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5/2006</STRONG> </TD></TR>
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alt="Satellitenantennen in in Kolumbien"
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<TD class=bildquelle width=174>Foto: Marco Berger /
CIM</TD>
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<TD class=textklein>Kolumbien: Friedensarbeit über den
Sender</TD>
<TD> </TD></TR></TBODY></TABLE>
<H2>Kolumbien: Journalisten kämpfen um Aufklärung</H2>
<P>
<P><SPAN class=fliesstext>Interne bewafffnete Konflikte,
Drogenanbau und organisierte Kriminalität machen
Kolumbien enorm zu schaffen. <SPAN class=fliesstext>Ziel eines
Projekts des Centrums für internationale Migration und
Entwicklung (CIM) ist es, die Bevölkerung intensiv an der
Friedensarbeit für Kolumbien zu beteiligen. Der Weg führt
dabei über das Fernsehen. </SPAN></SPAN></P>
<P><SPAN class=fliesstext><SPAN class=fliesstext>Im Auftrag
des CIM unterstützt der deutsche Journalist Marco Berger
deshalb </SPAN></SPAN><SPAN class=fliesstext>den Canal U, den
Universitätssender von Medellin. </SPAN><SPAN
class=fliesstext>Für e.velop schildert Berger sehr
eindrucksvoll die Situation des Landes. Er erklärt, warum es
so schwierig ist, mit kritischen Sendungen Gehör zu finden -
und welche Möglichkeiten es gibt, die Menschen zu
erreichen. </SPAN></P>
<P><SPAN class=fliesstext></SPAN><SPAN
class=zwischenueberschrift>Opfer- und Täterrolle im
Wechselspiel</SPAN></P>
<P><SPAN>Wie schnell Opfer zu Tätern in Kolumbien werden,
zeigt das Beispiel der Familie Rodriguez. Das Paar gerät mit
seinen sechs Kindern in den Schusswechsel von Paramilitärs und
Guerilleros. Aus Angst um ihr Leben verlässt die Bauernfamilie
über Nacht Haus und Hof. Ab sofort sind die Flüchtlinge acht
von drei Millionen Vertriebenen im
Land.<BR><BR></SPAN><SPAN>In Rio Negro, einem Vorort von
Medellin, ist die Familie sicher, aber wovon soll sie leben?
Eine Tochter sucht ihr Auskommen bei der Guerilla, der Jüngste
landet bei den Paramilitärs und sein Bruder bei der Armee.
Letzterer räumt die Minen weg, die seine Schwester gelegt hat.
Früher war auch der andere Bruder bei der Guerilla. Doch der
wechselte die Seiten, weil seine Einheit nach einem
Schusswechsel mit der Armee seine Schwester im Busch verwundet
liegen ließ. </SPAN></P>
<P><SPAN>Heute schießt der 20jährige Ex-Guerillero für die
Paras. "Die zahlen auch besser." Die Umstellung fällt nicht
schwer. Sogar seinen neuen Boss kennt der junge Mann gut. Zu
Guerilla-Zeiten hatte er mitgeholfen, ihn zu entführen und
dessen Familie zu erpressen. Der Para-Lider weiß davon, und
der Neue weiß, dass der Boss davon weiß. </SPAN></P>
<P><SPAN>Eigentlich wollte der ehemalige Rebell lieber zur
Armee. Die versprach ihm tatsächlich eine Uniform und einen
ordentlichen Sold - unter einer Bedingung: Er müsse alles über
seine Ex-Kameraden bei der Guerilla ausplaudern, Verstecke,
Lager, Waffennachschub und mehr. Als nichts mehr aus ihm
rauszuholen ist, sagen sie ihm: "Nix ist mit Soldatentum, du
kannst froh sein, dass wir dich nicht einsperren." </SPAN></P>
<P><SPAN>Was soll er jetzt machen? Auf der Straße kann sich
der Verräter nicht mehr sicher fühlen. Eine normale Arbeit
wird er nicht finden. Er kann kaum lesen und schreiben
und hat nichts gelernt außer Schießen und Robben. Den
Programmen der Regierung zur Wiedereingliederung von
Ex-Kombattanten in die Gesellschaft traut er nicht. Vielleicht
weiß er auch nichts oder nur wenig davon. Er braucht
Geld, und vor allem braucht er Schutz. Dann liegt er tot auf
der Straße: Motorradunfall, heißt es.</SPAN></P>
<P><SPAN class=zwischenueberschrift>Nicht anklagen, sondern
Verständnis fördern </SPAN></P>
<P><SPAN class=zwischenueberschrift></SPAN><SPAN>Was davon
veröffentlichen wir? Oder ignorieren wir die Geschichte? Wem
und was bringt es, wenn wir sie im Fernsehen ausstrahlen? Ein
Einzelfall ist das nicht, soviel ist klar. Wir wollen nicht
anklagen. Nur verstehen, verständlich machen, Verständnis
fördern. </SPAN></P>
<P><SPAN>Wer, wenn nicht wir, könnte diesen Job machen? Wir
kennen Opfer und Täter. Mit einigen haben wir als Kinder
gespielt. Wir wollen Frieden. Wir sind Lokaljournalisten und
müssen dringend unsere Medienkompetenz steigern, aber wie? Wie
können wir einen einheitlichen Standard bei Recherche,
Realisierung, Schnitt, Sprachaufnahme, Vertonung und so
weiter sicherstellen, um überhaupt wahrgenommen zu
werden?</SPAN></P>
<P><SPAN class=zwischenueberschrift>Hintergründige Reportagen
sind Mangelware</SPAN></P>
<P><SPAN>Fast überall auf der Welt schauen die Menschen
durchschnittlich drei Stunden täglich in die Röhre, allerdings
immer seltener, um sich zu informieren. Wer abends erschöpft
nach Hause kommt, will die Beine hochlegen, sich berieseln
lassen. Das ist in Deutschland nicht anders als in Kolumbien.
