[Gen-Info] UK-Studie in taz und ngo-online

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Sa Okt 18 00:54:33 CEST 2003


Hallo Leute !

Hier sind zwei recht ermutigende Nachrichten. Ich meine aber, wir sollten
vorsichtig sein, und nicht vorzeitig den Kampf für gewonnen erachten.
Die hohen Herren sind reich auch an Finten. Erst wenn europaweit das
Gen-Moratorim verlängert ist, können wir - und dann auch nur vorläufig -  
aufatmen...

Ciao
   Klaus
   klaus.schramm at bund.net


Gentech gut und böse 

             Britische Großstudie: Herbizidfeste Rüben und Raps
             schaden Umwelt. Gentechnik-Mais dagegen besser 

             BERLIN taz In den bislang größten Studien ihrer Art
             kommen britische Forscher zu dem Schluss, dass der
             Anbau von gentechnisch veränderten Pflanzen
             Unkrautsamen, Schmetterlinge, Weichtiere - und damit in
             der Folge auch Vögel zurückdrängen kann. Zu diesem
             Ergebnis kamen die Wissenschaftler im Auftrag der
             Regierung nach dem Anbau von Gentech-Zuckerrüben
             und Gentech-Raps auf je 60 Äckern - und dem Vergleich
             mit konventionellen Sorten. 

             Der Vergleich von herbizidresistentem Mais mit
             konventionellem Mais auf ebenfalls 60 Äckern ergab
             dagegen ein positives Ergebnis: Hier fanden sich mehr
             Schmetterlinge und Bienen auf dem Gen-Acker als auf
             dem normal bestellten. Ursache für die verschiedenen
             Ergebnisse ist die verbliebene Menge an Unkräutern und
             Unkräutersamen auf dem Acker, die Wirbellosen und
             Vögeln als Nahrung dienen. "Die Studien unterstreichen
             die Bedeutung der Unkräuter zwischen den
             Getreidepflanzen für die natürlichen
             Lebensgemeinschaften in und um das Farmland",
             erklärte der Koordinator der Studien, Les Firbank, vom
             Zentrum für Hydrologie und Ökologie in Merlewood. 

             Die britische Regierung hatte die 8,6 Millionen Euro
             teuren Studien vor vier Jahren in Auftrag gegeben, um
             über die Fortsetzung des Moratoriums über den Anbau
             von genveränderten Pflanzen zu entscheiden.
             Angesichts der unterschiedlichen Ergebnisse weisen die
             Forscher darauf hin, dass sich keine generellen
             Aussagen machen ließen und ein Einsatz von Fall zu Fall
             zu entscheiden sei. Das britische Kabinett will in den
             nächsten Monaten über seine Haltung zum Moratorium
             entscheiden. Der Chefwissenschaftler der britischen
             Regierung erklärte gegenüber der BBC, dass angesichts
             der Ergebnisse das Moratorium aufrechterhalten bleiben
             solle. 

             Untersucht wurden genmanipulierter Ölraps und Mais
             von Bayer sowie Gentech-Zuckerrüben von Monsanto.
             Alle drei Sorten wurden durch den Einbau von
             Bakterien-Genen unempfindlich gegen die
             Unkrautvertilger Roundup-Ready beziehungsweise
             Basta gemacht. Dadurch können diese recht
             aggressiven Herbizide stärker eingesetzt werden als
             normal. In der Folge werden im Fall von Raps und Rüben
             die Unkräuter viel stärker zurückgedrängt als beim
             konventionellen Vergleichssystem. Entsprechend leidet
             auch die Fauna. 

             Beim Mais hingegen macht das neue System eine
             spätere Anwendung des Unkrautvertilgers möglich, was
             netto etwas milder für die Umwelt ausfällt. Zudem nutzten
             die Bauern für den normalen Raps ebenfalls einen sehr
             aggressiven Vertilger, nämlich Atrazin, das in
             Deutschland bereits verboten ist und auch in der EU aus
             dem Verkehr gezogen werden soll. 

