[fessenheim-fr] AKW Fessenheim - Zukunft und Rueckblick

Redaktion Umwelt RDL umwelt at rdl.de
So Nov 8 16:30:39 CET 2020


Hallo Leute!

Hier ein Artikel aus der gestrigen Ausgabe
von www.bo.de

Ciao
    Klaus Schramm


Das lange Ringen um Fessenheim

Der Kaiserstühler Axel Mayer, früherer BUND-Geschäftsführer, hat den 
trinationalen Kampf gegen das elsässische Atomkraftwerk von Anfang an 
begleitet. Wie er sagt, bestehe auch heute noch ein großes Risiko.

Weitreichende Pläne für die Zukunft
Beim Gelände des Fessenheimer Atommeilers soll ein deutsch-französischer 
Innovationspark entstehen. Aber es gibt noch viele Hürden zu beseitigen.

Von Reinhard Reck

Noch gibt es viele Unwägbarkeiten. Trotz
aller Schwierigkeiten haben die Verantwortlichen
auf beiden Seiten des Rheins
jedoch hochfliegende Pläne für den „Nach-Fessenheim-
Prozess“: Das Ziel ist die Einrichtung
eines zukunftsweisenden binationalen Innovationsparks
mit dem Namen „EcoRhéna“ bei
dem Areal, auf dem heute noch das nun stillgelegte
Atomkraftwerk Fessenheim steht. Derzeit
arbeitet man an der Gründung einer „Société
d’économie mixte“ (SEM), einer Gesellschaft
aus öffentlichen und privaten Partnern aus
Frankreich und Deutschland. Diese SEM soll
zunächst die Flächen des neuen Gewerbegebiets
erschließen, dann natürlich bei der Ansiedlung
von Unternehmen eine wichtige Rolle spielen.

Eine binationale Trägergesellschaft

Zahlreiche deutsche Einrichtungen und Kommunen
werden nach Mitteilung des Freiburger
Regierungspräsidiums (RP) diesem Zusammenschluss,
der Ende 2020 formell gegründet
werden soll, angehören. Deutsche Gründungsmitglieder
sind neben dem Landkreis Breisgau-
Hochschwarzwald die Kommunen Freiburg,
Breisach, Bad Krozingen, Hartheim, Vogtsburg
sowie die IHK Südlicher Oberrhein und der Regionalverband
Südlicher Oberrhein. Die deutschen
Partner sollen drei Sitze in dem insgesamt
18 Mitglieder zählenden Aufsichtsrat der
SEM haben. Das Regierungspräsidium Freiburg
soll als „Censeur“ (Beobachter) die Arbeit der
Gesellschaft begleiten. Natürlich, betont man
beim RP, sei die Zahl der deutschen Vertreter im
Aufsichtsgremium verhältnismäßig klein. Allerdings
bestehe in Frankreich ein sehr großes
Interesse an der Ansiedlung deutscher Firmen.

Wann sich dann tatsächlich Unternehmen
im neuen Innovationspark ansiedeln werden,
ist allerdings noch unklar. Man rechnet, dass
der Abbau des Atommeilers rund 20 Jahre dauern
wird. Nach Mitteilung des Regierungspräsidiums
soll aber der Innovationspark nicht
direkt auf dem Kernkraftwerksgelände entstehen,
sondern nördlich davon, bei den Gemeinden
Balgau, Nambsheim, Heiteren, Geiswasser.
Eigentümer ist hier nicht der Energieversorger
EDF, der das AKW Fessenheim betrieb, sondern
ein französischer Zweckverband (SMO, Syndicat
mixte ouvert), dem lokale französische Gebietskörperschaften
und Institutionen angehören.
Man muss also nicht den Abbau des Meilers
abwarten, um mit der Ausweisung des Innovationsparks
beginnen zu können. Allerdings müssen
unter anderem umweltrechtliche Belange
geprüft werden. Auch der politische Ausgleich
zwischen den betroffenen französischen Kommunen
und dem Staat spielt eine wichtige Rolle.
Mit den Flächennutzungsarbeiten im EcoRhéna-
Gewerbegebiet kann voraussichtlich Mitte/
Ende 2022 begonnen werden. Es soll dann der
Verkauf der ersten Flächen erfolgen.

