[FoME] Neues zum Studiengang "International Media Studies"

Christoph Dietz christoph.dietz at CAMECO.ORG
Mi Sep 10 10:32:37 CEST 2008


Quelle: Institut für Kommunikationswissenschaften, Uni Bonn, 3.9.2008: 
http://www.ifk.uni-bonn.de/aktuelles/abteilung-medienwissenschaft/neuer-studiengang-international-media-studies/view



Bei Interesse am Master "International Media Studies“, den die Uni
Bonn in Kooperation mit der Deutschen Welle und der Fachhochschule Bonn
Rhein-Sieg anbietet, wenden Sie sich bitte an Herrn Christoph Schmidt
von der Deutschen Welle: Christoph.Schmidt at dw-world.de 

Frage: Wie sind die Idee zu diesem Studiengang und die Kooperation
zwischen der Uni Bonn, der FH Bonn-Rhein-Sieg und der Deutschen Welle
zustande gekommen? 

Antwort: Die Deutsche Welle führt seit mehr als 40 Jahren
Qualifizierungsmaßnahmen für Medienfachkräfte insbesondere aus
Entwicklungs- und Transformationsländern durch. Inzwischen haben mehr
als 40.000 Teilnehmer diese Programme absolviert. Im Regelfall werden
zwei- bis achtwöchige Seminare vor Ort in den Partnerländern angeboten.
Dabei wurde deutlich, dass zusätzlicher Bedarf an einer umfassenden und
damit auch längerfristig angelegten Ausbildung auf wissenschaftlichem
Niveau besteht. Am Ende soll ein international anerkannter Abschlusses
stehen, wie er im Rahmen eines Masterstudiengangs erworben werden kann.
Damit können sich Absolventen in der ganzen Welt bewerben.

Nach unserer Einschätzung ist der Bedarf an einer spezifischen,
international ausgerichteten und fundierten Medienausbildung hoch.
Insbesondere im asiatisch-pazifischen Raum und in Süd- und Mittelamerika
haben technologische Veränderungen, Deregulierung und Privatisierung zu
einer explosionsartigen Vermehrung von Rundfunkanstalten geführt. Der
rasante Zuwachs von Medienanbietern erzeugt eine starke Nachfrage nach
gut ausgebildeten Journalisten, die aber nur schwer befriedigt werden
kann. Weder quantitativ noch qualitativ gibt es ein adäquates
Qualifizierungsangebot auf wissenschaftlichem Niveau. Wenn Deutschland
„good governance“ in Entwicklungs- und Schwellenländer
transportieren will, gehört dazu wesentlich die Medienausbildung im
Sinne einer freiheitlichen Medienordnung.

Zwar existieren in Deutschland zahlreiche Medien-Masterstudiengänge,
doch richten sie sich nahezu ausschließlich an deutsche Studierende. Und
obwohl das Angebot sehr breit und vielfältig ist, vermittelt keiner
praxisnah und wissenschaftlich fundiert zugleich die Verknüpfung von
Medien und Entwicklungszusammenarbeit. Auch die globalen
Medienentwicklungen sind in vorhandenen Studiengängen - etwa mit
regionalwissenschaftlichem Schwerpunkt - unterrepräsentiert. Keiner der
hierzulande angebotenen Studiengänge richtet sich vorrangig an
internationale Nachwuchsjournalisten, ausländische Medienmanager oder
Mitarbeiter von Kommunikationsabteilungen aus Schwellen- und
Entwicklungsländern, keiner wird bilingual angeboten.

Die Idee zur Zusammenarbeit mit der Universität Bonn und der
Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg war naheliegend. Wir wollten einen
anwendungsorientierten weiterbildenden Masterstudiengang zu konzipieren,
der den Absolventen ermöglicht, im Anschluss eine Promotion aufzunehmen.
Die Universität Bonn verfügt mit dem Institut für
Kommunikationswissenschaften und dem Zentrum für Entwicklungsforschung
über sehr hohe Kompetenz in den Kommunikations- und
Medienwissenschaftlichen, in der Entwicklungspolitik und internationalen
Zusammenarbeit. Die Fachhochschule Bonn-Rhein-Sieg zählt zu den
innovativsten FH’s in Deutschland. Sie ist eine der ersten
Hochschulen, die einen Studiengang zum Technikjournalismus konzipiert
und etabliert hat. Da haben sich geborene Partner zusammengetan.

