[fessenheim-fr] Entscheidungen gegen den Umweltschutz | Lothringer Atommüllendlager laut Paris von öffentlichem Interesse
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Mo Jul 11 23:40:08 CEST 2022
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Entscheidungen gegen den Umweltschutz | Lothringer Atommüllendlager laut
Paris von öffentlichem Interesse
Am 7. Juli hat die französische Premierministerin Élisabeth Borne das
Dekret zur „DUP“ unterschrieben, durch welchen die geplante
Atommülldeponie Bure im französischen Departement Meuse (55) als von
öffentlichem Interesse festgeschrieben wird. Außerdem wird das
Endlagerprojekt mit der Verkündung einer „Opération d'Intérêt National“
(OIN) vollständig von Paris gesteuert, was sämtliche Gemeinden im
Landkreis de facto entmachtet.
Mit dem „DUP“-Dekret wird der Weg für Landenteignungen und den Bauantrag
(DAC) für das eigentliche Endlager CIGEO frei, welches seit den späten
Neunzigerjahren mit umfassenden „Begleitzahlungen“ als vermeintliches
„Forschungslabor“ ausgebaut wird. Die Feststellung öffentlichem
Interesses des Endlagers folgt einer öffentlichen Befragung vom Herbst
2021, in dessen Folge eine Gruppe von KomissarInnen „keine Einwände“ der
betroffenen BewohnerInnen feststellen konnten. Trotz des massiven
Widerstandes der vergangenen Jahre soll nun der Standort im südlichen
Maas-Tal zur dauerhaften Deponie für über 80.000 Kubikmeter Mittel- und
Hochradioaktive Substanzen ausgebaut werden. Alternativen zum Tongestein
oder gar zur Tiefenendlagerung wurden nie ernsthaft geprüft, obwohl das
Bataille-Gesetz von 1991 genau dies vorschrieb. Das Endlagerprojekt
CIGEO ist ein wesentlicher Bestandteil des französischen Atomprogramms,
in dessen Rahmen Macron mindestens sechs neue EPR-Reaktoren bauen lassen
will.
Frankreich hatte im Zuge des Taxonomie-Streits, in dessen Folge sich das
Europaparlament vergangene Woche dafür aussprach Erdgas und Atomenergie
als nachhaltige Investitionen zu labeln, massiven Druck ausgeübt.
Zugleich wurde wegen der finanziellen Schwierigkeiten der Atombranche
eine vollständige Re-Nationalisierung des Energiekonzerns „Électricité
de France“ (EDF) beschlossen. Derzeit ist die Hälfte der 56
französischen Atomkraftwerke wegen Sicherheitsmängeln abgeschaltet.
Versuche der atomaren Tiefenendlagerung etwa in der WIPP (USA) oder der
ASSE (Niedersachsen) haben bereits zu erheblichen Unfällen geführt und
den Zweck einer sicheren Verwahrung nicht erfüllen können. In der
kommenden Woche veranstalten EndlagergegnerInnen ein „Barrikadenfest“
auf dem von Enteignung bedrohten Bahnhofsgelände von Luméville, direkt
auf der designierten Castortrasse.
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