Auch über die Größe des binationalen Gewerbegebiets
ist noch nicht das letzte Wort gesprochen.
Insgesamt steht nach RP-Angaben eine
Fläche von 80 Hektar zur Verfügung, davon
nach derzeitigem Stand für das neue Gewerbegebiet
EcoRhéna eine Fläche von 55 Hektar und
25 Hektar für einen Hafen. Man sucht aber nach
weiteren Flächen. Weiter nördlich bei dem Aluminiumwerk
von Constellium (Gemeinde Biesheim)
gibt es eine Fläche von 100 Hektar. Hier
läuft derzeit eine Flora-Fauna-Studie, die bis
Ende des Jahres abgeschlossen sein soll. Danach
wisse man, wie viele Flächen insgesamt
zur Verfügung stehen. heißt es. Es werden auch
noch weitere interkommunale Flächen überprüft
bezüglich der Frage, ob diese auch von
der SEM verwaltet werden können. Recht konkrete
Vorstellungen hat man schon davon, welche
Branchen oder Unternehmen sich im Innovationspark
ansiedeln sollten. Als „prioritäres
Vorhaben“ in Umsetzung des Aachener Vertrags
über die deutsch-französische Zusammenarbeit
und Integration vom 22. Januar 2019 wurde
die gemeinsame Entwicklung eines Projekts
zur künftigen Nutzung des Gebiets rund um das
AKW Fessenheim nach dessen Stilllegung aufgenommen.
Danach geht es um den Aufbau eines
deutsch-französischen Wirtschafts- und Innovationsparks
mit Projekten im Bereich der
grenzüberschreitenden Mobilität, Energiewende
sowie anderer innovativer Vorhaben.

Es gibt sogar schon einen namentlich bekannten
Bewerber: Das Unternehmen Européenne
de Biomasse mit Sitz in Paris interessiert sich für
eine Ansiedlung im EcoRhéna-Gebiet. Es handelt
sich um einen Entwickler von Energieumwandlungsprojekten
und Hersteller von industriellen
Biobrennstoffpellets. Vorstudien sind
bereits im Gange.

Im Februar 2019, nur kurze Zeit nach der Unterzeichnung
des Aachener Vertrags, wurde die
Absichtserklärung von Volgelsheim unterzeichnet.
Damit wurde die französisch-deutsche Zusammenarbeit
im Raum Fessenheim formell
verankert. Das gemeinsame Ziel ist die Schaffung
eines „europäischen Raums“ für eine CO2-
arme Wirtschaft, dessen Grundlage Spitzenleistungen
und Innovationen sein sollen, die
Arbeitsplätze schaffen, für Wertschöpfung sorgen
und an dem sich Bürger, Unternehmen und
Akteure aus der Forschung und den Institutionen
beteiligen, wie es beim Freiburger Regierungspräsidium
heißt.

Die Bahnstrecke Colmar-Freiburg

Verbunden ist das Mammutprojekt mit mehreren
wichtigen Maßnahmen zur Verbesserung
der Infrastrukur. So soll die Bahnstrecke zwischen
Colmar und Freiburg wieder aktiviert
werden. Hierzu wurde im Juli von deutscher
und französischer Seite die Finanzierungsvereinbarung
für die vertiefte Machbarkeitsstudie
unterzeichnet. Damit können die konkreten Planungen
beginnen. Für den Rheinhafen (neben
dem neuen Gewerbepark) soll eine Fläche von
25 Hektar zur Verfügung gestellt werden. Und
natürlich ist auch eine Verkehrsanbindung an
das EcoRhéna-Gebiet auf französischer Seite geplant.

Der Bau einer neuen Rheinüberführung bei
Hartheim, wie sie von manchen Seiten vorgeschlagen
wurde, wurde wegen der hohen Kosten
allerdings vorerst zurückgestellt.

+++

Von Reinhard Reck (Text)
und Christoph Breithaupt (Fotos)

Die Idylle an diesem wunderbaren
herbstlichen Vormittag könnte – so
scheint es – größer nicht sein: Bei
strahlender Sonne blickt man unter
dem hellblauen Himmel bis zu den
Vogesenhängen im Westen. Überall
ist Stille, auf dem Rheinseitenkanal blicken zwei
Schwäne zuerst etwas misstrauisch auf die anwesenden
Journalisten – und kümmern sich dann
wieder intensiv um die Futtersuche im Wasser.