Frage: Welche Funktionen werden die einzelnen Kooperationspartner in
diesem Studiengang übernehmen? 

Antwort: Die drei Kooperationspartner werden sich hinsichtlich aller
den Lehr- und Studienbetrieb betreffenden Sachverhalte - zum Beispiel
Curriculum, Prüfungsordnung, (Re-) Akkreditierung, Evaluierung, Auswahl
des Lehrpersonals, Auswahl der Studierenden, Organisation der
Prüfungsverfahren - einvernehmlich abstimmen.

Die Deutsche Welle wird die Lehrveranstaltungen des Studiengangs
„International Media Studies“ eigenverantwortlich konzipieren und
mit eigenem Personal durchführen. Grundlage ist ein Curriculum, das von
der DW erstellt wird. Um die angestrebte gleichwertige
Prüfungsvorbereitung sicherzustellen, wird sich die Deutsche Welle
bei der Ausarbeitung des Curriculums und bei der Auswahl des
Lehrpersonals mit ihren Kooperationspartnern abstimmen. Die Deutsche
Welle stellt die sachlichen Ressourcen bereit, die für die bei ihr
stattfindenden Lehrveranstaltungen erforderlich sind, und übernimmt
hierfür auch sämtliche Verwaltungsaufgaben (Infrastruktur,
Personalverwaltung, Gebäudeverwaltung, Buchhaltung).

Die Fachhochschule richtet den Studiengang „International Media
Studies“ nach den §§ 60 ff. HG ein. Sie erlässt die Prüfungsordnung,
beantragt die erforderliche Akkreditierung und Reakkreditierung und
nimmt die vorgesehenen Prüfungen ab. Die Fachhochschule ist für die
Evaluierung des Studiengangs verantwortlich und verleiht den Mastergrad.
Urkunden und Zeugnisse, die den erfolgreichen Abschluss bestätigen,
weisen durch eine entsprechende grafische Gestaltung auf die
Kooperationspartner hin.

Die Universität beteiligt sich an der Abstimmung über das Curriculum
wie auch im Rahmen der (Re-) Akkreditierung und Evaluierung des
Studiengangs. Im Rahmen ihrer Möglichkeiten bietet die Universität den
Studierenden die Teilnahme an geeigneten Lehrveranstaltungen an.

Frage: Wie ist der Studiengang genau aufgebaut? 

Antwort: Im ersten und zweiten Semester vermitteln wir den Studierenden
die Wechselwirkungen zwischen Medien, Politik und Gesellschaft ebenso
wie medienentwicklungspolitisches Wissen, ergänzt durch Kenntnisse des
Journalismus, der Medienbetriebswirtschaftslehre und des
Medienmanagements. „Basisfächer“ wie Kommunikation und Präsentation
und Interkulturelle Kommunikation sind weitere Bestandteile des ersten
Studienjahrs. Im dritten Semester bilden Blockveranstaltungen zur
Empirie, zur Mediaplanung und Nutzerforschung die Eckpfeiler des
Studienplans. Ergänzt werden sie durch Lehreinheiten im
Projektmanagement und zum Leadership. Zusätzlich ist ein medien- oder
kommunikationswissenschaftliches Studienprojekt im Bereich Medien zu
absolvieren. Im vierten Semester erfolgt die Erarbeitung der
Master-Thesis, die mit einem Kolloquium abschließt. Danach bekommt der
Absolvent den Titel Master of Arts verliehen.

Frage: An wen richtet sich der Studiengang genau und mit welchem Ziel?
Welche Qualifikationen und Berufschancen bekommen die Studierenden? 

Antwort: Der Studiengang richtet sich vorrangig an
Nachwuchsjournalisten, Medienmanager und Mitarbeiter von
Kommunikationsabteilungen aus Schwellen- und Entwicklungsländern,
insbesondere aus Afrika, Asien, Lateinamerika und Osteuropa. Deutsche
und andere Westeuropäer haben selbstverständlich aber auch die
Möglichkeit, sich zu bewerben. Voraussetzung für die Zulassung sind
ein abgeschlossener Bachelor-Abschluss und eine mindestens einjährige
Berufserfahrung im mediennahen Umfeld.

