[fessenheim-fr] 'Novarhéna' und Techno-Centre

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
So Apr 18 15:04:46 CEST 2021


Hallo Leute!

Im Gegensatz zu dem am Donnerstag veröffentlichten
Artikel, in dem allein über das Projekt 'Novarhéna'
berichtet wurde, aber die Problematik des
Techno-Centre ausgeblendet blieb, erschien heute
in der 'Bad. Ztg.' ein Artikel - s.u. -, in dem
zumindest die Bedenken gegen ein Techno-Centre
benannt werden.

Welche realen Gefahren von einem Techno-Centre
ausgehen, wird jedoch nicht thematisiert...

radioaktive Kochtöpfe...

Klaus Schüle vom Regierungspräsidium wird mit einer
Äußerung zitiert, die vom "Sankt-Florians-Prinzip"
geleitet ist:
"Klaus Schüle erinnert zudem daran, dass der Oberrhein Erdbebengebiet 
und das Techno-Centre im Rhonetal daher besser aufgehoben sei."
(...falls dieses indirekte Zitat zutrifft.)

Es sei an die Tradition der Anti-Atom-Bewegung
erinnert, sich international solidarisch zu
verhalten, was in Forderungen wie:
"Kein AKW in Wyhl und auch nicht anderswo!"
oder
"Keine WAA in Wackersdorf und auch nicht anderswo!"
zum Ausdruck kam.

Außerdem: Auch das Rhône-Tal ist Erdbebengebiet.

Das Motiv hinter dem Techno-Centre ist keineswegs
Recycling (oder gar Nachhaltigkeit), sondern es
geht aus ökonomischen Gründen allein darum, das
Volumen des einzulagernden Atom-Mülls zu verkleinern
und einen Teil des Atommülls - nach deutschem
Vorbild - "unters Volk" zu bringen!

Und last but not least fällt auf, daß in der
'Bad. Ztg.' durchgängig (seit vielen Jahren)
der Fake-Begriff "Wiederaufbereitungsanlage"
verwendet wird.

Ciao
    Klaus Schramm

+++
Ein Schritt in die Zukunft

Von Klaus Riexinger Bärbel Nückles

So, 18. April 2021

Elsass

Deutschland und Frankreich bringen Gewerbepark in Fessenheim auf den Weg 
– Weiter Dissens wegen Recyclinganlage für AKW-Teile.

Die Pläne für einen Gewerbepark in Fessenheim nehmen Konturen an. In 
dieser Woche haben die Initiatoren von beiden Seiten des Rheins die 
Gründungsverträge unterschrieben. Auch der Rückbau des im vergangenen 
Jahr abgeschalteten AKW schreitet langsam voran. Die ganz große Euphorie 
aber scheint verflogen.

Am Mittwoch haben die Anteilseigner des bei Fessenheim geplanten 
deutsch-französischen Gewerbeparks ihre Unterschriften unter die 
Gründungsverträge gesetzt – der offizielle Startschuss des 
Fessenheim-Zukunftprozesses, wie man ihn sich vor zehn Jahren nicht zu 
erträumen gewagt hätte: Das atomkraft-freundliche Frankreich reißt das 
AKW ab und baut gemeinsam mit Deutschland einen binationalen Gewerbepark 
samt eigenem Hafen und Innovationszentrum für erneuerbare Energien auf.

Die Planungen für das als Modellregion gepriesene Projekt schreiten 
voran, doch die ganz große Euphorie scheint verflogen. Von den einst 200 
Hektar Land, die für den Gewerbepark vorgesehen waren, sind 80 
übriggeblieben. Eventuell werden es noch 100 Hektar. "Meiner Wahrnehmung 
nach herrscht auf deutscher Seite durchaus großes Interesse an dem 
Projekt. Das wird schon allein daran deutlich, dass sich auch die IHK 
einbringt", sagte Landrätin Dorothea Störr-Ritter (CDU) für den 
federführenden Landkreis Breisgau-Hochschwarzwald in dieser Woche. Ein 
Ausstieg der Wirtschaftskammer wäre allerdings ein fatales Signal für 
die deutschen Ambitionen gewesen. Immerhin ist die gemeinsame Nutzung 
des Gebiets Bestandteil des Aachener Vertrags zwischen Deutschland und 
Frankreich. Neben dem Landkreis und IHK sind auf deutscher Seite 
Freiburg, Breisach, Bad Krozingen, Vogtsburg, Hartheim und der 
Regionalverband vertreten. Sie bringen 145 000 Euro in das Startkapital 
ein, die französischen Partner 855 000 Euro.

