[FoME] Fernsehsender beraten

Christoph Dietz Christoph.Dietz at CAMECO.ORG
Do Jul 9 11:50:23 CEST 2020


Fernsehsender beraten. Organisationsentwicklung, Innovationsstrategien
und Change Management
Von Dr. Guido Vogt
Nomos Verlag, 2019, 306 Seiten, broschiert, € 59,-
https://www.nomos-shop.de/titel/fernsehsender-beraten-id-81895/

Frage: Herr Vogt, ist Ihr Buch "Fernsehsender beraten" auch für die
Zusammenarbeit mit Fernsehstationen im globalen Süden relevant?

Vogt: Die UNESCO sieht in wirtschaftlich erfolgreichen Medien und einem
qualitativ hochwertigen Journalismus Grundvoraussetzungen zur
gesellschaftlichen Entwicklung. Die Rekrutierung von fachlich geeignetem
Personal - und dessen Ausbildung - werden als entscheidend für die
Professionalität der Inhalte gewertet.

Frage: Was heißt das konkret?

Vogt: Das Buch enthält eine Reihe von Tipps für die Entwicklung von
Geschäftsmodellen für Fernsehsender ­-­ insbesondere angesichts der
zunehmenden Konkurrenz von Bewegtbild-Angeboten im Internet. Hilfreich
finde ich auch die Methoden um mit Hilfe einer nicht-hierarischen
Arbeitsorganisation und einer offenen Kommunikation qualifiziertes
Personal zu gewinnen, zu binden und zu entwickeln.

Frage: Im Zentrum ihres Buches steht der Beratungsansatz der
Organisationsentwicklung. Die Kernthese lautet „Betroffene zu
Beteiligten machen“. Inwiefern funktioniert das auch in Entwicklungs-
und Schwellenländern?  

Vogt: Das kann durchaus funktionieren. Die Deutsche Welle Akademie
greift beispielsweise im Rahmen ihrer Medien-Entwicklungszusammenarbeit
auf eine Mischung aus Fachberatung und Organisationsentwicklung zurück.
Der wertschätzende, respektvolle Umgang mit den Partnern, zusammen mit
einer offenen, fairen und verbindlichen Kommunikation haben dabei den
gleichen Stellenwert wie die Professionalisierung des Personals.   

Frage: Sie waren im Auftrag der Deutsche Welle Akademie in Marokko,
Tunesien und Algerien. Gab es nicht Widerstände gegen Ihren Ansatz
"Betroffene zu Beteiligten zu machen"?

Vogt: Man braucht viel Geduld und einen langen Atem. Gerade in
arabischen Ländern verlaufen Entscheidungsprozesse traditionell von oben
nach unten: die einzelnen Berufsgruppen sind streng getrennt, offene
Kritik an Führungskräften ist verpönt. Wer sich als Berater das Motto
„Betroffene zu Beteiligten zu machen“ zu eigen macht, muss erst mal
beweisen, dass der Abbau von Hierarchien und die Auflösung der Grenzen
zwischen einzelnen Berufsgruppen - z.B. im Rahmen der digitalen
Produktion - finanziell erfolgreich sein kann.

Frage: Die finanzielle Seite alleine dürfte kaum ausreichen, um die
Leute zu motivieren.

Vogt: Das stimmt, aber es geht darum, überhaupt erst einmal loszulegen.
Am besten mit ganz praktischen Ansätzen - wie etwa der Etablierung von
crossmedialen Verwertungsketten oder mit der mobilen
Smartphone-Produktion. Das führt zu Aha-Erlebnissen und vermittelt den
Partnern das Gefühl, am Puls der Zeit zu agieren. Wenn es dann auch noch
positives Feedback vom Publikum gibt, ist man auf einem guten Weg.

Die Fragen stellte Christoph Dietz

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