[fessenheim-fr] ein "Logistikzentrum" und 900 kg Plutonium...
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
So Sep 26 15:23:25 CEST 2021
Hallo Leute!
Hier ein Thema, das von den Mainstream-Medien
auf überregionaler Ebene nahezu komplett
ausgeblendet wird. In Würgassen kam im März
2020 ans Tageslicht, daß ein als "Logistik-
zentrum" ausgewiesenes Projekt in Wahrheit
eine Atommüll-Lager-Projekt ist...
Alle Versprechen von Staatssekretär Jochen
Flasbarth und "Umwelt"-Ministerin Svenja
Schulze, die jetzt wieder anlässlich des
Beschlusses das Salzbergwerk Gorleben zu
verfüllen in Hinblick auf die "End"-Lager-
Suche für den hochradioaktiven Atommüll
geäußert wurden, erweisen sich als
unglaubwürdig:
Die Standortauswahl erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die
für die Sicherheit relevanten Vorgaben des Bundes wurden mehrfach
missachtet. Weder die Landesregierung, der Landkreis, die Kommune, noch
die Anwohner erlangten zuvor Kenntnis vom Vorhaben. Die bekannten
Standortmängel werden bis heute bagatellisiert oder ignoriert, ein
Standortvergleich unter Aspekten der Transportsicherheit, des
Strahlenschutzes von Anwohnern - auch entlang der Transportstrecken -
und der Umweltverträglichkeit hat nie stattgefunden.
Und: Rund 900 Kilogramm Plutonium sollen
dieses "Logistikzentrum" durchlaufen...
Hier ein Artikel vom 20.09.21 - s.u.
Ciao
Klaus Schramm
Montag, 20. September 2021 15:07 Uhr
Atomfreies 3-Ländereck e.V. - Mehr Beteiligung und Transparenz
Beverungen/Würgassen (red). Bundesumweltministerin und Staatssekretär
sprechen von Beteiligung, Transparenz und kompromissloser Sicherheit,
Werte die sie im eigenen handeln und agieren vermissen lassen.
Das geplante Endlager in Gorleben wird geschlossen und unumkehrbar
verfüllt. Mehr als vier Jahrzehnte dauerte es, bis dass die Politik
ihren ureigenen Fehler eingestanden hat, entgegen den Warnungen vieler
Experten an Gorleben als möglichen Endlagerstandort festzuhalten. Die
Aussagen von Staatssekretär Jochen Flasbarth in der Pressekonferenz am
17. September muten entsprechend versöhnlich an: Die Fehler der
Vergangenheit seien nun bereinigt worden. Gorleben sei aus politischen
Gründen und nicht aus wissenschaftlichen, nicht aus fachlichen Gründen
und schon gar nicht transparent gewählt worden. Der Suchprozess müsse
nun wissenschaftsbasiert, faktenbasiert und vor allem vollständig
transparent fortgesetzt werden. Jeder Schritt solle öffentlich klar
nachvollziehbar sein. Der Staat habe aus den Fehlern der Vergangenheit
gelernt. Es müsse um den bestmöglich geeigneten Standort gehen.
Den Aussagen des Staatssektretärs schloss sich auch
Bundesumweltministerin Svenja Schulze per tweet an.
Was wohlwollend klingt, wirft jedoch Fragen auf. So zeigen sich Herr
Flasbarth und Frau Schulze bei der Entscheidung Würgassen zum Standort
für ein gigantisches Bereitstellungslager zu machen, wenig feinfühlig:
Die Standortauswahl erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Die
für die Sicherheit relevanten Vorgaben des Bundes wurden mehrfach
missachtet. Weder die Landesregierung, der Landkreis, die Kommune, noch
die Anwohner erlangten zuvor Kenntnis vom Vorhaben. Die bekannten
Standortmängel werden bis heute bagatellisiert oder ignoriert, ein
Standortvergleich unter Aspekten der Transportsicherheit, des
Strahlenschutzes von Anwohnern - auch entlang der Transportstrecken -
und der Umweltverträglichkeit hat nie stattgefunden. Darauf
angesprochen, äußerte der Staatssekretär im Mai gegenüber dem DLF, ein
Standortauswahlverfahren sei für das Bereitstellungslager überhaupt
nicht notwendig. Um so mehr verwundert, dass Herr Flasbarth aktuell
politische Entscheidungen gegen wissenschaftliche Fakten anprangert und
zugleich höchste Sicherheit, Transparenz und Beteiligung einfordert.
Aspekte, die er im Fall des Bereitstellungslagers Würgassen als
Einrichtung für das Endlager Konrad seit mehr als 1 1/2 Jahren im
eigenen handeln vermissen lässt. Auch die Bundesumweltministerin hat bis
heute nicht auf die geäußerte Kritik reagiert, hüllt sich selbst
politischen Vertretern der Region gegenüber in Schweigen.
