[fessenheim-fr] 50. Jahrestag der Bauplatzbesetzung des AKW-Projekts Wyhl
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Mi Feb 19 17:15:33 CET 2025
Hallo Leute!
Hier der Text der Gemeinsamen Erklärung
zum 50. Jahrestag der Bauplatzbesetzung
- s.u. und als pdf-Datei im Anhang
(dieser wird per html-link ausgeliefert)
Ciao
Klaus Schramm
Gemeinsame Erklärung
zum 50. Jahrestag der Bauplatzbesetzung des Atomkraftwerks in Wyhl
Nai hämmer gsait! Lieber heute aktiv als morgen radioaktiv!
Kein AKW in Wyhl und auch sonst nirgends!
Wyhl 1975 - ein Beispiel
Wir, Vereinigungen in der Region am südlichen Oberrhein, danken den
vielen Mitbürgerinnen und Mitbürgern vom Kaiserstuhl, aus Freiburg und
Region, dem Elsass sowie aus den Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen
für ihren großen Mut und riesigen Einsatz in Wyhl/Rhein bei der
Besetzung der Baumaschinen am 18.2.1975 auf dem Atomkraft-Bauplatz, beim
passiven Widerstand während der Räumung des Bauplatzes mit Wasserwerfern
durch die Polizei und für ihre gewaltfreie Wiederbesetzung am 23.2. nach
einer Großdemonstration der über 50 Badisch-Elsässischen
Bürgerinitiativen mit 28.000 Menschen. „Nai hämmer gsait! Lieber heute
aktiv als morgen radioaktiv! Kein Atomkraftwerk in Wyhl und auch sonst
nirgends“, sind weithin bekanntgewordene Sprüche der Bürgerinitiativen.
Wyhl 1975 war ein Vorbild. Die erfolgreichen Bauplatzbesetzungen in Wyhl
und kurz zuvor die gegen die geplante Bleichemiefabrik im elsässischen
Marckolsheim sowie kurz danach durch andere Bürgerinitiativen gegen die
Atomkraftwerke Kaiseraugst bei Basel, in Gerstheim/Elsass und der
Widerstand u.a. gegen die AKWs Fessenheim/Elsass und - auch erfolgreich
- bei Breisach und Schwörstadt/Hochrhein stehen für entschlossene
Proteste Hunderttausender im „Dreyeckland“. Sie stehen für den Beginn
des Atomenergieausstiegs und der Energiewende nicht nur in Deutschland.
In der Region verhinderten die Initiativen 14 Atomreaktoren und die
Brennelementefabrik Heitersheim.
Nach 9 Monaten Bauplatzbesetzung in Wyhl, jahrelangen Gerichtsprozessen,
nach Verhandlungen mit der Landesregierung und dem AKW-Betreiber in 1976
für die „Offenburger Vereinbarung“ erreichten die Badisch-Elsässischen
Bürgerinitiativen mit weiteren Protesten und intensivem argumentativen
Einsatz 1983 das Ende des Vorhabens und 1994 die endgültige Aufgabe des
Standorts Wyhl. Widerstand und anhaltende Proteste der Bürgerinitiativen
auch vieler anderer Atomenergie-Standorte bewirkten zusammen mit
Umweltverbänden die Bundestagsmehrheit für den 15.4.2023 als
gesetzliches Ende der deutschen Atomstromerzeugung.
Die 1974 in Weisweil/Rhein gegründeten Badisch-Elsässischen
Bürgerinitiativen, zunächst 21, bald über 50, machten mit ihrer
rheinüberschreitenden Zusammenarbeit Geschichte. Im Ringen mit Staat und
Konzernen haben sie „Demokratie von unten“ vorgelebt, was weltweite
Beachtung fand und am südlichen Oberrhein und weit darüber hinaus viele
positive Wirkungen zeigte und zeigt. Ihr erfolgreicher Einsatz gegen
Atomkraft, für Energie-Alternativen und für Mensch und Umwelt ist eng
verflochten mit seither entstandenen weiteren Antiatom-, Energie- und
Umwelt-Initiativen. Sie waren einer der "Zündfunken" für die bundesweite
Antiatom-Bewegung und das Entstehen grüner Politik.
Die Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen widersetzten sich der
drohenden Vision einer großflächigen atomkraftbetriebenen
Industrialisierung. Hinter dem u.a. bei Wyhl eskalierten Protest stand
die gemeinsame Sorge um ihre Existenzgrundlagen, für Leben und
Gesundheit auch künftiger Generationen, für Weinbau und Landwirtschaft,
die schöne Heimat, für gute Arbeitsplätze. Die Initiativen blickten auch
nach Australien und Nordamerika zum Uranbergbau für Atomkraft und dessen
Folgen u.a. für indigene Völker und nach Japan zu den Atombomben-Opfern.
