<!DOCTYPE html PUBLIC "-//W3C//DTD HTML 4.01 Transitional//EN">
<html>
<head>
</head>
<body bgcolor="#ffffff" text="#000000">
hallo atomaktive-netzwerker<br>
mit basler infogruss<br>
stephan lingenhel<br>
basel<br>
<br>
<h1>Der Atomstrom-Komfort führt in die verstrahlte Wüste der Tuareg</h1>
<p style="text-decoration: underline;"><big><u>
<p class="bodytext" style="margin: 0pt;">Der rücksichtslose Uran-Abbau
macht das Wüstenvolk krank: Jetzt griff es einmal mehr zur Waffe</p>
</u></big></p>
<!-- ###AUTHOR_NAME_VISIBLE### begin -->
<p style="color: rgb(255, 0, 0);"><font color="#000000">Von <span
 style="text-transform: uppercase;"><a moz-do-not-send="true"
 href="javascript:linkTo_UnCryptMailto('nbjmup+svfej/tvufsAnfejbtqbdf/di');">Ruedi
Suter</a><br>
</span>quelle:  <a moz-do-not-send="true" class="moz-txt-link-freetext"
 href="http://www.onlinereports.ch/News.109+M5575b90a62a.0.html">http://www.onlinereports.ch/News.109+M5575b90a62a.0.html</a></font><br>
</p>
<!-- ###AUTHOR_NAME_VISIBLE### end --><!-- ###NEWS_LEAD_VISIBLE### begin -->
<p><b>Wenn
Schweizer Konsumenten Atomstrom nutzen, fördern sie unbewusst die
Zerstörung der Lebensgrundlagen von Urvölkern, auf deren Land Uran
abgebaut wird. Aktuelles Beispiel sind die unterdrückten Tuareg in
Niger. Von der Öffentlichkeit kaum wahrgenommen, rebellieren sie gegen
die Verheerungen ihrer Gebiete und die wachsenden Begehrlichkeiten von
Staat und ausländischen Atomkonzernen.</b></p>
<!-- ###NEWS_LEAD_VISIBLE### end --> Es
sind Ruferinnen in der Wüste. Seit Monaten versuchen Schweizerinnen
hierzulande auf die Besorgnis erregende Lage der Tuareg im Norden des
afrikanischen Staates Niger aufmerksam zu machen. Doch ihre Anrufe in
verschiedene Redaktionen helvetischer Medien verhallten im Nichts. Das
Thema sei "zu wenig aktuell", und es fehle ein "direkter Bezug zur
Schweiz", sei ihnen erklärt worden.<strong></strong><br>
<br>
Beides ist
falsch. In der Sahara eskaliert seit über einem Jahr eine womöglich
folgenschwere Rebellion von internationaler Bedeutung. In Niger sterben
Menschen und Tiere an Massakern, Minenexplosionen, Vertreibungen,
Hunger und Durst. Und in Niger wird seit Jahrzehnten auf Kosten der
Eingeborenen und der Umwelt Uran gefördert, das französische
Atomkraftwerke später zu Strom verarbeiten, mit dem auch Schweizer
Haushalte gespeist werden.<br>
<br>
<strong>Im Uran-Gebiet herrscht Kriegsrecht</strong><br>
<br>
Die
Frauen, die sich an OnlineReports wandten, vertreten entweder in
Nord-Niger aktive Hilfsorganisationen oder Tuareg-Familien, zu denen
sie enge Kontakte pflegen. Sie baten um Anonymität, da sie regelmässig
das betroffene Gebiet bereisen und weiterhin mit
Tuareg-Hilfsorganisationen in Deutschland und Frankreich
zusammenarbeiten möchten. Sie dürften zurzeit auch besser informiert
sein als jene wenigen Medienvertreter, die sich erfolglos zu den
umkämpften Wüstenorten Tamgak, Iferouane, Gougaram Tchiighouzerine oder
ins Uran-Abbaugebiet um die Stadt Arlit durchzuschlagen versuchten. <br>
<br>
Grund:
Die Regierung in der im Süden gelegenen Hauptstadt Niamey hat über die
Region Agadez und ihre gleichnamige Stadt das Kriegsrecht verhängt.
