[fessenheim-fr] Markowsky - kein Kommentar
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Fr Mai 13 12:53:42 CEST 2022
Hallo Leute!
Jetzt hat dieser Markowsky - nach immerhin 11 Jahren -
bemerkt, daß der Ausbau der Windenergie hier in Ba-Wü
systematisch sabotiert wird - siehe sein Interview
weiter unten (heutige 'Bad. Ztg.'). Trotzdem sagt
er im selben Interview:
"Ich habe keinen Zweifel, dass der Ministerpräsident
seine politischen Ziele durchsetzen will."
Ich will das hier nicht kommentieren...
Ciao
Klaus Schramm
P.S.: Vgl. meinen Radio-Beitrag v. 9.05., der auf meinem
Artikel v. 3.05. beruht
(https://www.linkszeitung.de/energw220503liz.html)
und meine etlichen darin verlinkten Artikel seit 2011,
die Kretschmanns Agenda klar benennen...
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Energiewende
Windkraftunternehmer über den schleppenden Ausbau im Südwesten
Von Klaus Riexinger
Fr, 13. Mai 2022 um 08:51 Uhr
Südwest
Die Baden-Württembergische Landesregierung hinkt den eigenen Erwartungen
beim von Windenergieausbau hinterher. Unternehmer Andreas Markowsky über
die Gründe für den langsamen Ausbau.
Baden-Württemberg gehört bei der Windkraft zu den Schlusslichtern unter
den deutschen Flächenländern. Der Freiburger Windkraftunternehmer
Andreas Markowsky erklärt im Gespräch mit Klaus Riexinger, wieso die
grün-geführte Landesregierung seit elf Jahren ihre Ziele nicht erreicht.
BZ: Herr Markowsky, die grüne Landesregierung ist vor elf Jahren mit dem
Ziel angetreten, bis 2020 zehn Prozent der Energie aus Windkraft zu
produzieren. Wo sind wir heute?
Markowsky: Etwa bei der Hälfte.
BZ: Nun hat Ministerpräsident Winfried Kretschmann das Ziel als
unrealistisch erklärt, 1000 Windräder in dieser Legislaturperiode zu
bauen. Wieso gibt es im windkraft-freundlichen Baden-Württemberg weniger
Windenergie als im Windkraft-kritischen Bayern?
Markowsky: Das liegt daran, dass die Landesregierung das Richtige will,
aber nicht durchsetzt. Die Genehmigungssituation und die Ausbauzahlen
sind verheerend. Immerhin will Kretschmann, im Gegensatz zu Söder, nicht
die Atomlaufzeiten verlängern, sondern den Windenergieausbau.
BZ: Wo scheitern die Anträge: in den Regierungspräsidien, in den
Landratsämtern oder in der Ministerialbürokratie?
Markowsky: Die Ministerialbürokratie und die Landesanstalt für
Umweltschutz (LUBW) geben die Arbeitsanweisungen für die untergeordneten
Behörden raus – und diese Bestimmungen sind sowohl umständlich als auch
restriktiv. In den unteren Behörden ist die Vorgehensweise allerdings
unterschiedlich. Da gibt es Landratsämter und auch Fachbehörden, die
extrem winkraftfeindlich sind, andere arbeiten relativ korrekt nach
ihren Vorgaben, die in sich ja schon windkraftfeindlich sind. Bundesweit
agierende Unternehmen sehen die Situation in Baden-Württemberg besonders
kritisch.
BZ: Die eigene Bürokratie behindert also den von der Landesregierung
beabsichtigten Ausbau der Windenergie?
Markowsky: Umgekehrt: Die Landesregierung setzt in ihrer eigenen
Verwaltung nicht durch, dass sich ihre Ziele in der Genehmigungspraxis
auch auswirken. Klar, es gibt immer irgendwelche widerstreitenden
Interessen. Die Frage ist aber: Was bekommt Vorrang? In
Baden-Württemberg mischt sich die Regierung ganz bewusst nicht ein in
das Verwaltungshandeln. Wenn sich irgendjemand etwas ausdenkt, an dem
eine Windkraftgenehmigung scheitern könnte und sie dann tatsächlich
scheitert, sieht die Landesregierung zu und bedauert es. Das erleben wir
immer wieder. Die eigene Verantwortung sieht sie nicht.
