es geht um die
Entscheidung, ob eine prosperierende
Bio-Landwirtschaft für eine risikobehaftete
Gentech-Landwirtschaft geopfert werden soll.
Adriana Ascoli
Anmerkungen
(1) Siehe auch unseren Artikel
'Gen-Moratorium steht zur Disposition' v. 29.01.2004
(2) Siehe auch unseren Artikel
'Amtliche britische Studie...' v. 18.10.2003
29.01.2004
Gen-Moratorium
steht zur Disposition
Antrag auf Zulassung von Gen-Mais wurde dem
EU-Ministerrat vorgelegt
Gestern legte die EU-Kommission dem EU-Ministerrat
einen Antrag vor, dessen Genehmigung das Ende des
europäischen Gen-Moratoriums zur Folge haben kann.
Eine Kommissionssprecherin teilte mit, damit werde
vorgeschlagen, daß der Anbau von genmanipuliertem
Zuckermais(1) in Europa zugelassen werden solle. Mit
einer Entscheidung der zur Zeit 15
abstimmungsberechtigten EU-Regierung ist innerhalb
der nächsten drei Monate zu rechnen. Die deutsche
Bundesregierung könnte dabei durchaus das Zünglein
an der Waage sein. Bei einer ersten Abstimmung im
Dezember 03 über die genmanipulierten Süßmais-Sorte
Bt-11 sah das Abstimmungs-Ergebnis im Ausschuß wie
folgt aus:
Lediglich die VertreterInnen von Spanien,
Großbritannien, Irland, Schweden, Finnland und den
Niederlanden stimmten für die Zulassung des Bt-11.
Deutschland, Italien und Belgien enthielten sich.
Frankreich, Österreich, Griechenland, Portugal,
Dänemark und Luxemburg stimmten gegen den Antrag.
Ute Daniels
Anmerkung:
(1) Siehe auch unseren Artikel
'EU weist Gen-Mais Bt-11 überraschend ab' v. 9.12.2003
Hinweis:
In der Schweiz wurden bereits bis Mitte diesen Jahres
über 110.000 Unterschriften für den Erhalt des dortigen
Gen-Moratoriums gesammelt. Damit ist der Weg in der
Schweiz für einen Volksentscheid beschritten. Bei der
Unterschriften-Aktion zum Erhalt des Gen-Moratoriums
in Deutschland kamen bisher über 120.000
Unterschriften zusammen. Das hat bereits einige
Beachtung gefunden. Um den Druck zu erhöhen, muß
die Beteiligung noch erheblich gesteigert werden -
Vordrucke für Unterschriften-Listen können von der
Internet-Seite
www.gen-moratorium.de heruntergeladen werden.
Mehr Informationen über die Mailingliste Gen-Info