[fessenheim-fr] Entscheidung anscheinend bereits getroffen: Technocentre soll nach Fessenheim

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Mo Jan 25 22:56:44 CET 2021


Hallo Leute!

Laut einem heute in der 'Bad. Ztg.' (s. u.) erschienenen
Artikel scheint die Entscheidung bereits getroffen
zu sein: Das geplante Technocentre soll in Fesenheim
errichtet werden.

Ciao
    Klaus Schramm


Standortsuche
In Fessenheim könnte eine Schmelzanlage für Reaktorschrott entstehen

Von Bärbel Nückles

Mo, 25. Januar 2021 um 17:42 Uhr

Elsass

Wohin mit ausgedienten – aber strahlenden – Reaktorteilen? Frankreich 
plant dafür eine Schmelzanlage und sucht einen Standort. Fessenheim 
scheint derzeit der Favorit zu sein.

Mit dem bevorstehenden Rückbau des Akw Fessenheim benötigt der 
staatliche Stromerzeuger EDF demnächst eine Lösung für die größeren 
Mengen anfallenden Akw-Materials. Denn Fessenheim ist erst der Anfang.

Weitere Akw werden in den kommenden Jahren wohl keine 
Laufzeitverlängerung bekommen. Außerdem sieht die langfristige 
Energieplanung schrittweise die Abschaltung älterer Akw vor. Der 
Transport der kontaminierten Bauteile ins Ausland – in Schweden hat EDF 
vor wenigen Jahren eine Recycling-Anlage für ausgedientes Akw-Material 
gekauft - dürfte nur bedingt möglich sein. Daher die Pläne für die 
Schmelzanlage.

Auf dem Grundstück in Fessenheim ist noch Platz

Bleibt die Standortfrage. Denn nachdem zunächst noch Tricastin in 
Südfrankreich als Alternative genannt worden war, erscheint Fessenheim 
inzwischen der Favorit der EDF zu sein. Bei einer Sitzung zur nationalen 
Planung für den Umgang mit nuklearen Reststoffen stellten Vertreter von 
EDF im November 2020 das Projekt Technocentre vor. Die Veranstaltung 
fand als Videokonferenz statt.

Jean-Marie Brom, Atomphysiker und langjähriger Umweltaktivist aus dem 
Elsass, hat die Referate und Gespräche verfolgt. Auf Nachfrage stellte 
EDF dabei klar, dass in Frankreich nur eine solche Anlage geplant sei; 
diese beabsichtige man in Fessenheim einzurichten.

Marie-Hélène Bouhand-Mergey, Sprecherin von EDF in Fessenheim , 
bestätigte auf BZ-Anfrage: "Fessenheim ist der Standort, den EDF für das 
Technocentre vorschlägt." Als Gründe nennt sie an erster Stelle das 
neben den stillgelegten Reaktoren verfügbare Grundstück. Dort hatte EDF 
in den 1970er Jahren zwei weitere Reaktoren geplant, aufgrund der 
anhaltenden Proteste am Oberrhein jedoch von deren Bau abgesehen.

Für Fessenheim spricht die Nähe zum Rheinseitenkanal

Hinzu kommt, dass mit dem nördlich von Fessenheim am Rheinseitenkanal 
geplanten Ableger des Hafens von Colmar die Voraussetzungen für 
Anlieferung von großen Ladungen wie Dampferzeugern geschaffen würden. 
Für Fessenheim spreche auch die überschaubare Entfernung von etwa 300 
Kilometern zum französischen Zwischenlager für nukleare Reststoffe im 
Département Aube. Dorthin würde die Schlacke transportiert, in der sich 
Radioaktivität beim Schmelzen sammelt.

Für Jean-Marie Brom sind vor allem zwei Punkte problematisch: Die 
bisherige Rechtslage verbietet die Weiterverarbeitung von Metall aus der 
Atomindustrie; dies wird nun durch die neuen Dekrete aufgehoben. Neben 
dem drohenden Anlieferverkehr, der zu einem guten Teil über den Kanal 
kommen dürfte, ist zudem nicht klar, welche Größe die Anlage haben wird 
und welchen Standards sie etwa beim Emissionsschutz folgt.

Skeptische Stimmen von deutscher Seite

Während viele elsässische Politiker die Pläne befürworten, weil das 
Technocentre 150 neue Jobs schaffen soll, ist man auf deutscher Seite 
alles andere als begeistert. Erstmals erfuhr die Freiburger 
Regierungspräsidentin Bärbel Schäfer bei einem deutsch-französischen 
Arbeitstreffen im September 2018 in der Präfektur Colmar von dem 
Vorhaben der EDF. Sie hält den französischen Standort Tricastin wegen 
seiner Nähe zum Meer "von der Logistik her für sinnvoller und 
wirtschaftlicher".

Im RP habe man die Hoffnung, dass das Technocentre nicht in Fessenheim 
angesiedelt werde, sagte Schäfer gestern. Die Baden-Württembergische 
Landesregierung wie auch der Bund haben sich mehrfach kritisch zu den 
Plänen geäußert. So nannte der Stuttgarter Umweltminister Franz 
Untersteller auf eine Anfrage der Landtagsabgeordneten Gabi Rolland 
(SPD) "die Ansiedlung des Technocentre kontraproduktiv für die 
wirtschaftliche Neuaufstellung der Region".




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