<div dir="ltr">Liebe Fome-Liste,<br><br>im Projekt "Our Radio!", einem 
Gemeinschaftsvorhaben von DW Akademie, GIZ und der Ghana Independent 
Broadcasters Association (GIBA) kooperieren wir mit neun kommerziellen 
und Community-Radios in den abgelegenen Ecken von Ghana. Dabei versuchen
 wir, die Bereiche Journalismus, Technik und Management gleichermaßen im
 Auge zu behalten. Wir betreiben Hörerforschung, bieten Workshops und 
In-House-Beratung an und regen den Austausch hochwertiger Programme 
zwischen den Regionen an.<br><br>Als Projektmanager habe die Debatte 
über Journalismus und das Mediengeschäft interessiert verfolgt. Danke 
für die Beiträge! Auch ich finde, die langfristige Zusammenarbeit mit 
Medien in Entwicklungsländern, die letztlich über bessere 
journalistische Inhalte zur Demokratieförderung beitragen soll, muss die
 wirtschaftlichen Aspekte des Medienbetriebs mit berücksichtigen. Auf 
die Frage, wie Radios unter afrikanischen Bedingungen wirtschaftlich 
nachhaltig arbeiten können, weiß ich zwar keine Antwort, möchte aber 
einige Beobachtungen aus unserer Praxis mit dem Forum teilen.<br><br>Beobachtung
 0: Wir alle sehen schon länger, dass es schwierig ist, journalistische 
Qualität zu produzieren, wenn kein Geld da ist für Ausrüstung, 
Telefonkosten, Recherchefahrten und Journalistengehälter bzw. -honorare,
 die es erlauben, sein Leben zu leben, ohne pseudo-journalistische 
Inhalte für Interessengruppen platzieren zu müssen.<br><br>Beobachtung 
1: Die Rezipienten der Sender sind gerade in ländlichen Gebieten arm, 
die werberelevante Zielgruppe ist klein, so auch der Markt für 
Werbetreibende. Die Werbeminute wird für ein paar Euro verkauft. Kosten 
für technische Ausrüstung, Strom, Benzin und Kommunikation sind im 
Verhältnis zur Realität in Deutschland immens.<br><br>Beobachtung 2: 
Marketing- und Management-Konzepte, die sich in Industrie- und 
Schwellenländern bewährt haben, lassen sich nicht immer anwenden bei 
Sendern in Entwicklungsländern, wo andere Bedingungen herrschen. In 
Ghana scheint der Verkauf von Werbung weniger von Reichweiten, 
Zielgruppen und einem Markt für Werbung bestimmt zu sein als z.B. in 
Deutschland oder Südafrika. Dafür spielen Aspekte wie persönliche 
Bekanntschaften mit Werbetreibenden oder "Kickbacks" an Werbemakler eine
 viel größere Rolle.<br><br>Beobachtung 3: Private Radiosender haben in 
vielen Fällen Besitzer mit kommerziellen Interessen, die alle Gewinne 
abschöpfen und dem Management nur das allermindeste für den Betrieb und 
die Entwicklung des Senders lassen. Journalistische Qualität lässt sich 
unter diesen Bedingungen nur schwer realisieren.<br><br>Beobachtung 4: 
Bürgerradios haben es oft noch schwerer als kommerzielle Sender, weil 
sie weniger Werbeeinnahmen erzielen. Außerdem haben die Mitarbeiter 
andere berufliche Verpflichtungen und können, sofern sie dennoch viel 
Zeit und Herzblut in ihre Sendungen stecken, leicht von kommerziellen 
Sendern abgeworben werden. Journalistische Qualität lässt sich unter 
diesen Bedingungen nur schwer realisieren.<br><br>Ich freue mich auf 
einen weiteren Austausch in diesen Fragen und interessante Konzepte für 
die medienökonomische EZ (nennen wir sie MÖEZ ;))<br><br>Beste Grüße aus Accra,<br><br>Aarni Kuoppamäki<br><br>



