[Gen-Info] Bt-11 abgelehnt

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Do Dez 11 19:12:02 CET 2003


Hallo Leute !

Hier ein Artikel von www.netzwerk-regenbogen.de/dat.html
zur (vorläufigen) EU-Entscheidung über Bt-11.

Ciao
   Klaus
   klaus.schramm at bund.net


9.12.2003 

                EU weist Gen-Mais Bt-11 
                     überraschend ab 

             Gen-Moratorium bleibt vorläufig bestehen 

             Für die Zulassung der genmanipulierten Süßmais-Sorte
             Bt-11 von Syngenta kam am gestrigen Montag vor dem
             EU-Lebensmittelausschuß die erforderliche Mehrheit
             nicht zustande. Bereits im November war die
             Abstimmung verschoben worden. Und bereits eine für
             September angekündigte Entscheidung über Fall oder
             Fortbestand des Gen-Moratoriums in Deutschland hatte
             "Rot-Grün" auf unbestimmt vertagt. Es scheint, als ob
             der schwarze Peter zwischen den nationalen
             Regierungen und der EU hin und her geschoben wird(1).
             So räumte auch eine Sprecherin des
             EU-Verbraucherkommissars David Byrne in Brüssel ein,
             daß eine solche Zulassung und das darauf in Bälde
             folgende Ende des europäischen Gen-Moratoriums "den
             Bürgern und Verbrauchern schwer zu erklären ist". 

             Interessant ist auch das Abstimmungs-Ergebnis im
             Ausschuß: Lediglich die VertreterInnen von Spanien,
             Großbritannien, Irland, Schweden, Finnland und den
             Niederlanden stimmten für die Zulassung des Bt-11.
             Deutschland, Italien und Belgien enthielten sich.
             Frankreich, Österreich, Griechenland, Portugal,
             Dänemark und Luxemburg stimmten gegen den Antrag.
             Der Gen-Mais des Basler Agro-Konzerns Syngenta
             (Nachfolger von Novartis) war somit wegen
             Stimmengleichheit abgelehnt. Doch damit ist die
             Entscheidung nur aufgeschoben, denn entsprechend
             den EU-bürokratischen Regelungen liegt die
             Entscheidung nun bei der EU-Agrarministerkonferenz,
             die binnen drei Monaten die Entscheidung treffen soll -
             so denn nicht zuvor eine nationale Regierung eine
             Zulassung erteilt und auf diese Weise den schwarzen
             Peter aufnimmt. 

             So wurde unlängst darüber spekuliert, daß die
             Anbau-Zulassung für die Gen-Maissorte NK 603 des
             US-Konzerns Monsanto sehr schnell über die Bühne
             gehen könne. Weitere 18 Anträge liegen seit 1998 auf
             Halde, seit die EU mit dem Gen-Moratorium ein
             de-facto-Verbot für Anbau und Einfuhr genmanipulierter
             Pflanzen und Nahrungsmittel einführte. 

             Dem nunmehr vorläufig abgelehnten Gen-Mais Bt-11
             wurde ein Gen eingebaut, das die Pflanze für die Raupe
             eines kleinen Falters, des Maiszünslers, giftig macht. Der
             Zulassungs-Antrag betraf allerdings nicht das Saatgut,
             sondern den Speisemais. Und während beim Anbau von
             genmanipulierten Pflanzen die sogenannte Koexistenz,
             das Nebeneinander zwischen Gen-Pflanzen einerseits
             und konventionellem Anbau oder ökologischem Anbau
             andererseits völlig ungeklärt ist, scheint den
             Propagandisten der schönen neuen Gen-Welt die
             Akzeptanz von Gen-Food im Supermarkt-Regal Dank
             dem Konzept einer Kennzeichnung, die den
             KonsumentInnen "Wahlfreiheit" suggeriert, leichter zu
             erreichen. 

             Bei der "Koexistenz" auf den Feldern sind bislang
             Probleme wie Mindestabstände oder Barrieren
             ebensowenig wie Haftungsfragen geklärt. Denn werden
             durch Wind Pollen herübergeweht oder wird bei der
             Ernte und Weiterverarbeitung ein klein wenig vermischt,
             kann vermeintlich gentech-frei angebaute Ware schnell
             unverkäuflich werden. Die EU-Bürokratie schob die
             Verantwortung für "Koexistenz"-Regelungen den
             nationalen Regierungen zu und diese wiederum fordern
             eine EU-einheitliche Regelung. Der ehemalige britische
             Umweltminister Michael Meacher, der von
             Regierungs-Chef Tony Blair im Juni wegen seiner
             ablehnenden Haltung gegen die "Grüne Gentechnik"
             entlassen worden war, stellt angesichts der
             kleinflächigen Anbauweise in Europa die Möglichkeit
             einer "Koexistenz" generell in Frage, da sich diese nach
             den Erfahrungen in Kanada nicht realisieren lasse. Laut
             Meacher steht deshalb die Entscheidung an, ob wir eine
             prosperierende Bio-Landwirtschaft für eine
             risikobehaftete Gentech-Landwirtschaft opfern wollen. 

             Das Gen-Moratorium rief insbesondere heftige Attacken
             der US-Regierung hervor. Und wohl nicht zufällig ist der
             größte der Gentech-Konzerne, Monsanto, von dem
             weltweit rund 90 Prozent aller angebauten Gen-Pflanzen
             stammen, ein US-Konzern. So hat die US-Regierung
             dieses Jahr Klage gegen die EU wegen des
             Gen-Moratoriums vor der WTO erhoben. Umgekehrt
             jedoch hatte die US-Regierung jahrelang Klagen wegen
             ihrer Schutz-Zölle gegen Stahlimporte ignoriert, um der
             international nicht konkurrenzfähigen US-Stahlindustrie
             das Überleben zu sichern. Freier Handel scheint schon
             immer eine feine Umschreibung für das Recht des
             Stärkeren gewesen zu sein... 

               

             Harry Weber 

               

             Anmerkung: 
             1 Siehe auch unseren Artikel 
                 'Wann endet das Gen-Moratorium? 
                 - EU-Entscheidung soll deutsche Regierung entlasten'
                   v. 2.10.2003 




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