[fessenheim-fr] Atomkraft-Gegnerin, Anti-Fessenheim-Kämpferin und Pazifistin Esther Peter-Davis gestorben

[Klaus Schramm]

Atomkraft-Gegnerin, Anti-Fessenheim-Kämpferin und Pazifistin Esther 
Peter-Davis gestorben

Esther Peter-Davis wurde 1932 geboren. Ihr Vater war im Elsaß von 
deutschen Nazis ermordet worden. Sie war eine der Anführerinnen des 
Fessenheimer Marsches von 1971, war eine Elsässerin mit internationalen 
Verbindungen zu den Vereinigten Staaten durch ihren Ehemann Garry Davis, 
einen amerikanischen Soldaten, der 1948 seine Staatsbürgerschaft aufgab 
und sich zum "ersten Bürger der Welt" erklärte. Sie war stark beeinflußt 
von Albert Schweitzer und eine enge Weggefährtin von von Solange Fernex 
und Petra Kelly. Über ihre Schwiegereltern in New York lernte Esther den 
Biologen John Gofman kennen, der sie und einen Freundeskreis mit 
Berichten über die Gefahren der Atomenergie versorgte, die sie mit 
weiteren Materialien aus französisch- und deutschsprachigen 
Publikationen zu einer Broschüre über das Thema ergänzten, die sie im 
gesamten Elsaß verteilten (Comité pour la Sauvegarde de Fessenheim et la 
plaine du Rhin - CSFR). Jean-Jacques Rettig, der sich Esther bei diesen 
frühen Protesten anschloß, war ein Elsässer, dessen grundsätzliche 
Ablehnung der Atomenergie vor allem aus einer historisch bedingten 
Ablehnung des Militarismus in einer Region herrührte, die innerhalb von 
75 Jahren viermal die Zugehörigkeit zu Frankreich und zu Deutschland 
wechseln mußte. Seine Familienmitglieder hatten in verschiedenen Kriegen 
auf verschiedenen Seiten gekämpft, und seine Frau Inge war gebürtige 
Deutsche, wurde aber später als französische Staatsbürgerin 
eingebürgert. All dies führte dazu, daß er Krieg und Nationalismus 
ablehnte und sich gleichzeitig für die regionale Identität einsetzte. 
Für Esther und Jean-Jacques als Elsässer war der Widerstand gegen die 
Atomenergie mit einem Friedensprojekt der Nachkriegszeit verbunden, das 
in einer regionalen Vision der deutsch-französischen Aussöhnung 
verankert war.

Klaus Schramm
(Anti-Atom-Gruppe Freiburg)