Am Westufer des Kanals ragen die beiden runden
Reaktortürme des Ende Juni endgültig stillgelegten
Atomkraftwerks Fessenheim in die Höhe.
Kein Laut außer dem leicht wehenden Wind
ist zu hören. Nur ein paar Hundert Meter weiter
gibt es Betrieb an dem dort gelegenen Wasserkraftwerk.
Die Arbeitskräfte im AKW, die noch
ihrer Tätigkeit nachgehen, sind vom Kanal aus
nicht wahrzunehmen. Ihre Zahl wird kontinuierlich
abnehmen. Kaum zu glauben diese Ruhe. War
doch dieser Atomkraft-Dinosaurier – zwischen
Colmar und Mulhouse unmittelbar an der Grenze
gelegen – jahrzehntelang Schauplatz heftiger Proteste
und stand im Kreuzfeuer der Kritik von Umweltschützern
aus Frankreich, Deutschland und der Schweiz.

„Das ist alles andere als ein Paradies“, betont
Axel Mayer und deutet auf auf die Reaktoren, die
seit 1977 in Betrieb waren. „Uns droht hier immer
noch der Super-Gau“, so der 64-Jährige und
hat nicht die geringste Scheu, die scheinbare Idylle
zu zerstören. Was Mayer meint: Außen an den
Türmen befinden sich zwei riesige Behälter, die
als Zwischenlager für die alten Brennelemente
dienen. Es sind Abklingbecken, in denen die vorher
genutzten Brennelemente in den kommenden
rund drei Jahren abkühlen sollen, um dann mit
Castorbehältern abtransportiert zu werden. Axel
Mayer hält diese Lagerbecken für brandgefährlich.
Da die Behälter im Freien stehen und nicht
wie in modernen Atommeilern in die Reaktorhülle
integriert sind, bleibe etwa bei möglichen Flugzeugabstürzen
ein enorm hohes Risiko. „Die Gefahr,
die vom AKW-Fessenheim ausgeht, ist noch
längst nicht beendet.“

Mayer, in Teningen geboren, hat immer im
Kaiserstuhl gewohnt und war in 1970er-Jahren
von Anfang an bei den Anti-AKW-Protesten
und all den anderen Umweltschutzaktionen
dabei. Er ist stolz darauf, dass gerade in
dieser Gegend die europäische Umweltschutzbewegung
entstand, was dann auch mit zur Gründung der Grünen-
Partei in Deutschland führte. „Wir waren hier
damals anderen Regionen weit voraus“, erinnert
sich der Öko-Veteran, der erst in Freiburg
Sozialpädagogik studierte und dann bis Ende 2019
als hauptamtlicher Geschäftsführer vom
BUND-Regionalverband Südlicher Oberrhein an
vielen Fronten für eine bessere Umwelt kämpfte.

Gemeinsame Wurzeln am Oberrhein

„Dass Fessenheim nun endlich stillgelegt wurde,
ist ohne die trinationale Protestbewegung, die
in den 1970er-Jahren begann, gar nicht zu verstehen“,
meint der Anti-Atomkraft-Vorkämpfer. An
vielen Orten entzündete sich damals der Widerstand.
Es ging nicht nur um Umweltschutz. Die
Bewegung war eine Mischung von Polit-Protest
und Happening in der Natur am Rhein. Gerade
die Kultur und die gemeinsamen Wurzeln von Baden,
der Schweiz und dem Elsass in der alemannischen
Mundart hätten zu einem grenzüberschreitenden
Zusammenwachsen der Protestbewegung
beigetragen, meint Mayer. Kulturschaffende wie
der deutsche Liedermacher Walter Mossmann,
der elsässische Schriftsteller André Weckmann
und der Kabarettist Roger Siffer hätten damals eine
prägende Wirkung gehabt. 1977 ging der illegale
Piratensender Radio Verte Fessenheim auf Sendung,
aus dem später Radio Dreyeckland wurde.

1975, als Fessenheim fast schon fertiggebaut
war, war der damals 19-jährige Axel Mayer allerdings
an einem anderen Kampf in der Region
beteiligt: Es ging um den Protest im elsässischen
Marckolsheim, wo eine deutsche Firma ein
Bleichemiewerk errichten wollte. „Da erlebte ich
erstmals – ich war damals noch Lehrling – den
Zusammenschluss von französischen und deutschen
Umweltschützern“, erinnert sich der frühere
BUND-Manager. Man hatte die, wie Mayer
meint, berechtigte Angst, dass die Fabrik später
viele Tonnen von extrem schädlichen Blei
über die Schlote absondern würde. Die „Revoluzzer“
zögerten nicht lange, besetzten das vorgesehene
Gelände und bauten ein hölzernes Rundhaus,
ein sogenanntes „Freundschaftshaus“. Das
war das Muster für viele weitere Proteste – wie
bei den letztlich erfolgreichen Aktionen gegen
einen AKW-Bau in Wyhl, Kaiseraugst (Schweiz)
und Gerstheim (Elsass). Auch in Marckolsheim
erreichten die Demonstranten
ihr Ziel. Das Bleichemiewerk
wurde nicht gebaut, und hier begann
der weltweite Protest für saubere Luft und Klimaschutz,
so Axel Mayer. Was für ihn auch wichtig ist:
„Wir waren damals allein. Aus der Politik
kam überhaupt keine Unterstützung, und die
Grünen gab es ja damals noch gar nicht.“