Dort liegt das drittgrösste Uranvorkommen der Welt, das dem Staat rund
60 Prozent seiner Einnahmen sichern soll. Und dort, in der Wüste,
wollen jetzt nicht mehr nur die Franzosen, sondern neuerdings auch
andere Nationen nach Uran für ihre Atomkraftwerke und Waffenindustrien
buddeln. Davon profitiert die Regierung in Niamey &#8211; mit wachsendem
Selbstbewusstsein. Sie vergab zahlreiche weitere Uranschürf- und
Erdölförderungsrechte über die Köpfe der direkt betroffenen Völker wie
die Tuareg oder Fulbe hinweg &#8211; bis sich diese zu einem neuen Aufstand
gezwungen sahen. <br>
<br>
<p><strong>Sprengminen statt Medienleute</strong></p>
<p><strong></strong></p>
Die Folgen: Der Tourismus
brach zusammen, in Agades mussten Hotels und Restaurants schliessen,
Grundnahrungsmittel und Treibstoff fehlen, da aus dem Süden nichts mehr
geliefert wird und von der Armee gelegte Minen das Weiterkommen
lebensgefährlich
machen. Die Regierung versucht das Gebiet abzuschotten. Anders als
Vertretern der Uranfirmen ist in- und ausländischen Medienleuten heute
jede Reise in den Norden verboten. <br>
<br>
Aber auch Vertreterinnen
und Vertreter der Entwicklungs- und Hilfsorganisationen, die sich noch
nicht zurückgezogen haben, werde der Zugang zur Not leidenden
Bevölkerung erschwert oder ganz verwehrt, erklärte eine kürzlich
zurückgekehrte Beobachterin gegenüber OnlineReports. Das Regime
unternehme alles, um den Kontakt zwischen Tuareg und Europäern zu
unterbinden, neuerdings selbst mit dem Abhören internationaler
Telefongespräche. <br>
<br>
<strong>Erschiessungen, Folter, Vertreibungen</strong><br>
<br>
Dennoch
sickern immer wieder Informationen durch. Zum Beispiel diese von Anfang
Juni, wie sie eine vor Ort tätige Hilfswerk-Mitarbeiterin übermittelte:
"Ende letzte Woche sind zirka 300 bis 400 Soldaten des nigerischen
Militärs mit 35 Autos und Waffen aus ihrer Verschanzung in Iferouane
direkt nach Tedek gefahren. (...) Dort steckten sie das gesamte Hab und
Gut der Nomaden in Brand. Alles wurde verbrannt: Zelte, Decken,
Kleider, Essen, alles. Miden (eine Kontaktperson, die Red.) bestätigte
diese erschütternden Fakten via Telefon. Er sagte: 'Wir haben nicht
einmal mehr einen Löffel'. Noch schlimmer ist aber, dass mindestens
sieben Tuareg erschossen wurden. Darunter befinden sich der Greis Mömma
und der junge Drissa. Die Schule wurde ausgeplündert und teilweise
zerstört. Die überlebende Bevölkerung brachte sich in den Bergen in
Sicherheit."<br>
<br>
Ein Schreckensbeispiel unter vielen.
Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International und Human Rights
Watch stellten die Armee und Regierung der Republik Niger seit Beginn
der Auseinandersetzungen Anfang 2007 schon mehrfach an den Pranger. Sie
werfen den Machthabern schwere Menschenrechtsverletzungen vor:
Willkürliche Erschiessungen, willkürliche Verhaftungen, Folterungen,
Vertreibungen, das Verschwindenlassen von zivilen Tuareg-Angehörigen
und die gezielte Zerstörung von Dörfern, Brunnen und Tierherden.
