[fessenheim-tn] AKW in Frankreich 2

klausjschramm at t-online.de klausjschramm at t-online.de
Fr Dez 10 13:51:51 CET 2010


6.12.2010

Schrott-AKW Tricastin
ASN verlängert Laufzeit um 10 Jahre

Die französische Atomaufsicht ASN genehmigte am vergangenen Freitag 
den Antrag des Strom-Konzerns EdF auf Verlängerung der Betriebszeit 
des AKW Tricastin am Unterlauf Rhône bei Avignon um zehn Jahre. In 
dem Atomkraftwerk, das im Jahr 2008 durch eine Reihe von "Pannen" 
traurige Berühmtheit erlangte, wurden allein bei einem Vorfall im 
Juli 2008 über 100 MitarbeiterInnen radioaktiv kontaminiert. Das AKW 
wurde in den Jahren 1980/81 in Betrieb genommen und ist das 
fünftälteste der 19 noch im Betrieb befindlichen französischen AKW.

Das AKW Tricastin ist das erste Atomkraftwerk, dem - noch vor dem AKW 
Fessenheim (Betriebsbeginn: 1977) oder dem AKW Bugey (Betriebsbeginn: 
1978) - nach 30 Jahren Laufzeit eine 10-jährige Verlängerung der 
Betriebsgenehmigung genehmigt wurde. Die Entscheidung der ASN wurde 
in den französischen Mainstream-Medien fast vollkommen unterdrückt. 
Lediglich die Sonntagszeitung 'Journal du Dimanche' brachte eine 
Kurzmeldung von acht Zeilen. Das französische Pendant zur deutschen 
pseudo-grünen Partei, 'Les Verts', hat keine Stellungnahme 
veröffentlicht.

Das Vorgehen der ASN stellt eine neue Taktik dar: Bislang wurde die 
Betriebsgenehmigung der französischen AKW bei einer 10-Jahresrevision 
von 20 auf 30 Jahre verlängert - nunmehr sollen alle Atomreaktoren 
einzeln geprüft und beurteilt werden. Der Dachverband der 
französischen Anti-AKW-Initiativen 'Réseau Sortir du Nucléaire' sieht 
in diesem schrittweisen Vorgehen den Versuch, der Anti-AKW-Bewegung 
den Wind aus den Segeln zu nehmen und so eine öffentliche Debatte um 
den Atomausstieg wie in Deutschland zu vermeiden. Anfang 2011 ist mit 
der Genehmigung weiterer 10 Jahre Betrieb des AKW Fessenheim zu 
rechnen.

Entgegen der von den deutschen Mainstream-Medien verbreiteten Legende 
einer "Laufzeitverlängerung" durch die Bundesregierung gibt es jedoch 
in Deutschland im Gegensatz zu Frankreich nach wie vor keine zeitlich 
terminierten Betriebsgenehmigungen. Bereits die im Jahr 2000 als 
"Atom-Ausstieg" von der damaligen "rot-grünen" Bundesregierung 
vertraglich vereinbarten Reststrommengen wurden irreführender Weise 
der Öffentlichkeit als "Restlaufzeiten" verkauft. Real bedeutete der 
damalige Vertrag lediglich eine Garantie des Betriebs der 
Atomkraftwerke für die jeweilige Legislaturperiode, für die die 
Regierung gewählt war. In der Amtszeit der "schwarz-roten" 
Bundesregierung von 2005 bis 2009 bestätigte sich nach und nach, daß 
die zuvor veröffentlichten "Abschalttermine" reine Phantasie-Daten 
waren. Auch nach der Anfang September 2010 von "Schwarz-Gelb" 
beschlossenen und dieser Tage von Bundespräsident Christian Wulff 
unterzeichneten "Laufzeitverlängerung" existieren in Deutschland 
keine gesetzlich fixierten Abschaltzeitpunkte für die 17 noch nicht 
stillgelegten deutschen Atom-Reaktoren und somit auch keine 
festgelegten "Laufzeiten". Das zuletzt am 11. Mai 2005 stillgelegte 
AKW Obrigheim war 37 Jahre in Betrieb.

 
REGENBOGEN NACHRICHTEN
 

Anmerkungen

Siehe auch unsere Artikel zum Thema:

      AKW Flamanville
      Dach eingestürzt (5.12.10)

      Merkels Atom-Gipfel
      Schwarz-gelbe Bestandsgarantie bis 2013 (6.09.10)

      Radioaktive Wolke aus AKW Fessenheim
      erst nach über einem Monat publik (26.09.10)

      Frankreich: Laufzeitverlängerung auf 40 Jahre
      kostet 600 Millionen Euro pro Reaktor (27.06.10)

      "Störung" im AKW Fessenheim
      im Dezember gravierender als bislang bekannt (23.02.10)

      Verbrecherische Menschenversuche
      bei französischen Atombomben-Tests (17.02.10)

      Atomenergie verursacht Stromlücke
      in Frankreich (18.12.09)

      Notabschaltung im französischen AKW Cruas
      Hauptkühlsystem verstopft (2.12.09)

      Streit um die neue Atomkraftwerks-Linie EPR in Frankreich
      Sicherheitsbehörden kritisieren elektronisches Steuerungs-
System
      (3.11.09)

      Unverantwortlicher Umgang mit dem hochgiftigen
      Bombenstoff Plutonium (15.10.09)

      EURATOM,
      Milliarden-Subventionen und die Bombe (22.04.09)

      IAEA: AKW Fessenheim
      entspricht nicht internationalen Standards (8.04.09)

      Greenpeace in Frankreich bespitzelt
      Kam der Auftrag von EdF? (1.04.09)

      Siemens steigt bei Areva aus
      Ist das Atomkraftwerk-Modell EPR am Ende? (27.01.09)

      Frankreichs Verbrechen auf Moruroa
      188 Atom-Bomben und die Folgen (29.09.08)

      Erneut Atom-Unfall in Frankreich
      100 Menschen radioaktiv kontaminiert (24.07.08)

      Erneut Atom-Unfall in Frankreich
      15 Menschen radioaktiv kontaminiert (22.07.08)

      Französische Atom-Industrie bleibt im Gespräch
      Erneute Leckage (18.07.08)

      Nach Unfall beim AKW Tricastin
      Überprüfung des Grundwassers bei französischen AKW (17.07.08)

      AKW Tricastin:
      Flüsse in Südfrankreich radioaktiv kontaminiert (8.07.08)

      Atom-Ausstieg selber machen!

      Atomenergie in Frankreich
      Folge 11 der Info-Serie Atomenergie 


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