Allerdings, wer genug hat von Superstars, die angeblich ganz
Deutschland sucht, hat die Möglichkeit, auf gutgemachte
Reportagesendungen zu switchen oder sich einen Doku-Kanal zu
suchen. </SPAN></P>
<P><SPAN>Anders in Lateinamerika. Hier fehlt die berühmte
Wissenslücke, die in Europa zwischen den wenigen gut
informierten Zuschauern und den Konsumenten immergleicher
Massenware klafft. Sie fehlt, weil es jenseits von Show,
Sport, Telenovelas, billig gemachten Nachrichtensendungen und
so genannten Realities schlichtweg nichts gibt. Investigative,
hintergründige Reportagen? In Kolumbien
Fehlanzeige!</SPAN></P>
<P><SPAN class=zwischenueberschrift></SPAN><SPAN
class=zwischenueberschrift></SPAN><SPAN>Das hat vor allem
ökonomische Gründe. Ein Reportagemagazin verhält sich zu einer
Spielshow umgedreht proportional. Recherchen, Transport,
Hotel, Material und Personal kosten viel Geld und bringen doch
vergleichweise wenige Sendeminuten.<SPAN> </SPAN>Hier
versucht der Universitätskanal von Medellin, Canal U<EM>,</EM>
mit seinem Projekt "Acceso Publico"
gegenzusteuern.</SPAN></P><SPAN>
<P><SPAN class=zwischenueberschrift>Canal U will Geschichten
erzählen und Frieden stiften</SPAN></P></SPAN>
<P><SPAN>Erstmals soll es gelingen, den besten
journalistischen Nachwuchs an Universitäten und Lokalsendern
in und um Medellin zu vereinen, um gemeinsam Geschichten zu
recherchieren und in einem wöchentlichen Magazin
auszustrahlen. </SPAN></P>
<P><SPAN></SPAN><SPAN>Junge Reporter, Kameraleute und Cutter
kommen wenigstens einmal in der Woche in der Redaktion von
"Canal U" zusammen, um über Produktion und Ausstrahlung
friedensfördernder Themen zu beraten. Hier trifft sich,
wer zum Studiengang Journalismus einer<SPAN> </SPAN>-
meist in Medellin ansässigen - Universität oder zu einem der
150 Lokalsender im Bundesstaat Antioquia
gehört. </SPAN></P>
<P align=left><SPAN>Der Aufbau eines flächendeckenden
Korrespondentennetzes in einem der bevölkerungs- und
konfliktreichsten Bundesstaaten Kolumbiens ist der Anspruch
der Sendeleitung von Canal U. Das Netzwerk soll lokalen
Friedensreportern mehr Gewicht verschaffen und zum Modell für
andere Konfliktregionen im Land werden. </SPAN></P>
<P align=left><SPAN></SPAN><SPAN>Jede Reportage wird in der
Sendung "Acceso Publico" (öffentlicher Zugang)<B> </B>im
Programm von Canal U ausgestrahlt und anschließend als
Flash-Video ins Internet gestellt. Dazu hat Canal U auch eine
eigene Webpage geschaffen.</SPAN></P>
<P align=left><SPAN class=zwischenueberschrift>Von den Chancen
und Problemen der Wiedereingliederung</SPAN></P>
<P><SPAN>Auf dieser Webpage findet sich beispielsweise der
Beitrag "Reinsertados" der Universität Luis Amigó. Er
beschäftigt sich mit den Schwierigkeiten und Chancen der
Wiedereingliederung von ehemals bewaffneten Gruppen in die
Zivilgesellschaft. </SPAN></P>
<P><SPAN>Protagonist des Beitrags ist Alexis, ein 35jähriger
Familienvater, der im Medelliner Stadtteil Manrique Anführer
eines paramilitärischen Verbandes war. Alexis bewachte und
verteidigte sein Revier mit Waffengewalt. Mit Einbrüchen,
Drogengeschäften, Erpressungen, Entführungen und sehr
wahrscheinlich auch Auftragsmorden hielt sich der Rädelsführer
über Wasser. Eine Chance auf legalen Broterwerb sah Alexis
nicht. Ein Wunder, dass er noch am Leben ist. </SPAN></P>