Große Sorgen aber machen uns Vereinigungen weiterhin die alten
Atomkraftwerke in der Nordwestschweiz (Beznau 1 und 2, Leibstadt,
Gösgen), weitere Atomindustrie-Anlagen wie die Urananreicherungsanlage
Gronau/Westfalen, die Brennelemente-Fabrik Lingen/Ems und der
Atombomben-Standort Büchel/Eifel. Hinzu kommen auch aktuell krass
beschönigende Fehlinformationen pro Atomenergie und das in Fessenheim
geplante „Technocentre“, eine große Schmelz- und Verwertungsanlage für
Strahlenschrott von Atomenergieanlagen aus weiten Teilen Europas.
Andererseits kann als eine Spätfolge von „Wyhl“ am südlichen Oberrhein
immer noch eine europäische Modellregion für ökologische Energie und
Nachhaltigkeit entstehen. Dazu ist es nötig, dass aktive Teile der
Bevölkerung sowie ihre Vereinigungen weiterhin Verantwortung übernehmen
und Politik sowie Wirtschaft auf einen solchen Weg führen.
Freiburg i.Br. und Region beiderseits am südlichen Oberrhein, 17.2.2025
PS: Gesondert und herzlich gedankt sei der Bürgerinitiative Weisweil
e.V. für die Idee, Organisation und Ausrichtung der Veranstaltungen zu
„50 Jahre Bauplatzbesetzung Atomkraftwerk Wyhl“.
Erstunterzeichnete Vereinigungen
ECOtrinova e.V., Initiator der Erklärung, ggr. 1992 als FAUST e.V.,
ecotrinova.de
AGUS Markgräflerland e.V., ggr. 1975, agus-markgraeflerland.de
Anti-Atom-Gruppe Freiburg, ggr. 2010, antiatomfreiburg.de
Bürgerinitiative „Energiewende für Waldkirch“, ggr. 1994,
energiewende-waldkirch.de
Bürgerinitiative Umweltschutz Offenburg e.V., ggr. 1974, die-buo.de
BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein – Aktion Umweltschutz – e.V.,
ggr. 1970, bund-rso.de
CSFR Comité pour la Sauvegarde de Fessenheim et de la Plaine du Rhin,
ggr. 1970
IPPNW* Regionalgruppe Freiburg, *ggr. 1980, ippnw.de
NABU Gruppe Freiburg e.V., ggr. 1905 mit Vorläuferverein, nabu-freiburg.de
Mahnwache Dreyeckland, ggr. 2011 als Mahnwache Breisach, moma.proalterna.eu
Oberrheinisches Komitee gegen Umweltgefährdung durch Atomkraftwerke
e.V., Oberrotweil, ggr .1971
Stop Fessenheim , ggr. 2006, stop‐fessenheim.org
Uranium network, ggr. 2008, uranium-network.org
Weitere Vereinigungen willkommen.
Herausgeber: die erstunterzeichneten Vereinigungen,
Ideelle Mitherausgeber: die weiteren Vereinigungen
Medien-Kontakt und presserechtlich verantwortlich:
ECOtrinova e.V., Dr. Georg Löser, Vorsitzender, Post: bei FZE
/Treffpunkt Freiburg, Schwabentorring 2, 79098 Freiburg,
www.ecotrinova.de, ecotrinova at web.de
BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein e.V., Stefan Auchter,
Geschäftsführer, Wilhelmstr.24 a, 79098 Freiburg. www.bund-rso.de,
bund.freiburg at bund.net
Stand 250219
Hintergrund: „Grenzüberschreitende Kooperation am Oberrhein. Die
Badisch-Elsässischen Bürgerinitiativen“, in - „Deutsche und Franzosen im
zusammenwachsenden Europa“. Georg Löser, Hrsg. Kurt Hochstuhl,
Landesarchivdirektion Baden-Württemberg, Verlag W. Kohlkammer,
Stuttgart, 2003.
ecotrinova.de/downloads/030000_Loeser_Bad-Els-BIs_SD_Werkheft18.pdf
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Dateiname : Gemeinsame Erklärung 50 Jahre Beginn Bauplatzbesetzung Atomkraftwerk Wyhl-R.pdf
Dateityp : application/pdf
Dateigröße : 264000 bytes
Beschreibung: nicht verfügbar
URL : <https://listi.jpberlin.de/pipermail/fessenheim-fr/attachments/20250219/64bba2c0/attachment.pdf>
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