[fessenheim-tn] Deutsches Geld für französisches Atommüll-Endlagerprojekt Bure

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Mi Sep 24 23:57:47 CEST 2008


23.09.2008 

Deutsches Geld für französisches Atommüll-Endlagerprojekt Bure

Argumente gegen geplantes Endlager Gorleben?

Auf eine Anfrage der Linkspartei im Bundestag mußte das 
Bundeswirtschaftsministerium offenlegen, daß deutsche Steuergelder für das 
umstrittene Endlagerprojekt der französischen Regierung im lithringischen Bure 
ausgegeben wurden. Ebenso wie in Deutschland gibt es auch in Frankreich mit 
seinen 19 AKW-Standorten kein Endlager für die hoch radioaktive Abfälle aus den 
Atomkraftwerken. In Deutschland wird nach wie vor radioaktiver Müll in 
CASTOR-Behältern unter anderem in einer oberirdischen Halle auf dem Gelände des 
geplanten Endlagers Gorleben abgestellt.

Nach den nun vorliegenden Informationen zahlten die deutsche "rot-grüne" und die 
"schwarz-rote" Bundesregierung von 2000 bis 2007 insgesamt rund1,6 Millionen 
Euro zur "Erforschung eines Endlagerstandorts" in Bure. Nach Auskunft der 
lokalen Bürgerinitiative 'Stop Bure' (www.stopbure.com) geht es jedoch bei der 
festungsähnlich ausgebauten Anlage in Bure keineswegs um Forschung, sondern 
bereits um den Bau des eines Endlagers. Der Standort liegt 130 Kilometer von der 
deutschen Grenze entfernt.

Nach Angaben der französischen Atomagentur Andra werde lediglich ein 
"unterirdisches Forschungslabor" betrieben, um Informationen darüber zu 
gewinnen, ob das dortige Tongestein als Endlager geeignet ist. Bis zum Jahr 2011 
will die deutsche Bundesregierung im Auftrag der Atom-Mafia weitere Millionen an 
Steuergeldern für die "Forschung" in Bure ausgeben. Nach den Erfahrungen mit dem 
angeblichen Forschungs-Projekt Asse II, das sich mittlerweile als Versuch der 
Atom-Mafia herausgestellt hat, illegal Atommüll in einem offenkundig völlig 
ungeeigneten ehemaligen Bergwerk zu versenken, ist mit entsprechenden Plänen in 
Bure zu rechnen.

Weiter wurde bekannt, daß seit 2001 sind regelmäßig auch Mitarbeiter der 
Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Bure vor Ort. Die 
Begründung des Bundeswirtschaftsministerium: "Da in Deutschland ein 
Untertagelabor im Tonstein nicht verfügbar ist, kann Forschung in diesem 
Wirtsgestein nur im Ausland durchgeführt werden."

Diese Aussage ist brisant, denn bislang wurde in Deutschland eine "alternative 
Standortsuche für ein Atommüll-Endlager" mit dem Argument abgewehrt, andere 
Erdformationen als Salz - also etwa Ton - kämen für ein Endlager nicht in Frage. 
PolitikerInnen im Dienste der Atom-Mafia blockten Fragen nach der Eignung von 
Tonschichten nicht zuletzt deshalb ab, weil es entsprechende geologische 
Formationen in Bayern und Baden-Württemberg gäbe. Eine neuerliche Diskussion 
über die offene Endlager-Frage käme in diesen Bundesländern sehr ungelegen. 
Bundesforschungsministerin Annette Schavan, die viele Jahre Ministerin in 
Stuttgart war, bezeichnet Gorleben daher als "alternativlos".

Hans-Kurt Hill, energiepolitischer Sprecher der Linkspartei im Bundestag, 
fordert nun, das lange diskutierte, aber nie angegangene "ergebnisoffene 
Suchverfahren" endlich auf den Weg zu bringen. Außerdem müßten die Daten und 
Erkenntnissen aus der atomaren Endlagerforschung in Frankreich offengelegt 
werden. Er fürchte, daß die Bundesregierung "Fakten unterschlagen" wolle, um den 
Standort Gorleben durchzusetzen.

Ein "ergebnisoffenes Suchverfahren"  ist nun allerdings keineswegs im Interesse 
der Anti-Atom-Bewegung. Eine erneute Suche nach einem atomaren Endlager birgt 
zweierlei Risiken. Zum einen unterstellt eine solche Suche, es gäbe real die 
Möglichkeit einer sicheren Lagerung derart gefährlicher Stoffe für Millionen von 
Jahren. Nicht umsonst ist es Konsens in der Anti-Atom-Bewegung, daß eine 
Diskussion über den Verbleib des Atommülls erst dann sinnvoll geführt werden 
kann, wenn sämtlich Atomanlagen stillgelegt sind und kein weiterer Müll 
produziert wird. Zum zweiten besteht die Gefahr, daß bei einer Festlegung 
"alternativer Endlagerstätten" mit erheblichen finanziellen Mitteln die 
jeweilige lokale Bevölkerung gegen die andere ausgespielt werden kann. Dies ist 
derzeit bei einer Initiative der französischen Regierung zu beobachten, die eine 
Vielzahl von Gemeinden in Frankreich angeschrieben hat, damit diese sich als 
Standort für ein nationales Endlager bewerben. Eine über Jahrzehnte gewachsene 
Widerstandskultur wie im Raum Gorleben kann nicht in wenigen Monaten aufgebaut 
werden.
   

 REGENBOGEN NACHRICHTEN 

   

 Anmerkungen 

Siehe auch unsere Artikel: 

       Asse II: Wechsel zum BfS nur Pop (5.09.08)

       Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II nicht länger geleugnet 
       Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar" 
       Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08) 

       Verdacht auf hochradioaktiven Müll im Versuchslager Asse II 
       "Brennstäbe in Blechdosen" (29.07.08) 

       Skandal-Grube Asse II 
       Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08) 

       Kosten für Karlsruher "Atomsuppe" wachsen auf 2,6 Milliarden Euro 
       Vorgeschmack auf das bittere Erbe der Atomenergie (16.01.08) 

       Endlager-Pläne in Ton zerbröseln 
       Konsequenzen für Benken (Schweiz) und Bure (Frankreich) 
       (14.01.08) 

       Drohende Umweltkatastrophe durch Atom-Lagerstätte Asse 
       Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07) 

       Die BI Schacht Konrad weitet den Kampf aus 
       Zahlreiche Aktionen gegen Atommülldeponie (4.07.07) 

       Niederlage im Kampf gegen Schacht Konrad 
       Gericht gibt Atom-Mafia recht (3.04.07) 

       Atomares Endlager 
       Yucca Mountain gestoppt (22.07.04) 

       ItalienerInnen erfolgreich - 
       kein Endlager weltweit (2.12.03) 

       Endlager-Wahnsinn (28.02.01) 

       Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg" 

       Atom-Ausstieg selber machen!