Ganz zu Beginn des Fessenheim-Zukunftprozesses gab es auch mal die 
Überlegung, den erfolgreichen interkommunalen Gewerbepark Breisgau 
einfach über den Rhein nach Fessenheim auszudehnen. "Bei uns haben sich 
viele Interessensgruppen informiert und vermutlich auch die eine oder 
andere Idee mitgenommen. Aber unseren Park eins zu eins auf Fessenheim 
zu übertragen – das klappt nicht", sagt Gewerbeparkchef Markus 
Riesterer. Vor allem die unterschiedlichen Rechtssysteme seien eine zu 
hohe Hürde. So ist inzwischen klar, dass die künftige Trägergesellschaft 
Novarhéna nach französischem Recht eingetragen wird. Paris habe zudem 
klar gemacht, dass es für den Gewerbepark keinen steuerlichen 
Sonderstatus gebe, sagt Pascale Mollet-Piffert, die bei der IHK die 
Stabstelle grenzüberschreitende Zusamenarbeit leitet. Jetzt erhofft sich 
die Wirtschaftskammer wenigstens ein Eingegenkommen bei der Arbeitszeit. 
Die IHK wünscht sich 40 statt der in Frankreich geltenden 
35-Stunden-Woche. Auch der Wegfall der umstrittenen Entsenderichtlinie 
für deutsche Betriebe steht oben auf der Wunschliste.

Noch lagern in Fessenheim 313 Brennelemente

Wirtschaftlich sieht Riesterer gute Chancen für den binationalen 
Gewerbepark. Schließlich seien Gewerbeflächen in der Region knapp. 
Entscheidend sei aber selbstverständlich der weitere Konjunkturverlauf.

Ein Zankapfel bleibt das von der Electricité de France (EDF) geplante 
Techno-Centre, auf dem künftig schwach radioaktive Teile von 
ausrangierten Atomkraftwerken zerlegt werden sollen. Auf den Plänen ist 
das Techno-Centre zwischen stillgelegtem AKW und dem Gewerbepark 
nördlich von Fessenheim vorgesehen. Doch gegen dessen Bau setzt sich die 
deutsche Seite weiterhin entschieden zur Wehr. "Die EDF arbeitet am 
Techno-Centre", sagt Klaus Schüle, Leiter der Stabsstelle für 
grenzüberschreitende Zusammenarbeit am Regierungspräsidium. Politisch 
sei allerdings noch nichts entschieden, fügt Schüle hinzu. Das 
Regierungspräsidium und sämtliche involvierten deutschen Politiker sehen 
die Verwertung von AKW-Teilen als Störfaktor für die Modellregion. Die 
Recycling-Anlage könnte für Unternehmen aus der erneuerbaren 
Energien-Branche, die sich eine Ansiedlung überlegen, ein 
K.-o.-Kriterium sein. Imageschädigend könnte es zudem für den von den 
Universitäten Straßburg und Freiburg geplanten Innovationspark in 
Fessenheim sein, an dem neben französischen Industriepartnern das 
Fraunhofer Institut für Solare Energiesysteme und das Karlsruher 
Institut für Technologie beteiligt sind. Bis Ende des Jahres soll eine 
Machbarkeitsstudie vorliegen.

Wie der Innovationspark aussehen soll, ist noch offen – denkbar sind 
auch Forschungsinstitute als Außenstelle der Universitäten. Die Themen 
aber stehen fest: grüne Batterien und Batterienrecycling, intelligente 
Stromnetze und Wasserstoff sowie der gesellschaftliche, rechtliche und 
ökologische Umgang mit diesen Pilotprojekten.

Klaus Schüle erinnert zudem daran, dass der Oberrhein Erdbebengebiet und 
das Techno-Centre im Rhonetal daher besser aufgehoben sei.

Bis die beiden Reaktoren des AKW Fessenheim zerlegt werden können, wird 
es aber noch lange dauern. 2020 wurden 120 Brennelemente zur 
Wiederaufbereitungsanlage nach La Hague abtransportiert, 313 befinden 
sich noch auf dem Gelände. Zwar besteht nach dem Abschalten keine Gefahr 
mehr einer Kernschmelze. Ein Erdbeben oder ein Flugzeugabsturz könnte 
aber die Kühlung der Brennelemente unterbrechen und zum Austritt von 
Radioaktivität führen. Die EDF beschreibt dieses Risiko aber als gering. 
Mitte 2023 soll das letzte Brennmaterial entfernt sein.

Das Regierungspräsidium weist darauf hin, dass es über 
Umweltauswirkungen der AKW-Demontage von der EDF informiert werde und 
jederzeit die Möglichkeit zur Nachfrage habe.





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