<font><span style="font-weight:bold"></span></font>
<div style="text-transform:none;text-indent:0px;margin:0px;letter-spacing:normal;font:medium 'Segoe UI',Helvetica,Arial,sans-serif;white-space:normal;color:rgb(0,0,0);word-spacing:0px">
<font face="Arial"><font>Project Manager "Our Radio!"<br>
Development Advisor to Ghana Independent Broadcasters Association (GIBA)<br>
</font></font><font><font face="Arial"></font></font></div></div><div class="gmail_extra"><br><br><div class="gmail_quote">Am 22. Januar 2013 20:44 schrieb Daniel Blank <span dir="ltr"><<a href="mailto:Dan.Blank@gmx.de" target="_blank">Dan.Blank@gmx.de</a>></span>:<br>
<blockquote class="gmail_quote" style="margin:0 0 0 .8ex;border-left:1px #ccc solid;padding-left:1ex"><br>
Nur selten bringen Journalisten ihr Geld selber mit. Irgendwoher kommt das Geld immer: Mal vom Staat, mal von Werbekunden, mal von Banken, mal von Abonnenten, mal von reichen Gönnern, mal von MEZ-Organisationen. Alle Geldgeber verfolgen ihre Interessen. Sie zahlen nur, wenn das journalistische Produkt im Großen und Ganzen für sie stimmt. Völlige Freiheit ist nie.<br>

<br>
Mal ist der Rahmen für Journalisten enger gesteckt, mal ist er eher weiter. Manchmal spürt man ihn, manchmal nicht. Zudem sind einige Geldquellen nachhaltiger als andere. Es gilt Finanzierungswege zu erschließen, die die journalistische Arbeit möglichst wenig einschränken: Weder inhaltlich noch zeitlich. Da sind wir uns ja im Forum alle einig.<br>

<br>
Rein theoretisch wäre das mit jeder der oben genannten Quellen möglich. Rein theoretisch kann aber auch jede der oben genannten Quellen das Gegenteil bedeuten: Druck – inhaltlich und zeitlich. Der Trick ist also, den richtigen Umgang mit den einzelnen Finanzierungswegen durch professionelle Schulungen zu vermitteln. Ein großer weißer Fleck in der bisherigen MEZ.<br>

<br>
Viele Geldgeber (z.B. der Staat, politische Gruppen) schränken die Arbeit guter Journalisten in unseren Einsatzländern ein. Zudem haben Konsumenten oftmals nicht genug Geld für anspruchsvolle Medienprodukte. MEZ-Gelder können hier kurzfristig Freiräume schaffen: Inhaltlich und zeitlich. Doch was kommt dann? Können wir denn die großen Rahmenbedingungen ändern? Den Staat, die politischen und religiösen Gruppen, die wirtschaftlichen Eliten? Haben unsere Partner so viel Zeit?<br>

<br>
Mittelfristig können wir nur diejenigen sensibilisieren, die das Geld für die Journalisten reinholen sollen. Geld von Werbekunden ist dabei nur eine Möglichkeit von vielen, aber eine recht überschaubare: Werbekunden kommen selten mit Waffen vorbei, man kann sie ablehnen, man kann ihre Werbung sauber von journalistischen Inhalten trennen, sie stehen untereinander in Konkurrenz. Kurz: Man kann lernen, sie professionell zu managen.<br>

<br>
In meiner bisherigen Arbeit (im Anzeigenverkauf für internationale Medien) habe ich immer wieder von den Großunternehmen gehört, dass sie weder eine Vermengung noch ein Junktim zwischen Redaktion und Werbung wünschen. Konsumenten von Medienprodukten sind nicht dumm. Sie merken, wenn Inhalte gekauft sind. Sie wenden sich ab, die Verbreitung der Medienprodukte sinkt. Nicht nur Medienhäuser florieren durch Seriosität und Glaubwürdigkeit, sondern auch werbenden Unternehmen ist das Image ihrer Marke wichtig.<br>

<br>
Ein professioneller Umgang mit Werbekunden ist keine Zauberei, sondern ein Handwerk (wie der gute Journalismus), das man erlernen kann. Leider wissen auch in Deutschland nur wenige Journalisten, was ihre Kolleginnen und Kollegen in den Marketing und Sales Abteilungen ihrer Medienhäuser so alles drauf haben. Und das ist nicht wenig! Nicht zuletzt ist in Deutschland der Beruf der Medienkauffrau bzw. des Medienkaufmanns ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf.<br>

<br>
Medienhäuser sind also keine Schokoladenfabriken. Die Geldbeschaffung für Medien funktioniert ganz anders als bei normalen Unternehmen. Hier sollten wir auf die Expertise unserer gut ausgebildeten und erfahrenen Medienprofis nicht verzichten. Durch Schulungen können sie ihren Kolleginnen und Kollegen in vielen Ländern den Rücken stärken, wenn es darum geht, Journalisten vor inhaltlicher Einflussnahme zu schützen und sie finanziell abzusichern.<br>

<br>
Euer<br>
<span class="HOEnZb"><font color="#888888">Daniel Blank<br>
(Bonn)<br>
_______________________________________________<br>
FoME Mailingliste<br>
JPBerlin - Politischer Provider<br>
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</font></span></blockquote></div><br></div>