Liebe Liste,<br>
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ich arbeite seit 1997 im bzw. zum Sudan und Südsudan, davon in den
letzten fünf Jahren als Länderexperte für MICT. Daher bin ich zwar
kein neutraler Beobachter, kann aber hoffentlich etwas zur
Klarstellung einiger Fragen in dieser Debatte beitragen:<br>
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In jedem der betreffenden Projekte hat die Konzeption selbstverständlich damit
begonnen, die nord- und südsudanesischen KollegInnen nach ihren
Bedürfnissen zu befragen. Neben journalistischer Fortbildung nannten
sie immer einhellig die Verbesserung ihrer wirtschaftlichen
Arbeitsbedingungen als Hauptinteresse, worauf wir entsprechend
einzugehen versuchen. Es handelt sich mithin keineswegs um eine von
uns aufgepfropfte Agenda. Für Hintergrundinformationen darf ich auf
unsere Studie "<a href="http://www.mict-international.org/pdf/sudanstudie2012.pdf">The Sudanese press after separation</a>" vom letzten Jahr
hinweisen.<br>
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Vor allem möchte ich aber auf die Erfahrungen Bezug nehmen, die ich
jüngst bei unserer Konferenz "<a href="http://media-and-makers.tumblr.com/programme#M1" target="_blank">Media &
Makers: Juba 2012</a>" im Südsudan gemacht habe. Dort hat
Plural-Partner Thomas Koch mit zahlreichen MedienunternehmerInnen
die finanziellen Herausforderungen im südsudanesischen Kontext
diskutiert und auf dieser Grundlage mit ihnen zusammen innovative
Lösungsvorschläge erarbeitet. Dabei ging es natürlich auch um
Werbung, wobei Thomas immer wieder betonte, dass nur eine strikte
und transparente Trennung von Anzeigen und journalistischen Inhalten
die Glaubwürdigkeit bei der Leserschaft bewahrt. Und dass der
Südsudan die große Chance hat, die Fehler der westlichen Medien im
Online-Bereich zu vermeiden.<br>
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Im Gegensatz zu dem hier entstandenen Eindruck nahm allerdings das
Gespräch über die Vor- und Nachteile anderer Modelle weitaus
größeren Raum ein. Zum Beispiel die Bildung von Genossenschaften à
la taz. Merchandising à la taz-Espresso oder SZ-Cinemathek. Das
kommerzielle Veranstalten von Kongressen à la SZ-Führungstreffen
Wirtschaft. Vermarktung von Konzerten à la Ringier. Kleinanzeigen
und Vermittlungsbörsen wie Soulmates vom Guardian. Leserreisen für
Expats. Spezialisierte Newsletter-Angebote. Verlagsbeilagen.
Call-in-Shows. Ausweitung von Lokaljournalismus zur Steigerung der
Auflage bzw. Reichweite. Und so weiter und so fort. <br>
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Ein weiterer Schwerpunkt der Konferenz war die Diskussion über
Möglichkeiten von Open Source-Methodologien für südsudanesische
Medien, z.B. Crowd Sourcing, Crowd Mapping, Crowd Funding, Data
Journalism und Creative Commons. Also eben gerade keine klassisch
kapitalistische Herangehensweise, sondern "collaborative systems"
auf der Basis afrikanischer Erfolgsmodelle, die von Experten aus
Kenia und Nigeria vorgestellt wurden. <br>
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Zeitgleich fand übrigens eine Arbeitsgruppe statt für
JournalistInnen zu der Frage, wie diese ihre ökonomische Situation
gegenüber den Medienunternehmen verbessern können. Hierzu referierte
ein erfolgreicher Autor aus Nigeria. <br>
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In diesem Fall kann also mitnichten die Rede davon sein, dass KollegInnen aus
dem Norden KollegInnen im Süden paternalistisch aufdrücken, wo es
lang zu gehen hat. Entscheidend ist m.E. das durchgehend positive
Urteil der Betroffenen vor Ort, die leider generell nicht an dieser
FoME-Debatte teilnehmen. Bei Zweifeln an der guten Resonanz kann ich
gerne Kontakte vermitteln. <br>
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Last but not least: wer glaubt, Thomas sei ein unkritischer
Kapitalismusagent, tut ihm unrecht. Nachzulesen in seinem <a href="http://ufomedia.posterous.com/eine-empfehlung-an-die-medien-aus-dem-sud-sud" target="_blank">Blog-Post
zum Südsudan</a>:<br>
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"Was diese Medien von unseren unterscheidet, ist die Mission, die
sie jeden Tag leben, die jeden ihrer Schritte begleitet. Sie wollen
ihre Leser, Hörer und User bilden, schulen und positiv beeinflussen.
Sie wollen die Opposition sein, die gegen das herrschende Regime den
Prozess der Demokratisierung und der freien Meinungsbildung
vorantreibt. [..] Während wir unsere Zeitungen zu Tode sparen,
ausdünnen und einstellen, weil sie keinen Beitrag zur gewünschten
Rendite liefern, werden hier Zeitungen gegründet. Weil sie Teil
einer Vision sind." <br>
<br>
In diesem Sinne<br>
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Roman<br><pre class="moz-signature" cols="72">--
Roman Deckert
Editor <a href="http://theniles.org">theniles.org</a>
Media in Cooperation and Transition gGmbH
Brunnenstrasse 9
10119 Berlin, Germany
<a class="moz-txt-link-abbreviated" href="mailto:roman@mict-international.org">roman@mict-international.org</a>
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<a class="moz-txt-link-freetext" href="https://twitter.com/RomanDeckert">https://twitter.com/RomanDeckert</a>
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