[FoME] Iran und die Neuen Medien
Christoph Dietz
Christoph.Dietz at CAMECO.ORG
Mo Okt 24 11:44:00 CEST 2011
Iran und die Neuen Medien. Herausforderungen für den Auslandsrundfunk
Stuttgart: ifa, 2011. – 130 S. – (ifa-Edition Kultur und Außenpolitik)
Download: http://www.ifa.de/fileadmin/pdf/edition/iran.pdf
Aus dem Vorwort:
Seit der "grünen Revolution", in der die Zivilgesellschaft mit
Mobiltelefonen in Echtzeit ihre "Revolution" in den verschiedenen Tools
des Web 2.0 dokumentiert hat und die ganze Welt teilhaben ließ, lässt es
keine mediale Berichterstattung aus, die Wirkung der neuen Medien in
gesellschaftlichen Umwälzungsprozessen in Ländern mit eingeschränkter
Pressefreiheit zu betonen. Jüngstes Beispiel sind die Länder Nordafrikas
und des Nahen Ostens.
Längst ist jedoch bekannt, dass der Überraschungseffekt, den die
Oppositionellen in Iran bei der Nutzung der sozialen Netzwerktools für
sich verbuchen konnten, verpufft ist. Die iranische Regierung lernte
schnell und scheut keine finanziellen Mittel, die Freiheit des Web zu
unterbinden. Aus den einst überschaubaren politischen Blogs sind
unzählige geworden; die Grenzen von Subjektivität und Objektivität
verschwimmen, nicht zuletzt deshalb, weil es sich bei den Autoren der
Blogs zumeist um "Bürgerjournalisten" handelt. Wie filtert man seriöse
Quellen heraus? Ersetzen die sozialen Medien den Journalismus? Nicht
zuletzt sind das die Fragen, die sich die Akteure der ausländischen
Berichterstattung für ihre Arbeit heute stellen müssen. Haben die
sozialen Medien zunächst ermöglicht, überhaupt Informationen aus einem
Land zu bekommen, rücken die Gefahren immer mehr in den Blickwinkel.
Der vorliegende Sammelband nähert sich dem Themenkomplex in drei
Blöcken. Im ersten Block analysieren Vertreter der iranischen
Social-Media-Szene die Rolle des Web 2.0 in Iran von seinen Anfängen bis
heute. Der iranische Blogger Mehdi Mohseni umreißt die
Social-Media-Aktivitäten der Parteien rund um den
Präsidentschaftswahlkampf 2009 und die Folgen für die iranische
Bloggerszene nach dem Wahlausgang. Der Medienwissenschaftler Gholam
Khiabany hinterfragt die zumeist pauschale positive Beurteilung des Web
2.0 und konzentriert sich wie Mehdi Yahyanejad, Gründer der persischen
Website Balatarin, in seinem Beitrag auf die Instrumentalisierung des
Internets durch den iranischen Staat. Was hieraus entsteht, lässt sich
mit dem Begriff "Cyberkrieg" betiteln, den der Politiker Omid Nouripour
in seinem Beitrag thematisiert. Der zweite Teil des Sammelbandes geht
der Frage nach, welche Aufgaben sich daraus für den Auslandsfunk ergeben
und welche Fallstricke sich verbergen, wenn der Adressat zum
Dialogpartner wird. Der dritte Block fragt, wie die neuen Medien für den
politischen Dialog genutzt werden können. Hier untersucht der
Islamwissenschaftler Marcus Michaelsen die Rolle der sozialen Medien für
die Öffnung autoritärer Regime.
Der vorliegende Sammelband entstand im Rahmen des
ifa-Forschungsprogramms "Kultur und Außenpolitik" in Kooperation mit der
Deutschen Welle und ist aus der gemeinsamen Fachkonferenz "Challenges
and Chances of Blogs and Social Media for International Broadcasters — a
Case Study: Iran" hervorgegangen.
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