Verurteilt wurden auch die andauernden Verletzungen der Presse- und
Meinungsfreiheit, die mit den Verhaftungen von Moussa Kaka,
Korrespondent von "Radio France Internationale", und den
"Arte"-Journalisten Thomas Dandois und Pierre Creisson einen ersten
Höhepunkt erreichten. <br>
<br>
<strong>Neuer Aufstand der "Räuber" und "Banditen"</strong><br>
<br>
Doch
die belegten Vorwürfe oder auch die Aufrufe zur Versöhnung mit den
Tuareg verhallten in der Hauptstadt des von rund 14 Millionen
Einwohnern bewohnten Landes bisher wirkungslos: Staatspräsident Mamadou
Tandja bangt um die happigen Einkünfte aus dem Urangeschäft. Deshalb
wird er nicht müde, die um ihre Rechte kämpfenden Tuareg als
"Banditen", "Räuber" oder "Drogenschmuggler" zu beschimpfen. Gegen
dieses "Gesindel" müsse ohne Pardon durchgegriffen werden.<br>
<br>
So
setzt Tandja seit über einem Jahr ausschliesslich auf Waffengewalt.
Doch Chancen, der verfahrenen Lage im trotz seines ungeheuren
Rohstoffreichtums bitterarmen Norden Herr zu werden, geben ihm Kenner
der Lage keine. Denn Präsident Tandja, sein Militärapparat und die das
Uran beziehenden Industrienationen haben es seit Februar 2007 mit einem
motivierten und gut ausgerüsteten Gegner zu tun: Der von Tuareg
dominierten Front "Bewegung der Nigerier für die Gerechtigkeit"
(Mouvement des Nigériens pour la Justice, MNJ). In ihren Reihen sind
viele der alten Befreiungskämpfer aus der Tuareg-Rebellion von 1990 bis
1995.<br>
<br>
Dem Aufstand lag ebenfalls die andauernde Benachteiligung
und Diskriminierung der Tuareg als Nomaden und Berber durch die
sesshaften,  schwarzafrikanischen Volksvertreter des Südens und ihrer
zumeist französischen Handelspartner zu Grunde. <br>
<br>
<strong>Rohstoffe sind mehr wert als Nomaden</strong><br>
<br>
Der
damalige Aufstand &#8211; er erfasste das ebenfalls von Tuareg durchwanderte
Mali - hat Tausenden von Angehörigen des Wüstenvolks das Leben
gekostet. Ihre Herden wurden von der Armee abgeschlachtet und viele
ihrer lebenswichtigen Brunnen gezielt zerstört. Die Tuareg beendeten
ihre Rebellion nur deshalb, weil ihnen der Staat Niger unter anderem
eine gewisse Selbstverwaltung, mehr Investitionen im Norden und
Beteiligungen an den Erträgen aus dem Uranabbau zugestanden hatte. Doch
davon, so kritisiert MNJ-Präsident Aghali Alambo (Bild) heute, sei
trotz der guten Geschäfte der Regierung
kaum etwas verwirklicht worden. Unterdessen haben sich der MNJ
Armeedeserteure und weitere Rebellengruppen angeschlossen, worunter
auch wieder solche aus dem benachbarten Mali. <br>
<br>
Das erstaunt
nicht. Denn seit die europäischen Kolonialmächte den nordafrikanischen
Lebensraum der Nomaden in mehrere Staaten zerstückelte, werden die
einst auf Kamelen stolz durch die Sahara ziehenden Tuareg geknebelt,
bedrängt und wo immer möglich zur Aufgabe ihres Nomadentums gezwungen.
Nomaden passen in kein modernes Staats- und Wirtschaftskonzept.
