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<DIV>Pacz: "Eine Sternstunde deutscher Rundfunkgeschichte" </DIV>
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<DIV>Liebe Kolleginnen und Kollegen,</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>das journalistische Urgestein Gert von Paczensky, Autor vieler kritischer
Publikationen zu entwicklungspolitischen Fragestellungen, wird am 21. August in
Köln beigesetzt. Ich würde mich freuen, wenn aus diesem Anlass in einem
Ihnen/Euch zugänglichen öffentlichen Medium die folgende Erinnerung an eine
weitgehend unbekannt gebliebene Episode seines journalistischen Wirkens Platz
fände.</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>"Im Frühjahr 1975 kam es unter Radio Bremen-Chefredakteur Gert von
Paczensky zu einer ungewöhnlichen "Stunde der Wahrheit". In Vietnam
waren Hue und Da Nang schon von den Amerikanern verlassen, da gab
Paczensky bei fünf Autoren, u.a. bei mir, eine "Chronologie des Betrugs" in
Auftrag, die Darstellung falscher und verzerrter Berichterstattung über
Geschichte und Entwicklung des Indochina-Konflikts. Die Sendung führte zu einem
Aufschrei im rechten politischen Lager. Eine Beschwerde von Bernd Neumann,
seinerzeit CDU-Fraktionsvorsitzender in der Bremischen Bürgerschaft, im
Rundfunkrat (dem er selber angehörte) konterte der Chefredakteur mit der kühlen
Aufforderung, Neumann möge bitte seinen Protest schriftlich begründen. Als nach
Monaten noch immer keine Reaktion vorlag - die Amerikaner hatten inzwischen
längst auch Saigon verlassen -, mahnte Paczensky brieflich die Stellungnahme an
- allein dies schon ein unerhörter Vorgang in der ARD-Landschaft! Nach
Eintreffen von Neumanns umfangreicher Fleißarbeit nahm sich Paczensky die
Kritikliste vor: in seiner gründlichen Antwort für den CDU-Politiker und den
Rundfunkrat ließ er links Punkt für Punkt jeden einzelnen Vorwurf notieren,
rechts die Rechtfertigung der Chefredaktion, belegt mit Original-Zitaten aus
Dokumenten, amerikanischen, englischen und französischen
Presseveröffentlichungen: links - rechts, links - rechts, wie Watschen
zerfetzten Fakten das arrogante Ideologiegeschwafel. In der Zusammenfassung
fragte Paczensky freundlich an, ob die Kritik etwa mit dem Vorschlag verbunden
sei, Informationen zu unterschlagen - eine Sternstunde deutscher
Rundfunkgeschichte!"</DIV>
<DIV> </DIV>
<DIV>Klaus Jürgen Schmidt, "Der Weg nach Zimbabwe, oder: Versuche, die Fremde zu
verstehen", 1990, Ergebnisse-Verlag, Hamburg<BR><A
href="http://www.radiobridge.net">www.radiobridge.net</A></DIV>
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