BZ: Sie beschreiben in Ihrem Buch teils satirereife Gründe für die
Ablehnung von Windkraftanträgen. Warum lässt die Landesregierung dies
geschehen?
Markowsky: Ich habe keinen Zweifel, dass der Ministerpräsident seine
politischen Ziele durchsetzen will. Deshalb klingt das, was er jetzt
gesagt hat, nach Resignation. Die Motive, warum die Grünen ihre Politik
– im Rahmen des rechtlich Möglichen – in der Verwaltung nicht
durchsetzen, muss man auf der politischen Bühne suchen. Vielleicht
scheut man dort Konflikte oder glaubt ans Gute in der Welt. Faktisch
aber wird die Windkraftnutzung von wichtigen Teilen der Verwaltung
verhindert.
BZ: Warum gibt es diese Blockadehaltung?
Markowsky: Es gab selbstverständlich bis 2011 eine Prägung. Jeder, der
sich unter der CDU-geführten Regierung etwas zur Verhinderung der
Windkraft ausdachte, wurde gelobt. Ich weiß nicht, ob das nachwirkt –
und es ist auch von Amt zu Amt unterschiedlich. Gerade in Ministerien
und in der LUBW – also in den Spitzen der Verwaltung – ist es so, dass
immer irgendetwas anderes wichtiger ist. Wenn wir Vorschläge zur
Priorisierung der Windkraft machten, wurden diese abgeblockt.
BZ: Im Land gab es nach 2014 einen stärkeren Windkraftzubau, 2017 nahm
er aber ab und kam fast zum Erliegen. Was war der Grund dafür?
Markowsky: Die Landesregierung sagt, dass die Ausschreibungen der
Bundesnetzagentur, die damals eingeführt wurden, dafür verantwortlich
waren. De facto wurde aber keine Windmühle aus wirtschaftlichen Gründen
nicht gebaut – die Genehmigungssituation aber hat sich seitdem noch
wesentlich verschlechtert. Die Spielräume, die die Landratsämter bis
dahin nutzten – vor allem im Nordosten Baden-Württembergs – wurden durch
neue, strengere Regeln der Verwaltung eingeschränkt.
BZ: Rheinland-Pfalz macht es Windkraftunternehmen leichter, etwa beim
Repowering – also wenn eine alte durch eine neue, effizientere
Windkraftanlage ersetzt wird. Warum geht das nicht in Baden-Württemberg?
Markowsky: Das ginge schon, aber die Ministerien haben sich geweigert,
es so zu sehen wie Rheinland-Pfalz. Wenn man eine alte durch eine neue
Anlage ersetzt, ist nur zu prüfen, ob sich die Auswirkungen gegenüber
der bestehenden Anlage verschlechtern oder nicht. In Baden-Württemberg
hielt man das für rechtswidrig und blieb beim restriktiven Kurs: Man
musste mit der Genehmigung von Neuem anfangen. Nachdem der Bund per
Gesetz die Auffassung von Rheinland-Pfalz verdeutlicht hat, tut sich
unsere Verwaltung mit der Umsetzung immer noch schwer. Ein
Regierungsmitglied sagte mir dazu wörtlich, es sei die vornehme Pflicht
der Regierung, sich aus dem Verwaltungshandeln rauszuhalten. Deshalb
weiß die Verwaltung, dass ihr nichts passiert, wenn sie das Gegenteil
vom politisch Gewünschten tut.
BZ: 1000 Windräder bis zum Ende der Legislaturperiode in vier Jahren,
wäre das theoretisch machbar?
Markowsky: Der vergleichsweise kleine Landkreis Paderborn hat 600
Windräder. Ein Ausbau scheitert weder an Firmen, die Windanlagen bauen,
noch an der Bevölkerung, die sich oft daran beteiligt. Es wären sogar
viel mehr als 250 Anlagen im Jahr möglich. Dass es objektiv nicht gehen
soll, ist sachfremd. Die Klimaschutzziele zu erreichen, ist
ausschließlich eine Frage der Priorität.
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