<body style="font-family:Arial;font-size:14px"><strong><span face="">Finanzielle Nachhaltigkeit: Mehr als eine Frage des Geldes (2. Teil)</span></strong><br />
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<span face="">Stellen wir uns ein Medienhaus in einem Partnerland der internationalen MEZ vor. Dieses Medienhaus, sei es ein Verlag oder ein Sender, verfügt über eine langfristige und relativ sichere Finanzierungsquelle. Dabei ist es egal, ob die Finanzierung direkt durch eine demokratisch legitimierte Regierung, eine beitragszahlende Bevölkerung oder über eine ausländische MEZ-Institution gewährleistet wird. Nehmen wir ferner an, dass die redaktionelle Unabhängigkeit trotz der vielleicht als etwas einseitig zu erachtenden Geldquelle im Großen und Ganzen gewahrt bleibt, da mit Hilfe der ausländischen MEZ-Institutionen zuverlässige und sauber arbeitende Journalisten ausgebildet oder eingekauft wurden. </span><br />
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<span face="">Diese Journalisten machen Tag für Tag eine handwerklich einwandfreie Arbeit. Sogar die anfängliche Unbekanntheit des Medienhauses kann durch gezielte Marketingaktionen (z.B. über Werbung in sozialen Medien und eine bezahlte Anzeigenkampagne) ausgeglichen werden. Ganz zu Recht ist man stolz darauf, der Medienlandschaft eine weitere, eine unabhängige Stimme, hinzugefügt zu haben. Doch was tun, wenn der große Aufwand nicht richtig greift, wenn sich keine gesellschaftliche Resonanz durch die Informationsverbreitung stimulieren lässt? Welchen Nachweis hat man eigentlich dafür, dass hier nicht einfach ein künstliches Angebot geschaffen wurde, für das es keine wirkliche Nachfrage gibt? Das reine Vorhandensein und selbst eine große (oftmals erkaufte) technische Verbreitung sind noch lange kein Nachweis für eine wirkliche Nachfrage. </span><br />
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<span face="">Gute Arbeit in der MEZ erkennt man deshalb auch daran, dass Partnermedien dazu angehalten werden, ihre redaktionelle Themensetzung immer wieder durch gezielte Umfragen unter Konsumenten im Verbreitungsgebiet bewerten zu lassen. Auch die Auswertung von eingesendeten Kommentaren, Responsemöglichkeiten auf Webseiten und Formen des Crowdsourcing gehören sicherlich in diesen Kontext der Rückkopplung von der Nachfrage- zur Angebotsseite. Manche Redaktionen nehmen solche Umfragen sehr ernst, andere leider nicht. Dabei kommen auch unangenehme Wahrheiten ans Tageslicht. Bereits aufgebaute redaktionelle Kapazitäten müssten wieder ab- oder umgebaut werden, völlig neue Themen müssten erarbeitet werden. Ohne echten Druck passiert hier wenig.</span><br />
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<span face="">Am Ende sind es manchmal erst die Kontakte zu potentiellen Abonnenten, Werbekunden und Medienpartnern, die in einem Medienhaus eine wahrheitsgetreue und faktenbasierte Analyse der tatsächlichen Verbreitung eigener journalistischer Inhalte zwingend notwendig machen. Besonders die Werbekunden und Medienpartner interessieren sich nicht für die potentiellen Leser und Empfänger, die man gerne hätte. Sie interessieren sich nur für die wirklichen Leser und Empfänger, die man nachweislich auch hat. Anspruch und Wirklichkeit können bekanntlich gerade bei der Adressatenfrage sehr weit auseinanderklaffen. Erst die Erstellung von seriösen Mediadaten, die u.a. Informationen über Einschaltquoten, verkaufte Auflagen und Konsumentenstrukturen aus unabhängigen Quellen beinhalten müssen, führt zu einer Ausrichtung auf eine tatsächlich vorhandene Nachfrage.</span><br />
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<span face="">Ich will nicht bestreiten, dass gute Redaktionen nicht auch intuitiv wichtige Themen aufgreifen oder in die Diskussion einbringen können. Aber Abonnenten-, Werbekunden- und Medienpartnerzahlen können ebenfalls ein wichtiger Gradmesser für die Relevanz redaktioneller Themen auf der Nachfrageseite einer Gesellschaft sein. Wer hier die richtigen Themen setzt, der gewinnt nicht nur Abonnenten, Kunden und Partner, sondern sichert seinem Medium auch eine stärkere Verankerung im Partnerland.</span><br />
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<span face="">Daniel Blank</span><br />
<span face="">(Bonn)</span><br />
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<span face="">Finanzielle Nachhaltigkeit: Mehr als eine Frage des Geldes (1. Teil):</span><br />
<a href="https://listi.jpberlin.de/pipermail/fome/2013-May/001627.html">https://listi.jpberlin.de/pipermail/fome/2013-May/001627.html</a><br />
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