[fessenheim-fr] Fwd: Atomausstieg Deutschland: 50 Jahre nach Beginn der Wyhl-Proteste
Axel Mayer
mayer.axel at gmx.net
Di Apr 4 10:42:41 CEST 2023
Liebe Freundinnen & Freunde,
Ihr könnte die Grafik und den Text (auch Textteile) gerne über Eure
(un-)Sozialen Netzwerke verbreiten._Gerade in den nächsten zwei Wochen
sollten wir die AKW-Debatte nicht nur den Atomlobbyisten überlassen._
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Morgengruß
Axel
https://www.mitwelt.org/atomausstieg-deutschland-abschaltung-schliessung-stilllegung-akw-neckarwestheim-2-emsland-isar-2-15.4.2023
Hintergrund: Atomausstieg Deutschland - 50 Jahre nach Beginn der
Wyhl-Proteste
*Der Atomausstieg am 15.4.23 ist schon ein erstaunliches Phänomen. Seit
wann setzen sich in a »Rich Man´s World« die Vernunft gegen die Macht,
*
*die Nachhaltigkeit gegen die Zerstörung und die Kleinen gegen die
Großen durch?*
Vor 50 Jahren erkannten die Verantwortlichen des damaligen
Energiekonzerns Badenwerk, dass der Atomkraftwerksstandort Breisach
<https://www.mitwelt.org/akw-kkw-atomkraftwerk-breisach> politisch nicht
durchsetzbar war. Am 19. Juli 1973 wurde erstmals der neue Standort
eines Atomkraftwerkes in Wyhl
<https://www.mitwelt.org/kein-akw-in-wyhl.html> bekannt. Dort
scheiterten ab 1975 die Pläne ein AKW zu bauen am massiven Widerstand
der örtlichen Bevölkerung.
*Fast 50 Jahre später, genau 111 Jahre nach dem Sinken der unsinkbaren
Titanic, werden am 15.4.2023 endlich die drei letzten deutschen AKW
Neckarwestheim-2, Emsland und Isar-2 abgeschaltet. Der Atommüll, der in
etwas mehr als 3 Jahrzehnten entstand, strahlt noch eine Million Jahre
und gefährdet 30.000 Generationen. Geschichtlich gesehen war und ist die
Nutzung der Kernenergie zutiefst asozial. Die AKW-Stilllegung ist kein
„Selbstzweck“ sondern berechtigte Gefahrenabwehr. Leider umfasst der
Atomausstieg nicht auch die Anlagen der Urananreicherung in Gronau und
die Brennelementfertigung in Lingen.*.
Die Nutzung der Atomkraft in Deutschland war nicht erst seit
den„AKW-Wyhl-Protesten“ <https://www.mitwelt.org/kein-akw-in-wyhl.html>
vor einem halben Jahrhundert heftig umstritten. Massive Proteste in
Wyhl, <https://www.mitwelt.org/kein-akw-in-wyhl.html> Grohnde, Brokdorf,
Wackersdorf und Gorleben haben die letzten Jahrzehnte in Deutschland
geprägt. Und da war nicht nur das »NAI Hämmer gsait«
<https://www.mitwelt.org/nai-haemmer-gsait.html>, das Nein der
Umweltbewegung zur Atomkraft. Da war immer auch das Ja zu den
umweltfreundlichen, kostengünstigen und nachhaltigen Energien,
<https://www.mitwelt.org/sasbach-sonnentage-solar-ausstellung.html> die
von Atom-, Öl- und Kohlekonzernen und ihren Lobbyisten in der Politik
massiv bekämpft wurden und immer noch bekämpft werden.
Während in den ersten Jahrzehnten der Atomenergiedebatte „nur“ die
Aspekte des Umwelt- und Menschenschutzes auf Seiten der Umweltbewegung
standen, ist es seit einigen Jahren auch die Ökonomie. Strom aus Wind
und Sonne ist nicht nur umwelt- und menschenfreundlicher sondern auch
wesentlich kostengünstiger als Strom aus neuen AKW. Auch der ökonomische
Niedergang der französischen Atomwirtschaft
<https://www.mitwelt.org/edf-aktien-kurs-atomkraft-atomenergie-teuer-risiko>
zeigt dies mehr als deutlich. Und wie heißt es? „It's the economy stupid."
*Trotz alledem:*
* Die globale Macht der alten und neuen atomar-fossilen Seilschaften
ist noch nicht gebrochen.
* Die von der Anti-Atombewegung befürchtete weltweite Verbreitung von
Atomwaffen durch die nur scheinbar friedliche Nutzung der Atomkraft
hat begonnen.
* Die von der Umweltbewegung befürchteten schweren Atomunfälle kamen
nicht mit der Wahrscheinlichkeit von ein zu einer Million Jahre, wie
von der Atomlobby verkündet. Die Atomunfälle und Atomkatastrophen
von Lucens (CH) <https://www.mitwelt.org/akw-lucens.html>,
Harrisburg (USA), Tschernobyl (SU) und Fukushima (Japan) bestätigten
alle frühen Befürchtungen der Umwelt-Aktiven und zeigten die Lügen
der Atomlobby.
