[fessenheim-fr] Stellungnahme von Stefan Auchter
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Mi Jul 6 16:51:09 CEST 2022
Stellungnahme von Stefan Auchter
Das Parlament der Europäischen Union hat in seiner Plenarsitzung mit 328
zu 278 Stimmen bei 33 Enthaltungen entschieden, Investitionen in Atom-
und Gasstrom unter gewissen Bedingungen als nachhaltig zu taxieren.
Damit vergibt die EU ein Nachhaltigkeitslabel an Branchen, die für die
aktuelle Energiekrise in Europa mitverantwortlich sind.
Die aktuelle Energiekrise in Europa hat zwei wesentliche Ursachen:
Ausbleibende Gaslieferungen aus Russland und AKW-Ausfälle in Frankreich.
Das EU-Parlament hat heute trotzdem entschieden, genau diese beiden
Stromerzeugungstechnologien auf die Liste nachhaltiger
Wirtschaftstätigkeiten zu setzen – gegen die Empfehlung seiner
parlamentarischen Komitees für Wirtschaft und Umwelt und in Widerspruch
zu mehreren Gutachten. Die Folgen dieser Entscheidung sind noch nicht
abzusehen. Sicher ist, dass jede vermeintlich nachhaltige Investition in
diese Technologien Kapital bindet, das für den Umbau in ein wirklich
ökologisches und unabhängiges Energiesystem dringend gebraucht würde.
Stefan Auchter, Geschäftsführer des BUND Regionalverband Südlicher
Oberrhein dazu: "Es gilt sowohl für die EU als auch Deutschland,
Abhängigkeiten rasch zu reduzieren. Uns jetzt mit frischem Kapital in
neue Abhängigkeiten zu begeben ist doch offensichtlicher Unfug. Zentral
ist der Ausbau einer intelligenten, dezentralen und erneuerbaren
Stromproduktion und Speichertechnologie. Gas- und Atomstrom sind die
Ursache, nicht die Lösung der Energiekrise. Eine Entwertung der
europäischen Nachhaltigkeitstaxonomie durch die Inklusion von Gas- und
Atomkraftwerken ist hingegen kontraproduktiv."
Der Trinationale Atomschutzverband TRAS, dem auch die Stadt Freiburg
angehört, hält die Entscheidung für inakzeptabel und hat bereits
Vorgespräche mit der Anwältin und ehemaligen französischen
Umweltministerin Corinne Lepage geführt, um dagegen Klage zu erheben.
TRAS vertritt die energiepolitischen Interessen von Gemeinden, Städten,
Landkreisen, Organisationen und Privatpersonen am Ober- und am Hochrhein
und setzte sich erfolgreich für die Schliessung des AKW Fessenheim ein.
«Gefährliche und umweltschädliche Technologien als nachhaltig zu
taxieren ist unhaltbar. Der Vorstand hat beschlossen, dass wir im
Interesse unserer Mitglieder den Rechtsweg beschreiten werden», sagt
Fabian Lüscher, Geschäftsführer des Trinationalen Atomschutzverbands.
Stefan Auchter (Geschäftsführer BUND Regionalverband Südlicher Oberrhein)
Dr. Fabian Lüscher (Geschäftsührer TRAS)
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