[fessenheim-fr] Ehrung fuer Marianne Fritzen
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
So Jun 27 12:35:22 CEST 2021
Hallo Leute!
Hier ein Artikel über eine Ehrung für die im Jahr
2016 gestorbene Marianne Fritzen.
Ciao
Klaus Schramm
Politik
»Frauenort« für Atomkraftgegnerin
Ehrung für Marianne Fritzen, die lange Zeit das Gesicht des Protestes im
Wendland war
Von Reimar Paul 24.06.2021, 21:30 Uhr
Ein Foto machte sie bundesweit bekannt: Im März 1979 steht Marianne
Fritzen bei einer Demonstration in Gorleben ganz allein vor einer
Polizeikette. Die Handtasche unter den linken Arm geklemmt, schaut sie
mit einer Mischung aus Trotz und Misstrauen zu behelmten Gesichtern
hoch. Fritzen war über viele Jahre im Wendland das Gesicht des Protestes
gegen Atomkraft. 2016 starb sie im Alter von 91 Jahren. Nun erinnert ein
»Frauenort« im Rundlingsdorf Schreyahn im Kreis Lüchow-Dannenberg an die
streitbare Umweltschützerin.
Mit der Initiative »Frauenorte« will der Niedersächsische Frauenrat die
Erinnerung an bedeutende Frauen in dem Bundesland wachhalten. Zu den
bisher in die Liste aufgenommenen Persönlichkeiten zählen etwa die
Worpsweder Künstlerin Paula Modersohn-Becker, die Oldenburger Pädagogin
und Frauenrechtlerin Helene Lange sowie die 1770 in Göttingen geborene
Dorothea Schlözer, die im Alter von nur 17 Jahren als erste Frau den
Titel Doktorin der Philosophie erhielt. Kulturangebote an den
»Frauenorten« umfassen unter anderem Lesungen, Vorträge und
Stadtrundgänge. Der »Frauenort« für Marianne Fritzen ist der 45. in
dieser Reihe.
Fritzen, Tochter einer Französin und eines Saarländers, wuchs im Elsass
auf und machte in Paris das Abitur. Nach Ende des Zweiten Weltkriegs zog
sie zunächst nach Berlin und 1957 mit Mann und Kindern ins Dörfchen
Kolborn in der Nähe von Lüchow. Als in den 1970er Jahren Pläne für den
Bau eines Atomkraftwerks in der Region bekannt wurden, setzte sich
Marianne Fritzen erstmals gegen Atomkraft ein. 1973 beteiligte sie sich
an der Gründung der Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg, bis
1982 führte sie die Initiative als Vorsitzende.
Der Widerstand in Gorleben wurde in der bundesweiten Antiatombewegung
und der Öffentlichkeit wichtig. Marianne Fritzen stand plötzlich im
Rampenlicht und musste lernen, damit umzugehen. Sie musste Staatsgäste
- mehr oder weniger herzlich - begrüßen, kämpferisch die Position der
Atomkraftgegner vertreten und doch immer wieder zwischen den
unterschiedlichen Interessen und Ideologien der Widerstandsgruppen in-
und außerhalb des Wendlands ausgleichen. Ihre gleichzeitig radikale wie
konsequent gewaltfreie Position hat Fritzen beibehalten. Auch nach der
gewaltsamen Räumung der »Republik Freies Wendland« im Juni 1980 gehörte
sie zu den Gewaltfreien - wenngleich es sie nach eigenem Bekunden Kraft
kostete, die Wut über die »Maßlosigkeit des Staates und die
Instrumentalisierung der Polizei gegen die Bürger« nicht in militanten
Aktionen münden zu lassen.
Fritzen gehörte zu den Mitbegründern der Grünen und saß für sie in
kommunalen Parlamenten. Im Jahr 2000 brach sie aus Protest gegen den
Atomkonsens, den die SPD-Grünen-Bundesregierung mit den AKW-Betreibern
schloss, mit der Partei. Der Krieg gegen Jugoslawien bestärkte sie noch
in ihrer Entscheidung, wie Fritzen später sagte. Das ihr zugedachte
Bundesverdienstkreuz lehnte sie ab - ebenso die ihr von einigen Medien
zugedachten Titulierungen wie »Mutter des Widerstandes«.
Quelle:
https://www.nd-aktuell.de/artikel/1153700.frauenort-fuer-atomkraftgegnerin.html
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