Entsprechend wird, das zeigen die Schicksale aller nomadisierenden
Urvölker, von Regierungen, Armeen und Konzernen über ihre gern für
"menschenleer" deklarierten und rohstoffreichen Lebensräume einfach
verfügt. Die Indigenen selbst haben nichts zu sagen, und häufig sind
sie schutzlos der Gefährdung ihres Lebens und Zerstörung ihrer
Lebensgrundlagen ausgeliefert.<br>
<br>
<strong>Atombomben-Tests auf Tuareg-Land</strong><br>
<br>
Eine
traumatische Erfahrung. Die schätzungsweise zwei Millionen Menschen
umfassenden Tuareg-Völker machen sie bereits seit mehr als einem halben
Jahrhundert. Ursache der Tragödie: Die Atomindustrie. Weshalb? Auf
algerischem Tuareg-Land zündeten die Franzosen in sicherer Distanz zu
ihrer Heimat am 13. Februar 1960 bei Reggane ihre erste Atombombe,
gefolgt von drei weiteren oberirdischen Test-Explosionen, die das
Gebiet weiträumig verstrahlten. 13 weitere Atomtests wurden im
Hoggar-Gebirge unterirdisch durchgeführt. <br>
<br>
Nicht genug: Ebenso
bedrohlich sind heute die Uranminen in der Region Agadez bei den aus
dem Sand gestampften Minenstädten Arlit und Akouta nahe des
Aïr-Gebirges. In diesem Wüstengebiet lässt Frankreich seit rund 40
Jahren rücksichtslos Uran abbauen &#8211; durch seinen Atomkonzern Areva
(früher Cogema). Dieser deckt weltweit &#8211; von der Urangewinnung bis zum
Betrieb von Kernkraftwerken &#8211; sämtliche Bereiche der Atomindustrie ab
und gilt, neben Toshiba, als das grösste Unternehmen der Branche. <br>
<br>
<strong>Frankreichs Atom-Selbstbedienungsladen</strong><br>
<br>
Das
in Niger durch seine Tochterfirmen Somair und Cominak freigesetzte Uran
hält die französischen Kernkraftwerke und die Rüstungsindustrie in
Schwung &#8211; mit verheerenden Folgen für Mensch, Tier und Umwelt. Dies hat
Areva von der globalisierungskritischen "Plattform Public Eye on Davos"
eben den Global-Award für das "verantwortungsloseste Unternehmen des
Jahres 2008" eingetragen. Begründung: Die andauernde und grossflächige
Verseuchung von Luft, Wasser und Boden durch den Atommulti sowie dessen
Vertuschungsstrategien gegenüber gesundheitlichen Schäden wie Krebs,
die von der Firma als Folge von Aids deklariert würden.<br>
<br>
Bislang
dürfte Areva nach den umfangreichen Recherchen der deutschen
Wissenschaftsjournalistin Inge Lindemann und des auf Uran
spezialisierten Menschenrechtlers Günter Wippel beim Uran-Abbau rund
100'000 Tonnen strahlenden Gesteinsschutt produziert haben. Dieser
enthält bis zu 80 Prozent der ursprünglichen Radioaktivität &#8211; und liegt
unter freiem Himmel. Was dies heisst, versuchte Umweltschützer
Almoustapha Alhacen, ein Tuareg, den beiden Autoren zu erklären: "Unser
Trinkwasser ist verseucht, strahlender Staub weht über die Wüste und
die Menschen werden krank. Der Uranabbau brachte zwar Arbeit, aber
keine Infrastruktur und medizinische Betreuung für die Bevölkerung,
geschweige denn das versprochene Paradies." <br>
<br>
<strong>Arbeiter wussten nichts von Radioaktivität</strong><br>
