[FoME] Liste der Feinde der Pressefreiheit wird länger
Christoph Dietz
Christoph.Dietz at CAMECO.ORG
Do Mai 3 15:33:34 CEST 2012
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03.05.2012 15:06 >> ( mailto:presse at reporter-ohne-grenzen.de )
Alle fünf Tage ein toter Journalist / ROG-Büro in Libyen geplant /
Liste der Feinde der Pressefreiheit
03.05.2012 - Zum Internationalen Tag der Pressefreiheit am 3. Mai
stellt Reporter ohne Grenzen (ROG) die neue Liste der „Feinde der
Pressefreiheit“ vor und verurteilt die zunehmende Gewalt gegen
Journalisten. Seit Jahresbeginn wurden weltweit 21 Journalisten und 6
Blogger getötet, viele von ihnen in Kriegsgebieten wie Syrien oder
Somalia. Im Schnitt kam alle fünf Tage ein Berichterstatter ums Leben.
Um in den arabischen Ländern den Aufbau einer freien Presse zu
unterstützen, plant ROG die Eröffnung eines Büros in Libyen.
Die neue Liste der „Feinde der Pressefreiheit“ ist von 38 auf 41
gewachsen, obwohl einige der größten Gegner unabhängiger
Berichterstattung gestürzt wurden, etwa die Despoten in Libyen und
Jemen. Die Liste umfasst Staatschefs, paramilitärische Gruppen und
kriminelle Netzwerke, die unabhängige Berichterstattung unterdrücken und
der Bevölkerung ihr Informationsmonopol aufzwingen. Auffällig ist, dass
es in einer immer größeren Zahl von Ländern mehr als einen „Feind der
Pressefreiheit“ gibt.
Sechs neue „Feinde der Pressefreiheit“ hat ROG in diesem Jahr in die
Liste aufgenommen:
- den ägyptischen Militärrat, der Pressefreiheit ebenso missachtet wie
der gestürzte Präsident Hosni Mubarak,
- den pakistanischen Geheimdienst,
- die islamistische Terrorgruppe Boko Haram in Nigeria,
- den Führer der zu Aserbaidschan gehörenden Autonomen Republik
Nachitschewan, Wassif Talibow,
- Kim Jong-un in Nordkorea, der die Diktatur seines Vaters Kim Jong-il
nach dessen Tod fortsetzt, sowie
- den Informationsminister von Somalia, der Medien systematisch
unterdrückt.
In sechs Ländern zählt Reporter ohne Grenzen inzwischen zwei Feinde der
Pressefreiheit:
- Russland: Staatschef Wladimir Putin und Tschetscheniens Präsident
Ramsan Kadyrow
- Iran: Präsident Mahmud Ahmadinedschad und den religiösen Führer Ali
Chamenei
- Pakistan: die Taliban und den Geheimdienst
- Aserbaidschan: Präsident Ilcham Alijew und den Führer der zu
Aserbaidschan gehörenden Autonomen Republik Nachitschewan, Wassif
Talibow
- Palästinensische Gebiete: die Palästinensische Autonomiebehörde im
Westjordanland sowie die Hamas im Gaza-Streifen
- Somalia: die islamistische Miliz al Shabaab sowie
Informationsminister Abdulkadir Hussein Mohamed.
Weitere Präsidenten, die bald in die Liste aufgenommen werden könnten,
sind Ismail Omar Guelleh in Dschibuti, Omar al Baschir im Sudan und
Yoweri Museveni in Uganda. Sehr genau beobachtet ROG die Situation im
Jemen und in Kolumbien, wo die paramilitärische Gruppe Aguilas Negras
(Schwarze Adler) auf der Liste der „Feinde der Pressefreiheit“ steht und
die FARC-Rebellen verdächtigt werden, Ende April einen freien
Journalisten entführt zu haben.
ROG-BÜRO IN LIBYEN GEPLANT
In den arabischen Ländern, wo Proteste teilweise brutal unterdrückt
wurden, war die Arbeit für Journalisten in den vergangenen Monaten
besonders gefährlich. Das gilt vor allem für freie Reporter, Fotografen
und Bürgerjournalisten - oft die einzigen Informationsquellen in
Regionen, die für internationale Berichterstatter gesperrt sind. Die
Neigung einiger Regierungen, Oppositionsgruppen als „terroristisch“ zu
diffamieren, hält ROG für ebenso bedenklich wie den anti-demokratischen
Charakter mancher Protestbewegungen.
Um die Regierungen der arabischen Länder beim Aufbau einer freien
Presse zu unterstützen, hat Reporter ohne Grenzen im Herbst ein Büro in
Tunis eingerichtet, ein weiteres ROG-Büro in Libyen ist in Planung.
Angesichts wachsender Gefahren für Journalisten weltweit appelliert
Reporter ohne Grenzen:
- an Verlage und Redaktionen, freie Journalisten, Stringer und
einheimische Helfer besser zu schützen sowie den Quellen- und
Informantenschutz zu stärken
- an nationale Regierungen, die UN-Resolution 1738 umzusetzen, mit der
sie sich vor fünf Jahren dazu verpflichtet haben, Journalisten gegen
Gewalt zu schützen und Übergriffe strafrechtlich zu verfolgen
- an die internationale Gemeinschaft, die Satzung des Internationalen
Strafgerichtshofs zu überarbeiten und Journalisten, ähnlich wie
humanitäre Helfer, unter besonderen Schutz zu stellen
Details zur Liste der „Feinde der Pressefreiheit“ finden Sie in
englischer Sprache unter: http://bit.ly/ICagFE
Pressekontakt:
Ulrike Gruska
Tel.: 030 / 202 15 10 16
presse at reporter-ohne-grenzen.de
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