Aus qualitativen Gründen ist der Studiengang bewusst als
viersemestriges Angebot konzipiert, um die Absolventen fachlich wie
persönlich adäquat zu verantwortlichen und professionellen
Journalisten auszubilden und auf die Anforderungen für eine
anspruchsvolle Fach- oder Führungsfunktion im Medienbereich
vorzubereiten.

Frage: Wie genau wird in diesem Master der Fachbereich Medien mit der
Entwicklungszusammenarbeit kombiniert? Und welche Hoffnung/Erwartung
haben die Beteiligten an diese Kombination? 

Antwort: Im Mittelpunkt steht die Fragestellung, welchen Einfluss
Medien im Rahmen der Entwicklungszusammenarbeit auf die
Demokratieentwicklung haben. Als Transmissionsriemen zwischen Regierung
und Bürgern und zwischen den verschiedenen gesellschaftlichen Gruppen
kommt ihnen eine wichtige Integrationsaufgabe in der Gesellschaft zu.
Medien können den öffentlichen Diskurs und der Entwicklung in einem Land
förderlich sein, diese Gewalt kann aber auch zur Beschränkung von
Meinungsvielfalt führen, wird sie von mächtigen Interessensgruppen
instrumentalisiert. Vor diesem Hintergrund werden innerhalb des
Masterstudiengangs die Merkmale „offener“ und „geschlossener“
Mediensysteme im internationalen Vergleich - Asien, Afrika,
Lateinamerika, Westeuropa, Osteuropa - analysiert und diskutiert.

Die Initiatoren des Studiengangs gehen davon aus, dass ein Zusammenhang
zwischen Demokratie und Entwicklung, zwischen freier Meinungsentfaltung
und Demokratie, sowie zwischen freien Medien und Entwicklung besteht.
Voraussetzung für die Etablierung und das Funktionieren von freien
Mediensystemen in Entwicklungs- und Transformationsländern sind
Journalisten, die ihre Verantwortung als kritische Beobachter und
Berichterstatter am besten dann wahrnehmen können, wenn sie
professionell ausgebildet sind und sich der journalistischen Berufsethik
verpflichtet fühlen. Die gezielte Qualifizierung von Journalisten kann
dazu beitragen, über sie als wichtigste Multiplikatoren Veränderungen im
Mediensystem und innerhalb der Gesellschaft herbeizuführen,
demokratisches Denken und die Entwicklung von Zivilgesellschaft zu
unterstützen.

Frage: Gibt es bereits eine erste Resonanz bzw. Reaktionen auf den
angekündigten neuen Studiengang? 

Antwort: Es liegen bereits einige Anfragen von Interessenten für das
Studium vor. Der DAAD begrüßt ausdrücklich die Idee dieses
Masterstudiengangs. Das Land Nordrhein-Westfalen hat, aufgrund des
innovativen Modells des Studienganges und der erwarteten nachhaltigen
Wirkung auf die Zusammenarbeit mit Transformationsländern, ebenfalls den
Studiengang sehr positiv bewertet. Darüber hinaus haben uns mehrere
interessierte Rückmeldungen von politischen Stiftungen und weiteren
Hochschulen erreicht, die den Studiengang als sinnvolles Angebot
ansehen.

Frage: Welche Herausforderungen stellt der Studiengang an die
beteiligten Kooperationspartner und an die Studierenden?

Antwort: Durch die Einführung des Masterprogramms können alle
Beteiligten nur gewinnen: Die Studierenden aus aller Welt durch die
Verzahnung von Forschung, Lehre und Praxis; und die Kooperationspartner
durch den gegenseitigen Wissensaustausch. Selbstverständlich ist es
notwendig, dass die Kooperationspartner im Konsens zu Entscheidungen
gelangen. Bei den konzeptionellen Vorarbeiten hat sich gezeigt, dass
alle Partner konstruktiv und zielorientiert zusammenarbeiten. Dies wird
auch in Zukunft so bleiben.

Für die Studierenden sind vielfältige Herausforderungen gegeben.
Wesentlich sind die Interdisziplinarität des Studienangebots und die
integrative Verzahnung zwischen Theorie und Praxis, die Flexibilität und
die Fähigkeit zum übergreifenden, ganzheitlichen Denken erfordert.
Zusätzlich stellt die bilinguale Ausrichtung (deutsch/englisch) hohe
Anforderungen an die Sprachkompetenz der zukünftigen Studierenden.



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