[fessenheim-tn] AKW-Unfall in Spanien

Klaus Schramm 078222664-0001 at t-online.de
Di Apr 8 20:45:05 CEST 2008


8.04.2008
                  AKW-Unfall in Spanien 

      Greenpeace ortet Radioaktivität bei Tarragona 
      Unfall seit November verheimlicht 

      Den Tip bekam Greenpeace von einem anonymen Mitarbeiter des
      spanischen Atomkraftwerks Asco. Sonst hätte wohl auch die
      Umwelt-Organisation keine Messungen in der Umgebung des AKW am
      Ebro vorgenommen und die erhöhte Radioaktivität von mehr als fünf
      Curie - auf Dächern, Zäunen und Kinderspielplätzen - wäre nie entdeckt
      worden. 

      Vermutlich habe ein Zwischenfall mit Kühlflüssigkeit vor einigen
      Monaten ein radioaktives Leck verursacht, das nicht ordnungsgemäß
      beseitigt worden sei, erklärte Greenpeace-Sprecher Mario Rodriguez.
      Vom Betreiber des AKW im Nordosten Spaniens lag zunächst keine
      Stellungnahme vor. Der Ebro ist einer der größten und wichtigsten
      Flüsse Spaniens. 

      Die Strahlung geht überwiegend von radioaktivem Kobalt aus. Die
      Betreibergesellschaft des AKW Asco unweit der katalanischen Stadt
      Tarragona, versuchte mittlerweile zu beschwichtigen: Die freigesetzte
      Strahlung belaufe sich lediglich auf ein Hunderttausendstel Curie, so
      die Betreibergesellschaft, die den beiden großen spanischen
      Energie-Konzernen Endesa und Iberdrola gehört. 

      Die spanische Aufsichtsbehörde, der Rat für Nuklearenergie (CSN),
      schickte nach Erhalt der Greenpeace-Pressemitteilung sofort
      Meß-Trupps zum AKW Asco. An 150 Stellen des mehrere
      Quadratkilometer großen AKW-Geländes wurde Radioaktivität
      festgestellt. Dennoch verbreitet die CSN, aus dem Gelände sei das
      radioaktive Kobalt nicht entwichen. Doch das bezweifelt der
      Nuklear-Experte der Umweltschutz-Organisation Carlos Bravo: "Der
      Wind hat die Kontamination sicher kilometerweit verbreitet." 

      Inzwischen räumte der Betreiber ein, daß es im November beim
      Wechseln der Brennstäbe zu einem "Zwischenfall" gekommen sei. Die
      Luftfilter hätten allerdings 99,95 Prozent der "Verunreinigung"
      zurückgehalten. Der CSN sei zudem rechtzeitig informiert worden. 

      Greenpeace reagierte mit der Frage, warum die Meß-Trupps des CSN
      erst jetzt angerückt sind. "Dafür gibt es nur zwei Erklärungen. Entweder
      sie haben den Vorfall wissentlich verheimlicht, oder sämtliche
      Kontrollmechanismen haben versagt." Beides sei "ein kriminelles
      Vorgehen". Sollte der Vorfall wirklich das von Greenpeace genannte
      Ausmaß haben, hätte ein Voralarm ausgelöst werden müssen. Die
      Greenpeace erwägt eine Anzeige. 

      Bisher schweigt sich das zuständige Industrieministerium aus. In der
      vergangenen Legislaturperiode hatten UmweltschützerInnen
      zusammen mit kleineren Linksparteien einen Gesetzesentwurf
      ausgearbeitet, der vorsah, AKW-Betreiber, die Vorfälle verheimlichen,
      mit einer Strafe zu belegen, die doppelt so hoch ist wie die im fraglichen
      Zeitraum erzielten Gewinne. Die Atomenergie-freundliche
      "sozialistische" Regierungspartei PSOE von José Luis Rodríguez
      Zapatero und die konservative Partido Popular stimmten das Projekt
      nieder. 

        

      REGENBOGEN NACHRICHTEN 

        

      Anmerkungen 

      Siehe auch unsere Artikel: 

            Atomkraftwerke und Kinderkrebs 
            ÄrztInnen-Organisation IPPNW fordert Konsequenzen (16.03.08) 

            Brand im AKW Brokdorf (14.03.08) 

            Rußland baut AKW in Bulgarien 
            Deutsche Steuergelder für AKW-Neubauh (18.01.08) 

            Neubau britischer AKWs aus Steuermitteln? 
            Sterbende britische Atom-Branche hofft auf Brown (11.01.08) 

            Informationen zum deutschen "Atom-Ausstieg" 

            Atom-Ausstieg selber machen