Es erweckt den Eindruck, als gäbe es ein Art „radioaktiven Müll 2.
Klasse“. Dabei ist das Volumen der schwach- und mittelradioaktiven
Abfälle mit 600.000m³ mehr als zwanzig mal umfangreicher, als dass der
hochradioaktiven Abfälle. Da nützen auch Aussagen nichts, dass
erstgenannte in Summe „nur“ ca. 1% des Radioaktivitätinventars
aufzeigen. Diese mathematische Verharmlosung sollte nicht über den
Umstand hinwegtäuschen, dass es sich bei den für Würgassen vorgesehenen
Abfällen um sehr viel mehr als um den so oft benannten Bauschutt oder um
Putzlumpen handelt. Vielmehr werden für mehrere hunderttausend Jahre
radioaktiv strahlende, teils toxische Stoffe, in Summe unter anderem
circa 900 Kilogramm Plutonium das Lager durchlaufen.
Warum die Grundsätze im Vorgehen bei der Endlagersuche nicht auch für
ein Bereitstellungslager als Einrichtung eines Endlagers Anwendung
finden sollten, entzieht sich der Logik. Der umfangreiche tägliche An-
und Abtransport radioaktiver Gefahrstoffe, stetig wechselnde
Lagerbestände und Güterbewegungen, bergen ein hohes Unfallrisiko. Sich
seitens der BGZ lediglich auf die logistischen Prozesse in der
Lagerhalle zu konzentrieren und die Verantwortung der risikobehafteten
Transporte über Straße und Schiene, erbracht durch externe
Dienstleister, nur nebensächlich zu betrachten, erscheint wenig
verantwortungsvoll. Eine Entscheidung von gewaltiger Tragweite, mit
Wirkung über mehrere Jahrzehnte auf eine Region, macht es unabdingbar
ähnlich sorgfältig ausgearbeitet zu werden, wie der sichere Einschluss
der radioaktiven Abfälle unter Tage. Daher fordert der Verein Atomfreies
3-Ländereck den Stopp aller Planungen und Aktivitäten, welche das
ZBL/LoK Würgassen betreffen. Zunächst muss der belastbare Beweis
erbracht werden, ob und in welcher Größe ein ZBL/LoK notwendig ist, oder
ob es andere Lösungen gibt. So könnte die Digitalisierung der Logistik
ebenso eine Alternative zur Errichtung der gigantischen Halle
darstellen, wie der Ausbau der vorhandenen, dezentralen Lagerstätten.
Letztere müssen in Anbetracht der notwendigen Nutzungsdauer ohnehin
„gehärtet“ werden. Sollte ein ZBL/LoK notwendig sein, muss eine neues,
transparentes, sachgeleitetes Standortauswahlverfahren, nach zuvor
festgelegten Kriterien eingeleitet werden. Ganz so, wie in der
Pressekonferenz von Herrn Flasbarth geäußert. Ziel muss die
bestmögliche, sichere, möglichst umweltverträgliche und kosteneffiziente
Entsorgung der radioaktiven Abfälle sein.
Hintergrund: Die BGZ möchte ab 2023 durch den Bau einer 325mx125m großen
Halle (das entspricht der Größe von drei Fußballstadien) die vorwiegend
touristisch geprägte Weserberglandregion zur bundesweit einzigen
Atommülldrehscheibe aller schwach- und mittelradioaktiven Abfälle
Deutschlands machen. Ab 2027 sollen nach dem Willen des BMU und der BGZ
über 300.000m³ Atomschrott für 30 Jahre zur Belieferung des Endlagers
Konrad bei Salzgitter am Standort Würgassen, fernab überregionaler
Verkehrsanbindungen, umgeschlagen werden. Die Standortentscheidung
erfolgte unter Ausschluss der Öffentlichkeit und unter vielfacher
Missachtung der Vorgaben der Entsorgungskommission des Bundes. Sowohl
die zu erwartenden Betriebskosten, als auch Kriterien der optimalen
Transportsicherheit und des Strahlenschutzes fanden bei der
Standortauswahl keinerlei Berücksichtigung. Die Bürgerinitiative
Atomfreies 3-Ländereck e.V. stellt sich dem Vorhaben des BMU und der BGZ
entgegen und setzt sich für eine bestmögliche, sichere, ökologisch
verträgliche und zugleich kosteneffiziente Entsorgung der atomaren
Hinterlassenschaften, vor allem der vier Energiekonzerne Deutschlands
als Hauptverursacher, ein.
www.hoexter-news.de/politik/8804-atomfreies-3-l%C3%A4ndereck-e-v-mehr-beteiligung-und-transparenz
Mehr Informationen über die Mailingliste fessenheim-fr