Jahrzehntelang haben marktradikale atomar-fossile Seilschaften den
Ausbau der zukunftsfähigen Energien, Stromtrassen und die Energiewende
massiv behindert und das Energieerzeugungsmonopol der mächtigen
Energiekonzerne verteidigt. Jetzt warnen sie scheinheilig vor einem
Black-out und vor dem Klimawandel.
<https://www.mitwelt.org/atomausstieg-laufzeitverlaengerung-angst-kampagen-black-out>
So kämpfen Sie für die Gefahrzeitverlängerung und gefährliche und teure
neue AKW.
<https://www.mitwelt.org/thorium-reaktor-risiko-akw-atomkraftwerk-neu.html>
Viele Medien berichten kurz vor dem Ausstiegsdatum leider gerade
ungeprüft, dass die Atomkraft weltweit im Aufschwung sei. Der World
Nuclear Industry Status Report 2022
<https://www.worldnuclearreport.org/-World-Nuclear-Industry-Status-Report-2022-.html>
zeigt die Realität: „Es ist erstaunlich, wie sehr sich die Realität des
Atomindustriesektors von der Wahrnehmung der Öffentlichkeit und
zahlreicher Entscheidungsträger als blühende Zukunftstechnologie
unterscheidet. Fast alle Indikatoren haben ihre Höchstwerte seit
Jahrzehnten überschritten, z.B. die Anzahl laufender AKW 2002, der
Anteil der Atomkraft am Strommix 1996 oder die Betriebsaufnahmen Mitte
der 1980er Jahre.“ Und dennoch behaupten Atomlobbyisten, dass alle Welt
neue AKW baue und nur die „dummen Deutschen“ aus der Atomkraft
ausstiegen. Die Hauptstoßrichtung der aktuellen PR-Kampagnen ist nicht
faktenorientiert, sondern beruht auf dem Erfolgsrezept einer perfekt
organisierten Angstkampagne.
<https://www.mitwelt.org/atomausstieg-laufzeitverlaengerung-angst-kampagen-black-out>
Für Laufzeitverlängerung und neue AKW kämpfen erstaunlicherweise nicht
mehr direkt die deutschen Energiekonzerne, denn diese können rechnen.
Für die Gefahrzeitverlängerung kämpfen insbesondere die Lobbygruppen und
Parteien, die politisch die Hauptverantwortung für den Klimawandel,
Ressourcenverschwendung und die Artenausrottung tragen. Je
offensichtlicher es wird, dass wir den großen, globalen Wachstums-Krieg
gegen die Natur gerade krachend verlieren, desto stärker setzen sie auf
den Mythos der neuen Wunderwaffen
<https://www.mitwelt.org/wunderwaffen-klimawandel.html>. Dieser Mythos
war auch im letzten Weltkrieg sehr effizient und kriegsverlängernd,
änderte aber nichts an der Katastrophe. Der Streit um die
Laufzeitverlängerung und um neue AKW ist getragen von der Hoffnung und
Propaganda der „Wunderwaffe Atomkraft“, die ein zerstörerisches Weiter
so ermöglichen soll. Ein Weiter so mit Weltraumtourismus,
<https://www.mitwelt.org/weltraumtourismus-umwelt-klima.html>
Superyachten, Überschallflugzeugen,
<https://www.mitwelt.org/ueberschallflugzeug-kritik-umwelt-concorde>
Rohstoffverschwendung, unbegrenztem Wachstum
<https://www.mitwelt.org/wachstum-wachstumskritik-information.html> und
selbstverständlich ohne Tempolimit.
Hier zeigt sich auch eine Konfliktlinie, die aktuell viele ökologische
und soziale Konflikte prägt. Nicht der Staat, sondern der Markt soll
entscheiden, ob Atomkraftwerke, PFAS oder CO₂ gefährlich sind. Nach
dieser marktradikalen Logik wären DDT, FCKW und Asbest immer noch nicht
verboten.
Nach der Abschaltung der letzten deutschen AKW muss sich die
Umweltbewegung noch stärker als bisher um die massiv bekämpfte
Energiewende und um den Ausstieg aus den fossilen Energiequellen
kümmern. Technischer Fortschritt und gute, nachhaltige, menschengerechte
Technik könnten schon heute das gute Leben für alle Menschen der Welt
ermöglichen, wenn es mehr Gerechtigkeit gäbe. Die Abschaltung der AKW
ist Grund zur Freude, aber kein Anlass für Triumph, insbesondere auch so
lange in Lingen die Brennelementfabrik noch arbeitet.
Im großen, globalen Krieg des Menschen gegen die Natur und damit gegen
sich selber, (Atommüllproduktion, Klimawandel, Artenausrottung,
Ressourcenverschwendung, Meeresverschmutzung …) haben wir mit dem
mühsamen Atomausstieg in Deutschland Zerstörungsprozesse entschleunigt
und einen kleinen, wichtigen Teilerfolg erzielt. Es lohnt, sich zu
engagieren.
Axel Mayer
-------------- nächster Teil --------------
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