<P><SPAN>Heute ist der Stadtteil Manrique weitgehend
befriedet. Die Paramilitärs haben im Rahmen der landesweit
ausgerufenen Kampagne zur "desmovilización" ihre Waffen
abgegeben und die Kampfanzüge ausgezogen. Ein Übergangsgeld
von derzeit umgerechnet hundert Euro monatlich hält sie von
beschaffungskriminellen Aktionen mit ihren oft tödlichen
Folgen ab. Was aber passiert, wenn die Unterstützung
ausbleibt? Wenn es den Kombattanten von einst nicht gelingt,
innerhalb kürzester Zeit, Aus- oder Arbeitsplätze zu
finden?</SPAN></P>
<P><SPAN class=zwischenueberschrift>Auf Mitverantwortung
hinweisen</SPAN></P>
<P><SPAN>Der etwa zehnminütige Beitrag der Studenten geht
genau dieser Frage nach, versucht Publikum, aber auch
Entscheidungsträger in Politik und Wirtschaft auf ihre
Mitverantwortung bei der Beilegung des bewaffneten Konfliktes
in Städten und Gemeinden aufmerksam zu machen. Mit welchem
Erfolg, ist noch nicht absehbar. </SPAN></P><SPAN>
<P><SPAN>Klar ist allerdings, dass die Nachwuchstalente unter
den Journalisten in Medellin seit "Acceso Publico" einen
Motivationsschub zur Produktion von Beiträgen verspüren. Mit
dem neuen Sendeformat und einer eigens für das Projekt mit
CIM-Mitteln angeschafften Kamera- und Schnittausrüstung steht
den Newcomern ein eigener zensurfreier Sendeplatz zur
Verfügung, der eifrig genutzt wird.</SPAN></P></SPAN>
<P><SPAN></SPAN></P>
<P><SPAN class=zwischenueberschrift>Ein Traum ... </SPAN></P>
<P><SPAN>Und es gibt einen neuen Traum: Einmal genügend Geld
haben für eine Telenovela, in der der bewaffnete Konflikt im
Land so thematisiert würde, dass Kolumbianer wie auch
Ausländer ihn endlich einmal verstünden. Durchaus auch mit
viel Schmalz und Liebe. Hauptsache ist, wir Journalisten
erreichen auf diesem Weg unser Publikum! Mit einer Telenovela,
die Geschichten erzählt und allein deswegen die Masse
anspricht. </SPAN></P>
<P><SPAN>Dadurch können komplizierte Zusammenhänge aufdröselt
und die Guten und die Bösen benannt werden, ohne ihre Namen
veröffentlichen zu müssen - ein überlebenswichtiges Kriterium
in Kolumbien: Mehr als zehn Journalisten pro Jahr starben in
den vergangenen zehn Jahren in Kolumbien bei der Ausübung
ihres Berufes. </SPAN></P>
<P><SPAN>Vielleicht schaffte man es mit einer Telenovela
sogar, das Publikum im wahren Leben für die Richtigen und das
Richtige zu mobilisieren. Einen Versuch wäre es
wert.</SPAN></P>
<P><SPAN>(Autor: Marco Berger TV-Journalist und Mitarbeiter
des Centrums für internationale Migration und
Entwicklung in Medellin/Kolumbien)</SPAN></P>
<P></P></TD></TR>
<TR>
<TD class=ezinemag>
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<DIV class=ezinekontex>Kontext</DIV>
<P>
<P>>> <A
title="Dieser Link öffnet sich in einem neuen Fenster"
href="http://www.canalu.com.co/index.jsp"
target=_blank>Canal U Website (span.)</A><BR>>> <A
title="Dieser Link öffnet sich in einem neuen Fenster"
href="http://www.cimonline.de" target=_blank>zur CIM-Webseite
</A><BR>>> <A
title="Dieser Link öffnet sich in einem neuen Fenster"
href="http://www.100-fotos-fuer-die-pressefreiheit.de/Tafeln/gross/Kolumbien_1.html"
target=_blank>100 Fotos für die Pressefreiheit</A></P>
<P></P></DIV></TD></TR></TBODY></TABLE></TD></TR></TBODY></TABLE></TD></TR></TBODY></TABLE><BR
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