[fessenheim-fr] "...man will ja auch noch schlafen."
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Fr Sep 27 01:17:19 CEST 2024
Hallo Leute!
Hier ein SWR-Beitrag mit der Kern-Aussage:
"...man will ja auch noch schlafen."
Gewürzt mit mit einer humoristischen Einlage:
"...weil ich weiß, die Castoren sind gut.
Die sind alle dicht. Da kann nichts passieren."
Ciao
Klaus Schramm
+++
Transport mit hochradioaktiven Abfällen
Philippsburg: Frust vor dem Atommüll-Transport ins Zwischenlager
Stand
26.9.2024, 16:32 Uhr
von Susann Bühler
Vier Castoren mit hoch radioaktivem Atommüll sollen bis Jahresende nach
Philippsburg ins Zwischenlager kommen. Die Stimmung der Philippsburger
schwankt zwischen Resignation und Frust.
Im Zwischenlager Philippsburg bereitet man sich auf die baldige Ankunft
des Castor-Transports mit vier Behältern mit radioaktivem Atommüll aus
der Wiederaufarbeitungsanlage im französischen La Hague vor. Die
Castor-Behälter müssen hier eingelagert werden, das ist seit 2015
politisch beschlossene Sache. Wenn man die Menschen auf der Straße
fragt, was sie von dem Castor-Transport ins Zwischenlager "vor der
Haustür" halten, bekommt man meist ausweichende Antworten - oft mit
einem resignierenden Schulterzucken.
"Das fühlt sich nicht sehr sicher an", meint Barbara Bügel aus
Philippsburg, "aber wir haben es ja auch nicht in der Hand, daran etwas
zu ändern. Uns war das schon ziemlich klar, dass das am Ende ein
Endlager wird und kein Zwischenlager. Wer will denn den Müll haben?"
Hoffnung auf ein Atommüll-Endlager
Auch Anke Beck aus Philippsburg sieht das Zwischenlager durchaus
kritisch. "Aber der Atommüll muss ja erst mal irgendwo hin und
untergebracht werden. Ich hoffe, dass es in der Zukunft irgendwann mal
eine Lösung gibt." Gelassener reagiert Ewald Gröhbühl, der früher selbst
im Kernkraftwerk gearbeitet hat. "Ich habe kein Problem mit dem
Zwischenlager, noch nie gehabt, weil ich weiß, die Castoren sind gut.
Die sind alle dicht. Da kann nichts passieren."
Fakt ist: Ein Transport auf der Schiene mit vier Castor-Behältern mit
hoch radioaktiven Abfällen soll bis Jahresende vom französischen La
Hague ins Zwischenlager nach Philippsburg rollen. Die Genehmigung dafür
hat das Bundesamt für die Sicherheit nuklearer Entsorgung (BASE) vor
kurzem erteilt.
Vertraglich wurde im sogenannten Atomkompromiss im Jahr 2015
beschlossen, dass radioaktive Abfälle aus deutschen Atomkraftwerken an
vier deutschen Standorten zwischengelagert werden müssen - neben Biblis,
Brokdorf und Isar auch in Philippsburg. Im Zuge der gerechten
Lastenverteilung zwischen den deutschen Standorten kommt nun der
Atommüll ins baden-württembergische Philippsburg.
Platz für 152 Castoren im Zwischenlager
Das Zwischenlager Philippsburg ist seit 2007 in Betrieb. Bis jetzt
lagern hier 102 Castoren mit abgebrannten Brennelementen aus den
früheren Atomkraftwerk-Blöcken 1 und 2. Mit den letzten vier Castoren,
die in diesem Jahr noch hinzukommen, ist die Einlagerung von atomaren
Abfällen ins Zwischenlager Philippsburg nach Auskunft der BGZ
(Gesellschaft für Zwischenlagerung) abgeschlossen. Und das, obwohl das
Zwischenlager für 152 Castoren genehmigt ist - vorläufig bis zum Jahr
2047. Weitere Castoren sind nicht vorgesehen.
Doch weil die Suche nach einem Endlager bislang ergebnislos war,
zweifelt der Philippsburger Bürgermeister Stefan Martus daran, dass es
bei diesem Fahrplan bleibt.
"Wenn man das durchschnittliche Alter von 43 Jahren in
Baden-Württemberg bedenkt, dann ist Philippsburg für zwei Drittel der
Bevölkerung ein atomares Endlager."
Stefan Martus, Bürgermeister Philippsburg
Stefan Martus steht fest, dass es die heutigen Bürger von Philippsburg
wohl nicht mehr erleben werden, dass der Atommüll abtransportiert wird.
Gegenüber dem SWR stellt er fest: "Deshalb brauchen wir dringend ein
Atommüll-Endlager. Oberirdisch zu lagern ist viel unsicherer als unter
der Erde."
Philippsburg will gegen Castor-Transporte klagen
Um ein politisches Signal nach Berlin zu senden, will die Stadt
Philippsburg mit einem Eilantrag gegen den Castor-Transport und gegen
die Einlagerung der vier Castoren vorgehen. Wohl wissend, dass die Klage
mehr symbolische Bedeutung hat.
Peter Haake ist 76 Jahre alt und seit über dreißig Jahren für die SPD im
Philippsburger Gemeinderat aktiv. Er kann sich noch gut an die Zeit
Anfang der 2000er-Jahre erinnern, als die Zwischenlager-Diskussion
öffentlich Fahrt aufnahm und die Stadt Philippsburg gespalten war - in
Befürworter und Gegner.
Inzwischen sieht er den Kampf gegen das Zwischenlager als verloren an.
"Wir waren dagegen - und ich bin es auch heute noch. Aber wir sind im
Prinzip machtlos. Die Gesetzeslage hat sich so stark geändert, dass ich
mich gegen das Gesetz stellen würde, wenn ich im Gemeinderat
Abstimmungen machen würde, die kontra-produktiv wären."
"Am besten macht man sich keine Gedanken darüber. Ansonsten wirds
gefährlich. Man will ja auch noch schlafen."
Peter Haake, SPD-Gemeinderatsfraktion Philippsburg
Heute gelte es viel mehr, die Sicherheit des Zwischenlagers zu
hinterfragen. Ob es zum Beispiel gegen Flugzeugangriffe oder schärfere
Sachen gesichert sei? Und mit einem Augenzwinkern meint Peter Haake dann
noch: "Am besten macht man sich keine Gedanken darüber. Ansonsten wirds
gefährlich. Mann will ja auch noch schlafen."
Sendung vom
Do., 26.9.2024 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW
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