<br>
Wie
fast überall bei den Indigenenvölkern dieser Welt, deren Heimat von der
Uranbergbau-Industrie heimgesucht wird, wussten auch im Niger die
Direktbetroffenen lange nichts von der Gefährlichkeit einer Freilegung
des strahlenden Gesteins. Alhacen: "Die Arbeiter gingen in ihrer
staubigen Kleidung, die sie bei der Arbeit getragen hatten, nach Hause
&#8211; die Kinder spielten auf ihrem Schoss und die Frauen wuschen die
Kleidung mit der Hand. Die Arbeiter wussten nicht, was Uran ist und
hatten keine Ahnung von Radioaktivität. Sie haben ihre Mahlzeiten
direkt im Steinbruch auf den radioaktiven Steinbrocken sitzend
eingenommen." Fakt sei, dass in Arlit viele Menschen frühzeitig sterben
und die Ursachen nicht von unabhängiger Seite untersucht würden, weil
Areva als Atomgigant dies zu verhindern wisse.<br>
<br>
Areva und seine
Direktorin Anne Lauvergeon, Sozialdemokratin und eine der weltweit
mächtigsten Wirtschaftsführerinnen, bestreiten jedoch sämtliche
Vorwürfe. Sie verweisen auf die Schaffung von mehreren tausend
Arbeitsplätzen, von Spitälern und einer fürsorglichen Behandlung ihrer
Mitarbeiter. Sie regten 2007 für die Abbaugebiete des Konzerns auch
Gremien aus Vertretern des Konzerns, des jeweiligen Staates und von
Nichtregierungsorganisationen an, mit dem Ziel, die gesundheitlichen
Folgen des Uranabbaus zu untersuchen. Untersuchungen bedeuten aber für
die Betroffenen weder Kompensationen noch für die nächsten Jahre ein
Ende ihres Leidens. <br>
<br>
<strong>Areva spürt Konkurrenz in der Sahara</strong><br>
<br>
Neu
war, dass die Areva in Niger ihre seit 1960 unangefochtene
Monopolstellung plötzlich gefährdet sah, vergab doch die bislang von
Frankreich abhängige Regierung allein letztes Jahr um die 125
Abbaulizenzen an uranhungrige Firmen aus China, USA, Kanada, Südafrika
und Indien &#8211; wiederum ohne Rücksicht auf die lokale Bevölkerung, ihre
Bedürfnisse und ihre Natur. So schafft der explodierende
Rohstoffbedarf auch in der Sahara neues Unrecht &#8211; noch bevor das alte
abgeschafft und gesühnt wurde. Hingegen hat Areva vergangenen Januar
ihre Vormachtsstellung frisch gefestigt &#8211; mit einem neuen Abbauvertrag
von 1,5 Milliarden Dollar. <br>
<br>
Ein Grund mehr für die Tuareg,
neben ihrer Sicherheit und einem nachhaltigem Umweltschutz auch erneut
die im Friedensvertrag von 1995 ausgehandelte Gewinnbeteiligung von 10
bis 15 Prozent einzufordern. Geschieht dies nicht, dürfte im Nord-Niger
die Rebellion bis zur Erfüllung aller Forderungen dafür sorgen, dass
sich Regierung und Uranfirmen nicht mehr sicher fühlen können. Erst vor
weinigen Tagen wurden "als Warnung" wieder vier französische
Areva-Mitarbeiter von den Tuareg-Guerillas der MNJ entführt.<br>
<strong><br>
Schweiz: Uranprodukte aus dem Tuareg-Land?</strong><br>
<br>
Das
sind keine erfreulichen Aussichten für einen Konzern, von dem
Frankreichs Atomwirtschaft und seinen Konsumenten abhängen. Aus dem im
