[FoME] ROG-Bilanz 2010: 57 Journalisten in 25 Ländern getötet / Zahl der entführten Medienmitarbeiter gestiegen

Christoph Dietz christoph.dietz at CAMECO.ORG
Do Dez 30 18:46:38 CET 2010


>>> "ROG / Presse" 30.12.10 10.03 Uhr >>> 

ROG-Bilanz 2010: 57 Journalisten in 25 Ländern getötet / Zahl der
entführten Medienmitarbeiter gestiegen 

30.12.2010 - Mindestens 57 Journalisten und ein Medienassistent sind im
Jahr 2010 während ihrer Arbeit oder wegen ihres Berufs getötet worden.
Das sind 19 Medienmitarbeiter weniger als im Vorjahr (2009: 76
Journalisten, 1 Medienassistent). Die Zahl der Länder, in denen
Medienmitarbeiter ermordet wurden, ist im Vergleich zu 2009 von 20 auf
25 gestiegen. Vermehrt hat ROG in diesem Jahr außerdem Fälle von
Entführungen beobachtet (2010: 51, 2009: 33). Dies sind einige
Ergebnisse der heute veröffentlichten Bilanz von Reporter ohne Grenzen
(ROG) über Angriffe auf die Pressefreiheit im Jahr 2010. 

Die Zahlen der körperlichen Angriffe auf Journalisten, der Festnahmen
von Medienschaffenden sowie der zensierten Medien zeigen im Vergleich
zum Vorjahr keine größeren Bewegungen. 535 Journalisten wurden im Laufe
des Jahres festgenommen (2009: 573), 1.374 erlitten Gewalt oder wurden
bedroht (2009: 1.456), 504 Medien wurden zensiert (2009: 570) und 62
Staaten waren von Internetzensur betroffen (2009: 60). 

Im Vorjahr lag die Todesrate wegen eines Massakers an Medienmitarbeitern
im November 2009 auf den Philippinen um rund 25 Prozent höher. Damals
wurden 32 Journalisten an einem Tag ermordet. 

Die gefährlichsten Länder für Journalisten sind in diesem Jahr Pakistan
(11 Todesfälle), Mexiko (7), Irak (7) und die Philippinen (4). In
Pakistan werden Reporter vor allem von islamistischen Gruppen ins Visier
genommen. In Mexiko geht die Gefahr für kritische Journalisten
überwiegend von Drogenkartellen aus. Im Irak wurden Journalisten
Opfer von Bombenattentaten. Auf den Philippinen stehen hinter den
meisten Ermordungen private Milizen von Clanchefs und lokalen
Politikern. Die Täter fürchten die unabhängige oder kritische
Berichterstattung über kriminelle Machenschaften oder Korruption. 

Zu weiteren Brennpunkten der Pressefreiheit entwickelten sich in diesem
Jahr Honduras und Thailand. In dem südostasiatischen Land starben bei
Gefechten zwischen Regierungstruppen und den oppositionellen "Rothemden"
zwei ausländische Korrespondenten. In Honduras hat ROG in mindestens
drei Mordfällen einen direkten Zusammenhang mit der journalistischen
Tätigkeit der Opfer festgestellt. Weitere sieben Morde an Reportern
sind noch nicht aufgeklärt. Vermehrte Fälle von Entführungen von
Medienmitarbeitern dokumentiert ROG derzeit in Afghanistan, Nigeria oder
Mexiko. 

Die Zahl der körperlichen Übergriffe und Drohungen gegen Journalisten in
Europa und der GUS-Region hat sich im Unterschied zu anderen
Weltregionen deutlich erhöht. Einen Anstieg der Gewalt gegen
Medienmitarbeiter verzeichnete ROG unter anderem in Ländern mit
landesweiten Wahlen wie Aserbaidschan, der Ukraine und Belarus. 

In Belarus sind zudem weiterhin zehn Journalisten inhaftiert. Sie wurden
nach der Präsidentschaftswahl am 19. Dezember in Minsk festgenommen. Die
meisten Journalisten sind derzeit im Iran hinter Gittern (37), gefolgt
von China (30) und Eritrea (29). Die Arbeitsbedingungen für Journalisten
im Iran haben sich in diesem Jahr weiter verschlechtert. Das Regime hat
die Überwachung von Medienmitarbeitern ausgedehnt und die
Einreisebestimmungen für Korrespondenten verschärft. Journalisten, die
ihr Menschenrecht auf freie Berichterstattung wahrnehmen wollen, müssen
erhebliche Risiken in Kauf nehmen. 

Die zwei inhaftierten Mitarbeiter der "Bild am Sonntag" haben das auf
tragische Weise zu spüren bekommen. Seit mehr als 80 Tagen sind die
Beiden in Haft, weil sie aus einem Land berichten wollten, das sich
hermetisch abschottet und keine unabhängigen Beobachter zulässt. Sie
dürfen nicht in politischen Verhandlungen als Faustpfand missbraucht
werden und müssen sofort freigelassen werden. 

Lesen Sie die vollständige ROG-Jahresbilanz 2010 unter:
http://bit.ly/ROG_Bilanz_2010 

Für weitere Informationen und bei Interviewwünschen wenden Sie sich
bitte an: 
Anja Viohl 
Tel.: 030 202 15 10 - 16 
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