<html><head></head><body style="word-wrap: break-word; -webkit-nbsp-mode: space; -webkit-line-break: after-white-space; "><div>
        
        
        <p lang="de-DE" style="margin-bottom: 0in">Zur Debatte Plural Media
Services</p><p lang="de-DE" style="margin-bottom: 0in">zunächst möchte ich
allen Beteiligten für die spannende Debatte auf der FOME-Liste
danken, die ich in den letzten Tagen ein Stück weit für meine
brasilianischen KollegInnen vom Weltverband der Community Radios
(AMARC) aufgerollt habe. Der Grund für diese Mühe ist naheliegend,
seit Jahren vertritt AMARC, so wie viele weitere Verbände in der
Region die Auffassung, dass auch nicht-kommerzielle Radios sich
anteilig durch Werbung finanzieren dürfen sollten. Erlaubt ist in
Lateinamerika, nicht zuletzt wegen des Lobbyings „grosser
Medienhäuser“, bisher oft nur die Nennung von lokalen SpenderInnen
und UnterstützerInnen im Radio. Verstöße dagegen haben die
Schliessung der Radios oder den Verlust der Lizenz zur Folge. Soviel
vorab nur zur Info, um kurz den Kontext zu umreissen, in dem wir uns
hier bewegen.</p><p lang="de-DE" style="margin-bottom: 0in">Sicher, „Medienhäuser“
und Community Radios haben auf den ersten Blick nicht viel gemein.
Finanzieren müssen sich in ihren Fix- und (oder) Personalkosten
jedoch alle Medien irgendwie. Und genau in diesem Punkt führt die
Debatte auf der Liste zu drei wichtigen Fragen, die wir uns bei
Gesprächen gestellt haben und die ich für Euch zusammenfassen
möchte.</p><p lang="de-DE" style="margin-bottom: 0in">1. Warum ist der Fokus der
Schulungen ausschließlich auf „große Medienhäuser“
ausgerichtet, anstatt alle interessierten Medien gleichermaßen
anzusprechen? Falls die weiterhin verwendete Formulierung „neu
entstehende Medienmärkte“ mehr als eine allgemeine Metapher seien
sollte, dann findet an dieser Stelle außerdem eine problematische
Vorauswahl statt, die alle weiteren Medien (gemeinnützig,
nicht-kommerziell, frei, alternativ, etc.) zu nicht-merkantilen
„kleinen“ Anhängseln degradiert.</p><p lang="de-DE" style="margin-bottom: 0in">Keine Frage,
unterschiedliche Reichweiten, Verbreitungswege, Publika,
Arbeitsweisen und Organisationsformen einzelner Medien gilt es zu
beachten. Die Konzeption allgemeiner „Schulungsprogramme“ für
„Fundraising & Marketing“ wird dadurch sicherlich erschwert.
Dennoch, in Lateinamerika wird in letzter Zeit verstärkt krisitiert,
dass nahezu alle bestehenden Monopole und Oligopole im Mediensektor
in ihrer Entstehung staatlich subventioniert und gefördert wurden.