Tuareg-Land abgebauten Uranerz gewinnt Areva durch Zerkleinerung und
mit Chemikalien das gelbe Uranpulver ("Yellow Cake"). Dieses gelangt
per Flugzeug oder mit tagelangen Lastwagenfahrten via Benins Hauptstadt
Cotonou und Frachtschiffen nach Südfrankreich. Dort wird der Yellow
Cake in einer Areva-Urananlage bei Narbonne zu Uranhexfluorid
verarbeitet und dann angereichert. Schliesslich findet sich das
Niger-Uran in den Brennelementen wieder, mit dem zahlreiche
französische und ausländische Atomkraftwerke betrieben werden. <br>
<br>
Fliesst
auch aus schweizerischen Steckdosen Atomstrom, der ursprünglich mit
Uran aus Nordniger hergestellt wurde? OnlineReports stellte die Frage
den helvetischen Kernkraftwerkbetreibern. Josef Schib, Leiter Medien
und Information des zur Nordostschweizerische Kraftwerke AG (NOK)
gehörenden Atomkraftwerks Beznau betont, die gewählten
Brennstoff-Lieferanten hätten ein sozialverträgliches und nachhaltiges
Wirken garantiert. Zurzeit werde ohnehin kein herkömmliches Natur-Uran
verwendet. "Die Brennelemente werden in Russland fabriziert, im Auftrag
der französischen Firma Areva."<br>
<br>
<strong>"Yellow Cake ist wie die Milch in der Migros"</strong><br>
<br>
Das
Kernkraftwerk Mühleberg, erklärt Antonio Sommavilla als
Kommunikationsleiter der BKW FMB Energie AG, beziehe seine Brennstäbe
"in den USA bei der Firma Global Nuclear Fuel". Und woher stammt das
verwendete Uran? Sommavilla: "Uran wird seitens der Lieferanten auf dem
Weltmarkt gekauft. Jeder Lieferant unterliegt einer strengen
Qualitätsprüfung."<br>
<br>
Das Kernkraftwerk Leibstadt bezog keine
Stellung, wogegen Bruno Elmiger, Leiter Kommunikation des KKW Gösgen
bereitwillig Auskunft gab. Früher sei das AKW im Südwesten der USA (wo
die Indianer ebenfalls durch den Uranabbau gesundheitlich geschädigt
werden) "an mehreren Minengesellschaften" beteiligt gewesen. Doch heute
dürfe Gösgen als erstes Kernkraftwerk der Schweiz sagen, es trage
konkret zur nuklearen Abrüstung bei: "Unsere Brennelemente bestehen aus
wieder aufbereitetem Uran aus russischen Militärbeständen wie
wahrscheinlich ehemaligen Atomunterseebooten oder A-Bomben."<br>
<br>
Als
technischen Hauptlieferanten Gösgens (Hauptaktionär Atel) nennt Elmiger
die Areva-Gruppe. Grundsätzlich sei es allerdings nicht möglich, zu
wissen, woher der noch weitgehend frei handelbare Yellow Cake stamme:
"Der ist austauschbares Material wie zum Beispiel die Milch in der
Migros. Woher diese genau stammt, ist auch nicht mehr feststellbar."<br>
<br>
<strong>Eine Uran-Nachweispflicht existiert nicht<br>
<br>
</strong>Dass
noch einiges mehr nicht zu ergründen ist, erfuhr Sabine von Stockar.
Die Projektleiterin Atomenergie der Schweizerischen Energie-Stiftung
hat trotz intensiver Nachforschungen die Herkunft des in der Schweiz
verwendeten Urans nicht herausfinden können. "Da ist vieles geheim, und
ich bin auf extrem grosse Unklarheiten gestossen." <br>
<br>
Der
Areva-Konzern profitiere von der fehlenden Uran-Nachweispflicht.