             Umweltschützer wie Greenpeace kritisierten die Studien
             als zu eng gefasst: Risiken wie die Auskreuzung der
             gentechnischen Eigenschaften auf Unkräuter wurden
             nicht untersucht. Erst im September hatte eine
             landesweite Debatte, an der über 40.000 Briten
             teilnahmen, eine breite Ablehnung der Gentechnik
             ergeben. "MATTHIAS URBACH 

             taz Nr. 7184 vom 17.10.2003, Seite 9, 102 Zeilen
             (TAZ-Bericht), MATTHIAS URBACH


Nicht akzeptiert
                           Gentech-Produzent Monsanto schließt
                           Niederlassungen
                           17. Okt. 2003

                           Der Konzern Monsanto - Produzent von Pestiziden und
                           Gentech-Saaten - hat am heutigen Freitag angekündigt,
                           Firmenniederlassungen in Großbritannien, Frankreich, 
                           Deutschland und Tschechien zu schließen und          
                           Mitarbeiter zu entlassen. Das berichtet die          
                  Umweltorganisation Greenpeace. Allein in
                           Großbritannien sollten Zweitdrittel der Angestellten 
                           das Unternehmen verlassen. Die Umweltorganisation    
                           wertet den Rückzug als Reaktion auf die Ablehnung der 
                           Gentechnik in Europa.
                           Hier könnten sich genmanipulierte Produkte bisher    
                           weder im Supermarkt noch auf den Feldern durchsetzen. 
                           Der Agrar-Konzern Bayer CropScience hatte bereits im 
                           September 2003 angekündigt,
                           keine Freisetzungsversuche mit genmanipulierten      
                           Pflanzen mehr in Großbritannien durchzuführen.

                           "Wir begrüßen diese Entscheidung. Die                
                           Gentech-Konzerne verlassen das sinkende Schiff. Sie  
                          müssen endlich akzeptieren, dass die
                           Verbraucher in Europa genmanipulierte Produkte       
                           mehrheitlich ablehnen und sie sich nicht aufzwingen  
                           lassen wollen", sagt Ulrike Brendel,                 
           Gentechnik-Expertin bei Greenpeace.

                           Die Nachricht über Schließungen von Monsanto fällt   
                           zusammen mit der Veröffentlichung von Ergebnissen der 
                           britischem Royal Society (Akademie der               
             Wissenschaften), die im Regierungsauftrag
                           Anbauversuche mit genmanipulierten Pflanzen im       
                           Vergleich zum Anbau auf konventionellen Feldern      
                      ausgewertet hatte. Auf Grund
                           des öffentlichen Drucks startete die britische       
                           Regierung 1999 ein vierjähriges Projekt, um die      
                      Risiken der Gentechnik auf Flora und
                           Fauna in der Landwirtschaft zu erforschen. Jetzt sei 
                           es amtlich: Der Anbau von gentechnisch veränderten   
                           Zuckerrüben und von Raps berge Gefahren für die      
                      Umwelt, so Greenpeace. Die
                           Untersuchungsergebnisse zu Gen-Mais seien allerdings 
                           noch umstritten.

                           "Europäische Regierungen dürfen diese Ergebnisse     
                       nicht ignorieren.
                           Auch die deutsche Bundesregierung darf sich nicht aus 
                           der Verantwortung stehlen und muss den Anbau von     
                           genmanipulierten Pflanzen sofort unterbinden. In     
                           Europa haben wir jetzt noch die Chance, den Geist in 
                           der Flasche zu halten" sagt Brendel.

                           Das Projekt der britischen Regierung hätte nur einen 
                           kleinen Teil der möglichen Risiken von Gen-Pflanzen  
                           untersucht, so der Hinweis. So wurde zum Beispiel    
                        nicht untersucht, welche Gefahren
                           mit der Auskreuzung genmanipulierter Pflanzen        
                    verbunden sind.
                           Auch Risiken für die menschliche Gesundheit hätten   
                           keine Berücksichtigung gefunden. Generell fänden     
                           diese Gefahren in der Forschung kaum Beachtung. Die  
                          Wissenschaft beschäftige sich
                           überwiegend mit agro-ökonomischen Untersuchungen wie 
                           mit der Ertragsleistung.





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