[Gen-Info] Fw: Uckermark: Größte gentechnikfreie Region Deutschlands ausgerufen

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Mo Jan 12 15:45:09 CET 2004


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----- Original Message -----
From: Kritische Ökologie
To: Info-SOS
Sent: Saturday, January 10, 2004 8:05 PM
Subject: Uckermark: Gentech frei!


Presseinformation
9. Januar 2004

Uckermark macht's gentechnikfrei.
Bauern verpflichteten sich zur Umsetzung einer gentechnikfreien Region

Im Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin und Naturpark Uckermärkische Seen,
nordöstlich von Berlin, wurde jetzt die größte gentechnikfreie Region
Deutschlands ausgerufen. Biobauern und konventionell wirtschaftende
Landwirte aus der brandenburgischen Region haben sich zusammengeschlossen,
um auf den Anbau gentechnisch veränderter Organismen (GVO) zu verzichten.

Mit Hilfe einer unterzeichneten Selbstverpflichtungserklärung (vom 7.1.2004)
versuchen 21 Betriebe aus Ackerbau und Tierhaltung sich vor einer
Kontaminierung mit gentechnisch veränderten Organismen wirkungsvoll zu
schützen. So wird zukünftig ein zusammenhängendes Gebiet von ca. 50.000
Hektar mit 12.500 Hektar landwirtschaftlicher Nutzfläche, die von
ausgedehnten Wald- und Wasserflächen umgeben sind, in den Landkreisen
Uckermark und Barnim gentechnikfrei gehalten. Die Tier- und Pflanzenwelt in
der Uckermark, einer der schönsten Regionen Deutschlands, soll bewahrt
werden.

"Wir haben die Aufgabe, Gebiete mit europäischem Schutzstatus wie
Flora-Fauna-Habitate oder EU-Vogelschutzgebiete zu erhalten. Deshalb begrüße
ich die Selbstverpflichtung der Landwirte und hoffe, dass dies ein Beipsiel
ist auch für die Landnutzer in den Biosphärenreservaten Spreewald und
Flusslandschaft Elbe-Brandenburg", erklärt Axel Vogel, Direktor der
brandenburgischen Landesanstalt für Großschutzgebiete.

Es besteht ein Gefährdungspotenzial gentechnisch veränderter Pflanzen für
die Artenvielfalt, so der Präsident des Bundesamtes für Naturschutz (BfN),
Prof. Dr. Hartmut Vogtmann. Insbesondere in ökologisch wertvollen Gebieten,
wie dem Biosphärenreservat Schorfheide-Chorin, sollte daher zur Vermeidung
des Risikos von Schäden in der Flora und Fauna auf den Anbau von GVO
verzichtet werden. Erst jüngst wies eine langjährige britische Studie einen
Zusammenhang zwischen dem Anbau von genmanipulierten Zuckerrüben und Raps
und einem Rückgang der Artenvielfalt nach.

Auch knüpfen viele Landwirte Hoffnungen an die positiven wirtschaftlichen
Effekte der Brandenburger Initiative. "Die Absatzchancen für garantiert
gentechnikfreie Produkte werden zukünftig als sehr gut prognostiziert",
bekräftigt Dr. Guido Nischwitz vom unabhängigen Institut für ökologische
Wirtschaftsforschung
(IÖW). "Gleichzeitig erfährt die Uckermark einen starken Imagegewinn".
Hintergrund ist die nach wie vor ablehnende Haltung der Verbraucher
gegenüber gentechnisch veränderten Lebensmitteln.

Das IÖW unterstützt und berät die vor zwei Jahren ins Leben gerufene
Initiative. Dies geschieht im Auftrag des Ministeriums für Landwirtschaft,
Umweltschutz und Raumordnung des Landes Brandenburg (MLUR) und des
Bundesamtes für Naturschutz (BfN). Überprüft werden soll die generelle
Machbarkeit von GVO-freien Regionen. Darüber hinaus sollen Vorschläge für
die Übertragbarkeit auf ganz Deutschland erarbeitet werden, damit möglichst
viele gentechnikfreie Regionen mit klaren Rahmenbedingungen entstehen
können. Besonderes Augenmerk seitens das BfN wird daher auf den bundesweiten
Modellcharakter des Projektes gelegt.
Internationale Erfahrungen zeigen, dass die Ausweisung von gentechnikfreien
Regionen eine wichtige Voraussetzung für den Erhalt einer gentechnikfreien
Landwirtschaft ist. Ohne ausreichend große Pufferzonen und die Errichtung
GVO-freier Gebiete wird der Auskreuzung transgener Pflanzen wenig
entgegenzusetzen sein. In Mexiko und Kanada bereiten die unkontrollierten
Auskreuzungen von Gen-Mais und Gen-Raps besonders große Probleme. Die
Beispiele zeigen, dass möglichst große zusammenhängende Gebiete notwendig
sind, um Verunreinigungen zu verhindern. Die wirtschaftliche Existenz sowohl
der biologischen wie auch konventionellen Landwirtschaft wird davon
abhängen, inwieweit geeignete Maßnahmen ergriffen werden, um Auskreuzungen
zu unterbinden.

Alle Beteiligten der "Gentechnikfreien Region Schorfheide-Chorin" fordern
daher nachdrücklich die Politik auf, niedrige Schwellenwerte für den
GVO-Anteil von Saatgut festzulegen. "Die Hersteller von Saatgut und
Futtermitteln müssen auch den konventionell wirtschaftenden Betrieben
umgehend gentechnikfreie Produkte anbieten" mit dieser Forderung brachte
Dietrich von Wedel, Landwirt und Mitunterzeichner, eine der wichtigsten
Hemmnisse für eine erfolgreiche Gentechnikfreiheit auf den Punkt.

Ansprechpartner
Dr. Guido Nischwitz, Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW)
gGmbH
Hausmannstraße 9 - 10
30159 Hannover
Tel. 0511 - 164 03 44
Fax 0511 - 164 03 91
Email: guido.nischwitz at ioew.de
www.ioew.de


Heiner Petersen, Gut Wilmersdorf GbR
Hauptstr. 23
16278 Wilmersdorf
Tel. 033334 - 7514
Fax 033334 - 7515
Email: petersen at gut-wilmersdorf.de


Rudi Vögel, Landesanstalt für Großschutzgebiete, Brandenburg
Tramper Chaussee 2
16225 Eberswalde
Tel. 03334 - 662721
Fax 03334 - 662650
Email: rudi.voegel at lags.brandenburg.de












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