Ausserdem gebe er sich äusserst verschlossen. Und die
Atomkraftwerkbetreiber in der Schweiz, die alle mit dem dominierenden
Atomriesen Geschäfte machten, würden sich im Zusammenhang mit
Menschenrechtsfragen und dem Uranabbau leichtfertig aus der
Verantwortung stehlen. "Das darf nicht sein", sagt von Stockar und
fordert sofortige Transparenz. <br>
<strong><br>
Schweizer Konsumenten als unbewusste Mittäter</strong><br>
<br>
Schweizer
Konsumentinnen und Konsumenten von Atomstrom &#8211; und dies ist wohl die
ganze Bevölkerung &#8211; muss sich jedenfalls den Vorwurf gefallen lassen,
mitbeteiligt zu sein an der desolaten Situation der Tuareg, allein
schon wegen den vereinbarten Stromimporten aus französischen
Atomkraftwerken. Sie stammen von Areva-Brennelementen, die
verarbeitetes Niger-Uran enthalten. Und wenn nicht, muss davon
ausgegangen
werden, dass das Uran in anderen Gebieten abgebaut wurde, wo &#8211; wie
beispielsweise in Kasachstan &#8211; der betroffenen Bevölkerung ebenfalls
keine Mitbestimmung zugestanden wird. Oder eben in den Lebensräumen
jener indigenen Völker, wo sich die Industrienationen das Uranerz für
ihre Energie- und Rüstungsindustrie beschaffen. <br>
<br>
Mit
verheerenden Auswirkungen, wie Menschenrechtsorganisationen die
Auswirkungen des "nuklearen Kolonialismus" längst schon dokumentiert
haben: in der Sahara bei den Tuareg, in Indien bei den Adivasi, im
Himalaya bei den Tibetern, in Australien bei den Aboriginees, in Kanada
bei den Cree- und Dene-Indianern oder in den USA bei den indianischen
Western Shoshone. <br>
<br>
<strong>Grosser Fluch und kleiner Trost</strong><br>
<br>
Für
diese Völker ist Uran ein Fluch. Hinzu kommt das Bewusstsein, schamlos
ausgebeutet und ignoriert zu werden. Die Tuareg in Niger versuchen,
nach bisher vergeblichen Hilferufen an der UNO, mit der neuen Rebellion
einmal mehr, die Aufmerksamkeit der Weltöffentlichkeit auf ihre Lage zu
lenken. Ein schwieriges Unterfangen in einer Zeit der massiven
Ölverteuerung, wo Uran wieder an Wert zulegt und sich auch anderswo
neue Kriege um die sich verknappenden Ressourcen anbahnen. <br>
<br>
Winziger
Trost: Wenigstens haben sich die Bürgerinnen und Bürger von Basel-Stadt
lange schon entschieden, keinen Atomstrom mehr zu konsumieren. Noch
bezieht die Stadt laut IWB-Sprecher René Kindhauser rund acht  Prozent
Strom von "nicht überprüfbaren Energieträgern". Da könnte etwas
Atomstrom mitfliessen, aber bald dürfte dieser ebenfalls gestoppt
werden. Und nun will auch die Stadt Zürich den Atomausstieg proben, wie
Gemeinde- und Stadtrat dieser Tage beschlossen haben. <br>
<br>
<!-- ###RELATED_NEWS_ITEMS_VISIBLE### begin --> Das wird
zwar Jahrzehnte dauern, aber immerhin &#8211; da bewegt sich etwas. Und
vielleicht werden in Zukunft endlich auch die haarsträubenden
Lebensumstände der vom Uran-Abbau geschädigten Völker in der
öffentlichen Debatte thematisiert &#8211; anstatt verdrängt. <br>
<br>
Weiterführende Links:<br>
<a moz-do-not-send="true"
 href="http://www.onlinereports.ch/Gesellschaft.112+M574ef36a9f4.0.html">-
UNO-Deklaration als neuer Lichtblick für bedrohte Urvölker</a><br>
<a moz-do-not-send="true"
 href="http://www.onlinereports.ch/Gesellschaft.112+M54b7a173224.0.html">-
"Die Urvölker müssen eine Wiedergutmachung erhalten"</a><br>
<a moz-do-not-send="true"
 href="http://www.onlinereports.ch/Gesellschaft.112+M52b6141abd3.0.html">-
"Die Antilope ist nicht unser Sklave"</a><br>
<a moz-do-not-send="true"
 href="http://www.onlinereports.ch/News.99+M54068e8cd33.0.html">-
Peter Malama äussert scharfe Kritik an Atomkraft</a><br>
<br>
</body>
</html>