[FoME] Deutsch-Pakistanischer Mediendialog

Christoph Dietz christoph.dietz at CAMECO.ORG
Do Jul 2 14:12:45 CEST 2009


4. - 8. Juli 2009 / Berlin 

Deutsch-pakistanischer Mediendialog
Politische Gewalt und Kampf für Demokratie – Probleme der
Mediendberichterstattung in schwierigen Zeiten

Weitere Informationen (Programm, Teilnehmer):
http://www.ifa.de/tagungen/md/archiv/dialoge-2009/mediendialog-berlin/

Eine Veranstaltung des
Auswärtigen Amtes, Berlin
Verantwortlich: Dr. Heinz Peters, Abteilung Kultur und Kommunikation,
Referat Kultur- und Medienbeziehungen Asien (außer GUS, Afghanistan,
Iran), Australien, Pazifik 

Konzept und Organisation
Institut für Auslandsbeziehungen (ifa), Stuttgart
Verantwortlich: Barbara Kuhnert, Abteilung Dialoge 

Wissenschaftlicher Berater 
PD Dr. Jochen Hippler, Institut für Entwicklung und Frieden (INEF) an
der Universität Duisburg-Essen. Oktober 2007 bis September 2008 Research
Fellow des Zentrums für Interdisziplinäre Forschung (ZiF) an der
Universität Bielefeld im internationalen Projekt "Control of Violence".

Thema 

Pakistan ist ein Land im Übergang. Einerseits bemüht es sich darum,
sich aus einer Tradition von autoritärer oder militärischer Herrschaft
zu lösen und demokratische Formen der Regierung zu entwickeln. Einer der
zentralen Punkte dieses Prozesses besteht in der Durchsetzung von
Rechtsstaatlichkeit. Der lang anhaltende Konflikt um die
Wiedereinsetzung der von Präsident Musharraf während des Notstandes
(November/Dezember 2007) abgesetzten Verfassungs- und anderen Richter
ist Teil dieses Prozesses. 
Andererseits durchlebt Pakistan eine schwere Gewaltkrise. Belutschistan
durchlebt einen Aufstand, der auf die die Stärkung der Rechte der
Provinz gerichtet ist. In der Nordwestprovinz herrschen faktisch
Bürgerkrieg und eine Kampagne des Terrorismus, die sich inzwischen
auf andere Provinzen auswirken. Die blutige Erstürmung der Roten Moschee
in Islamabad und der Mord an Benazir Bhutto sind zwei prominente
Beispiele. Dazu kommen gewaltsame konfessionelle Konflikte, insbesondere
zwischen sunnitischen und schiitischen Extremisten. 

Die Medien spielen in dieser Situation eine Schlüsselrolle. Zum Einen
kann nicht geleugnet werden, dass noch im vergangenen Jahr (das letzte,
für das bereits entsprechende Berichte vorliegen) zahlreiche staatliche
und nicht-staatliche Übergriffe gegen Medien und Journalisten erfolgten.
Das US-Außenministerium formulierte es folgendermaßen:
"According to Internews, an NGO that monitored the state of the media
in the country, there were 163 attacks against the media and journalists
during the year. By the end of the year, at least seven journalists had
been killed and 100 abducted. All of the abductees later were released
with no charges filed against their abductors. In addition, seven
publications, all private television channels, two FM radio stations,
and 11 Web sites temporarily were banned and 15 media organizations were
raided. Approximately 100 journalists and media organizations had
on-going cases; seven journalists were prevented from covering official
functions; and nine media organizations were denied state-sponsored
advertising from public funds due to their criticism of government
policies.

Zugleich aber sind manche Sektoren der Medien ausgesprochen
selbstbewusst und Teil der politischen Auseinandersetzungen. Dabei
kämpfen sie an zwei Fronten: Einmal setzen sie sich – auch in ihrem
eigenen Interesse – nachdrücklich für die Pressefreiheit ein als ein
Grundrecht der Demokratie ein. Zugleich gibt es breite Teile der Medien,
die ihre Berichterstattung zumindest im letzten Jahr auch als Teil des
Kampfes gegen Präsident Musharraf betrachteten und damit die Grenze von
Berichterstattern zu politischen Akteuren überschritten. Die Politik
mancher Medien während der Erstürmung der Roten Moschee stellte ein
wichtiges Beispiel dar, als z. T. Verhandlungen über eine
Konfliktbeilegung über das Handy eines Journalisten geführt und live
übertragen wurden. 

Hier sollte die Tagung eine Gelegenheit bieten, die Rolle der Medien in
Pakistan kritisch zwischen pakistanischen und deutschen Journalisten und
Experten zu reflektieren. 

Darüber hinaus allerdings soll es darum gehen, auch die
Berichterstattung der deutschen Medien über Pakistan zu thematisieren.
Pakistan wurde darin – wie auch in der wissenschaftlichen Forschung
– in Deutschland lange kaum zur Kenntnis genommen, was auch dazu
führte, dass der Informationsstand heute besonders niedrig ist und
deshalb Gefahr besteht, in besonders hohem Maße zu Klischees zu greifen.
Diese Situation scheint sich gerade zumindest teilweise zu ändern. Hier
wäre es sinnvoll, zwischen deutschen und pakistanischen Journalisten
einen Austausch über die Probleme und Möglichkeiten seriöser
Berichterstattung in Pakistan zu führen.



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