[fessenheim-tn] Asse II: Wechsel zum BfS nur Pop

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Fr Sep 5 23:50:35 CEST 2008


5.09.2008 

 Asse II: 
 Der Wechsel zum BfS ist nur Pop 

 Rückholung des radioaktiven Mülls bislang nicht geplant 

 Der frühere Pop-Beauftragte der SPD und heutige Bundes-"Umwelt"-
 Minister Sigmar Gabriel hat sich scheinbar gegen seine
 Kabinetts-Kollegin Annette Schavan durchgesetzt. Die Zuständigkeit für
 das "Versuchslager" für schwach- und mittelradioaktive Stoffe, dessen
 Gefährlichkeit nicht mehr geleugnet werden kann, wechselt nun von
 der Helmholtz-Gesellschaft zum Bundesamt für Strahlenschutz (BfS).
 Für Erstere war Forschungs-Ministerin Schavan verantwortlich, das BfS
 untersteht Atom-Minister Gabriel. Damit soll der Öffentlichkeit suggeriert
 werden, die Verantwortung gehe von einer atomenergie-freundlichen
 Ministerin an einen Minister über, der sich seit Jahr und Tag vehement
 für den "Atom-Ausstieg" einsetze. 

 Nachdenklich jedoch sollte stimmen, daß Sigmar Gabriel, der Goslar -
 unweit von Asse II - als seinen Wohnsitz bezeichnet, sich nie für die
 Arbeit und die Argumente der Bürgerinitiativen interessiert hatte. Asse II
 liegt in Gabriels Wahlkreis Salzgitter-Wolfenbüttel und dort versuchte
 Gabriel sich schon vor seiner Zeit als niedersächsischer
 Ministerpräsident in der Nachfolge Gerhard Schröders als
 Umweltpolitiker zu profilieren. Während der 90er Jahre saß Gabriel im
 Umweltausschuß des niedersächsischen Landtags und interessierte
 sich nicht für Asse II. In der kurzen Zeit als Ministerpräsident muß er
 wohl intensiv weg gehört haben, als die ersten Meldungen über
 Wassereinbrüche im Versuchslager Asse II publik wurden. Seit 2005 ist
 er nun Bundes-"Umwelt"-Minister. Doch bei der Vorstellung des
 "Statusberichts" am Dienstag, der die lange Zeit ungehörten
 Warnungen der Bürgerinitiativen nicht nur bestätigte, sondern zudem
 illegale Machenschaften offenlegte, zeigte sich Gabriel überrascht. Daß
 dies jahrelang von Helmholtz-Gesllschaft, niedersächsischen
 Landesamt für Bergbau und Bundesforschungs-Ministerium gedeckt
 worden war, nennt er einen "unglaublicher Vorgang". Nun ist Asse II für
 Gabriel plötzlich die "problematischste Nuklearanlage in ganz Europa". 

 Reale Konsequenzen hat dies alles jedoch bisher nicht.
 Bürgerinitiativen und Greenpeace fordern, daß der Atommüll so schnell
 wie möglich aus dem ehemaligen Bergwerk rückgeholt wird. Denn Asse
 II droht in absehbarer Zeit einzustürzen. Bereits im November, als
 Gabriel erstmals öffentlich von Gefahren durch Asse II sprach, wurde
 die Forderung nach einer Bergung des radioaktiven Mülls laut. Seitdem
 ist wertvolle Zeit verstrichen. Thomas Erbe von 'Robin Wood' aus
 Braunschweig und Mitarbeiter im Asse2-Koordinationskreis
 kommentiert: "Zum Glück ist das Lügengebäude noch vor dem
 Grubengebäude zusammengebrochen. Ob dies noch rechtzeitig war,
 um für die Probleme der Asse eine ansatzweise akzeptable Lösung zu
 finden, ist leider nicht sicher." 

 Nach wie vor steht der Plan der nunmehr völlig desavouierten
 atomindustrie-nahen WissenschaftlerInnen im Raum, das Bergwerk mit
 Magnesiumchloridlauge zu verfüllen und abzudichten. Nicht nur, daß
 so alle Spuren illegaler Einlagerungen beseitigt würden - ein solches,
 zudem unerprobtes Vorgehen bietet keineswegs sichern Schutz. Eine
 Flutung von Asse II mit Magnesiumchloridlauge lehnen unabhängige
 WissenschaftlerInnen und alle Anti-Atom-Gruppen der Region
 entschieden ab. Laut vorliegenden Gegengutachten wird die
 freigesetzte Radioaktivität im Bergwerk in der Folge nach außen ins
 Grundwasser gepreßt, wenn sich die Hohlräume der Grube durch den
 Gebirgsdruck nach und nach schließen. Er besteht die Gefahr, daß das
 Grundwasser radioaktiven kontaminiert wird und daß es zudem zum
 Austritt radioaktiver Gase an der Erdoberfläche kommt. 

 Doch Gabriel ist offenbar nicht gewillt, eine Rückholung des
 radioaktiven Mülls anzuordnen. Statt dessen redet er davon, daß seine
 sorgfältige, ergebnisoffene Standortsuche erforderlich sei. Dies hören
 die Bürgerinitiativen aber bereits seit 2005 von Gabriel und dies hörten
 sie von 1998 bis 2005 von Gabriels pseudo-grünem Vorgänger Trittin.
 Nun soll ein weiteres Gutachten bis Oktober ermitteln, wie viel Zeit bis
 zum Einsturz des Bergwerks bleibt. Möglicherweise schwebt Gabriel
 die Idee vor, die Schächte mit dem Papier von Gutachten zu verfüllen. 

 Für Samstag, den 12. September, ist eine Demonstration am Standort
 Asse II angekündigt. 

   

 REGENBOGEN NACHRICHTEN 

   

 Anmerkungen 

 1 Siehe auch unsere Artikel: 

       Gefahr durch atomares Versuchslager Asse II nicht länger geleugnet 
       Atom-Minister Gabriel: "Zustände in Asse sind unhaltbar" 
       Wird das Bergwerk geräumt? (2.09.08) 

       Verdacht auf hochradioaktiven Müll im Versuchslager Asse II 
       "Brennstäbe in Blechdosen" (29.07.08) 

       Skandal-Grube Asse II 
       Eindringendes Wasser radioaktiv kontaminiert (12.06.08) 

       Kosten für Karlsruher "Atomsuppe" wachsen auf 2,6 Milliarden Euro 
       Vorgeschmack auf das bittere Erbe der Atomenergie (16.01.08) 

       Endlager-Pläne in Ton zerbröseln 
       Konsequenzen für Benken (Schweiz) und Bure (Frankreich) 
       (14.01.08) 

       Drohende Umweltkatastrophe durch Atom-Lagerstätte Asse 
       Gabriel räumt Gefahren ein (21.11.07) 

       Die BI Schacht Konrad weitet den Kampf aus 
       Zahlreiche Aktionen gegen Atommülldeponie (4.07.07) 

       Niederlage im Kampf gegen Schacht Konrad 
       Gericht gibt Atom-Mafia recht (3.04.07) 

       Atomares Endlager 
       Yucca Mountain gestoppt (22.07.04) 

       ItalienerInnen erfolgreich - 
       kein Endlager weltweit (2.12.03) 

       Endlager-Wahnsinn (28.02.01) 

       Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg" 

       Atom-Ausstieg selber machen!