Historisch betrachtet steht diese Ungleichbehandlung bis heute einer
Demokratisierung der Medien im Weg. Vielleicht sollten
EZ-Organisationen aufpassen, dass sie sich wegen der Auswahl ihrer
PartnerInnen nicht zehn Jahre nach dem Arabischen Frühling mit der
gleichen Kritik herumschlagen müssen...</p><p lang="de-DE" style="margin-bottom: 0in">2. „Sollen die Medien
ewig von Entwicklungshilfegeldern abhängig bleiben?“ - tun sie ja
gar nicht, denn zumindest in Lateinamerika, kommen die meisten
existierenden Community Media nicht in diesen Genuss, weil das intensiv
geförderte media building gerade anderswo stattfindet. Ist aber verständlich und nicht so schlimm. Das Problem ist vielmehr, dass viele Community
Radios (um zum Beispiel zurückzukommen) vor der ungelösten Frage
stehen, wie sie sich als Medien finanziell überhaupt nachhaltig
organisieren können? Nicht zuletzt ihre prekäre ökonomische
Situation verführt eine Reihe von Sendern beispielsweise dazu, alle
Wahljahre wieder (oder auch häufiger) ihre politische Unabhängigkeit
zu opfern, um durch diese Art von Patenschaften auch bei leeren
Kassen den Sendebetrieb zu gewährleisten. Ein hoher Preis.</p><p lang="de-DE" style="margin-bottom: 0in">Doch die Alternativen
dazu? Sicherlich gibt es strahlende Beispiele, wie den
Unterstützungsfonds der „<span lang="fr-FR">radios associatives</span>“
in Frankreich, der die jährlichen steuerlichen Abgaben kommerzieller
Radio- und TV-Sender an nicht-kommerzielle (nicht-staatliche)
Projekte umverteilt. Doch dass ist politisch auf die Schnelle oft ein
schwer umsetzbares Ziel. Zyklische Projektfinanzierung durch
Stiftungen, etc. allein, führt in der Praxis ebenfalls zu
Diskontinuitäten: kurz vor Ablauf der Projekte versuchen viele
MitarbeiterInnen schnell irgendwo anders unterzukommen, wenn das
eigene Radio keine Anschlussförderung bekommt. Und Sender allein
durch den Verkauf von T-Shirt und die Organisation von Soli-Parties
zu erhalten, ist ebenfalls kein tragendes Universalrezept und
erfordert einen hohen personellen Aufwand ausserhalb der Sendekabine.</p><p lang="de-DE" style="margin-bottom: 0in">3. Warum also nicht
Werbung und Anzeigen?</p><p lang="de-DE" style="margin-bottom: 0in">Das Erstaunliche an der
Pro-Kontra-Debatte der Liste darüber, welche
Finanzierungsmöglichkeiten nun politisch legitim oder nicht sind, erschienen uns weniger die Argumente der Beteiligten (auch wenn diese
durchweg spannend und gut informiert sind) sondern eher die oftmals
erhobenen Zeigefinger zwischen den Zeilen. Hier in Brasilien
überlässt es AMARC den Community Radios zu entscheiden, wie sie es
mit der Werbung halten. Da es ein Anliegen und eine Forderung vieler
Radios ist, Werbung senden zu dürfen, um ihren nicht-kommerziellen
Sendebetrieb dauerhaft zu gewährleisten, ist es jedoch ein wichtiges
Thema bei der Diskussion über eine neue Mediengesetzgebung.
Sicherlich gibt es Vorbehalte, was eine drohende Kommerzialisierung
der Programmstruktur und -inhalte angeht, aber anstatt die
antikapitalistische Keule zu schwingen, hat sich AMARC hier für eine
pro-aktive Position entschieden. Die besteht zum Beispiel im Verweis
auf die (in Irland) erfolgreiche Beschränkung der Werbefinanzierung
eines Radios auf 50% der Gesamteinnahmen, in der Forderung,
staatliche Anzeigen nach einem transparenten Schlüssel auf alle
Medien zu verteilen (und nicht wie bisher, damit defizitäre „große
Medienhäuser“ am Überleben zu halten) und eben auch dem Aufbau
öffentlicher Fonds, die einer zu starken Abhängigkeit von
Werbeeinnahmen entgegenwirken.</p><p style="margin-bottom: 0in"><span lang="de-DE">Darin liegt ein
Versuch begründet </span><span lang="de-DE">"gemeinsam vor Ort
[</span><span lang="de-DE">zu</span><span lang="de-DE">] entwickeln",
</span><span lang="de-DE">kritisch aber ohne ideologische
Scheuklappen. Die können sich die Radios, wenn sie wollen, ja auch
selber überziehen...</span></p><p style="margin-bottom: 0in">Leider werde ich zum
jour fix nich in Berlin sein, beteilige mich jedoch gern weiter
online an der Debatte, auch gern in puncto konkrete
Finanzierungsmodelle.</p><p style="margin-bottom: 0in">Beste Grüße,</p><p style="margin-bottom: 0in"><span lang="de-DE">Nils Brock</span></p></div><div><br></div><div><br></div><br><div><div>On Jan 14, 2013, at 10:41 AM, <a href="mailto:Radiobridge@aol.com">Radiobridge@aol.com</a> wrote:</div><br class="Apple-interchange-newline"><blockquote type="cite"><br>

<meta content="text/html; charset=ISO-8859-1" http-equiv="Content-Type">
<meta name="GENERATOR" content="MSHTML 9.00.8112.16457">
<div style="FONT-FAMILY: Arial; COLOR: #000000; FONT-SIZE: 10pt" id="role_body" bottommargin="7" leftmargin="7" rightmargin="7" topmargin="7"><font id="role_document" color="#000000" size="2" face="Arial">
<div>Zur Debatte:<br>Medienhilfe in "neuen, entstehenden 
Märkten"<br> <br>Vor mir liegt ein vorweihnachtlicher Rundbrief der 
Berliner taz-Aboabteilung mit folgender Bestandsaufnahme:<br>"... nun ist sie 
da, die Medienkrise, und hat den deutschen Zeitungsmarkt voll erwischt. Sie 
haben davon gehört und gelesen, dass die Printprodukte kaum noch zahlende 
LeserInnen finden, weil immer mehr Menschen die Online-Angebote umsonst 
nutzen."</div>
<div> </div>
<div>Mit einem Appell zur Unterstützung gibt die unterzeichnende Ines Pohl 
folgende Erkenntnis preis:<br>"Als taz-Chefredakteurin spreche ich sehr oft mit 
meinen Kollegen und den wenigen Kolleginnen - es sind ja nach wie vor fast 
ausschliesslich Männer -, die die Geschicke der Zeitungen in ihren Händen 
halten. Und ich bin zunehmend überrascht, nein, das ist zu vorweihnachtlich 
versöhnlich. Eigentlich bin ich verärgert, wie unsere Branche die 
existenzbedrohenden Probleme analysiert.<br>Es ist schon bemerkenswert, dass bei 
Medientagen nicht mehr über die inhaltliche Arbeit der Journalisten diskutiert 
wird - sondern dass es auch dort vor allem um Erlösmodelle und Bezahlschranken, 
um Marketing und Vermarktung geht. Dies verdrängt die Frage, warum es 
Journalismus überhaupt geben muss und was unsere Verantwortung, aber auch unsere 
Existenzberechtigung ist. Journalistische Inhalte und Konzepte, inklusive die 
KollegInnen, werden in erster Linie als Kostenverursacher verhandelt. Viel zu 
wenig sprechen wir darüber, warum die derzeitige Medienkrise so gefährlich ist 
und warum viel mehr auf dem Spiel steht als das Überleben einzelner Medienhäuser 
und die Sicherung der Arbeitsplätze."<br> <br>Für mich ist die Konsequenz 
aus der Erkenntnis von Ines Pohl, dass die Medienhäuser des Südens nicht die 
selben Fehler machen sollten wie wir hier, wo sich gelegentlich auch die taz 
gezwungen sah, sich z.B. an "Schnäppchenmärkten" zu beteiligen: <a href="http://www.radiobridge.net/corner.html#schnaeppchen">www.radiobridge.net/corner.html#schnaeppchen</a>).</div>
<div> </div>
<div>Medienhäuser des Südens brauchen Rat, der sie wegführt von versagenden 
ökonomischen Strukturen!<br> <br>Wie kann das gehen?<br> <br>Um die 
Debatte weiter zu befördern, habe ich eine eigene Website eingerichtet, auf der 
mit einem Beispiel gleich zu Beginn geklärt wird, was gelegentlich unter "neuen, 
entstehenden Märkten" verstanden wird.</div>
<div> </div>
<div>Es gibt dort auch einen Link zur Anmeldung bei der 
FOME-Liste.<br> <br>Klaus Jürgen Schmidt<br><a href="http://www.radiobridge.net/mediendebatteA.html">http://www.radiobridge.net/mediendebatteA.html</a></div>
<div> </div>
<div><font lang="2" color="#133064" size="3" face="Arial" family="SANSSERIF" ptsize="12"><u></u></font> </div></font></div>_______________________________________________<br>FoME Mailingliste<br>JPBerlin - Politischer Provider<br><a href="mailto:FoME@listi.jpberlin.de">FoME@listi.jpberlin.de</a><br>https://listi.jpberlin.de/mailman/listinfo/fome<br></blockquote></div><br></body></html>