In Fessenheim kamen die Proteste aber zu spät,
um den Bau des AKW noch zu verhindern. „Zuerst
kämpften die elsässischen Initiativen noch allein
gegen den Bau des umstrittenen Meilers an der
Grenze zu Deutschland“, so Mayer. Aber in den
Folgejahren schwoll die Protestbewegung auch
in Deutschland an. Viele diesseits des Rheins, so
mutmaßt der frühere BUND-Geschäftsführer,
waren sich anfangs vielleicht der Gefahr nicht
bewusst, die von Fessenheim ausgehen konnte.
Aber 1977 gelang den Umweltaktivisten ein Coup,
als sie geheime Seiten eines Katastrophenschutzplans
illegalerweise aus dem Lörracher Landratsamt
„entliehen“ und veröffentlichten. „Sehen Sie
dort den großen Zaun mit dem Stacheldraht?“,
fragt Mayer und deutet auf Kernkraftswerksgelände.
„Der wurde extra errichtet, um Demonstranten
vom AKW fernzuhalten.“ Heute läuft
der Betrieb in Fessenheim nicht mehr, aber
der Zaun steht immer noch dort. Die Protestierer
wussten sich jedoch zu helfen. Sie besetzten
1977 beim nahegelenen Dorf Heiteren den
Platz, an dem ein großer Hochspannungsmast
errichtet werden sollte, und bauten dort – wie
in Marckolsheim – ein „Freundschaftshaus“.

Über die Jahrzehnte hinweg gab es Demonstrationen
gegen den Fessenheimer Atommeiler. „Die
wurden auch durch die ständigen Pannen und
Störfälle in dem Akw geschürt“, so Mayer. Allerdings
konnte der Betrieb nicht ernsthaft gestört
werden – auch als die Dauerproteste im April 1986
nach der Nuklearkatastrophe von Tschernobyl
neue Nahrung erhielten. Aber immerhin konnte,
wie sich Axel Mayer erinnert, verhindert werden,
dass 1991 die Pläne für den Bau von zwei weiteren
Reaktoren – neben den beiden schon errichteten –
gestoppt wurden.

Mit der Gründung des Trinationalen Atomschutzverbandes
(TRAS) im Jahr 2005 wurde der grenzüberschreitende
Protest gegen den Atommeiler weiter professionalisiert,
so der frühere BUND-Geschäftsführer. Das Ziel der heute
noch bestehenden und in Basel ansässigen Organisation
war es, auf dem Rechtsweg und mit zahlreichen Eingaben
und Gutachten den Betrieb in Fessenheim zu stoppen –
wobei man aber viele Niederlagen einstecken musste.
Axel Mayer fungiert auch heute noch als Vizepräsident
des TRAS, wobei es nun darum gehe, den Rückbau
des AKW kritisch zu begleiten, wie er betont.

Eine Wendung kam im März 2011 mit der
Atomkatastrophe im japanischen Fukushima –
die wohl auch unmittelbar danach zur Wahl des
ersten grünen Ministerpräsidenten, Winfried
Kretschmann, in Baden-Württemberg beigetragen
hatte. „Vielen wurde vielleicht erst dann klar,
was für ein hohes Risiko die Atomkraftwerke bergen“,
erklärt Mayer. Vermehrt wurde von deutschen
Behörden, wie etwa vom Freiburger Regierungspräsidium,
die Abschaltung des ältesten
französischen Atommeilers gefordert.

Ein Erfolg für die Anti-Fessenheim-Bewegung
schien zum Greifen nah, als François Hollande
2012 als sozialistischer Präsidentschaftskandidat
eine Abschaltung des Kernkraftwerks für das
Jahr 2016 versprach. Aber als Hollande dann tatsächlich
zum französischen Präsidenten gewählt
wurde, hielt er sein Versprechen nicht. Es sollte
noch Jahre dauern, bis im vergangenen Juni
endlich auf Inititiave von Hollandes Nachfolger
Emmanuel Macron auch der letzte Reaktor am
Rhein abgeschaltet wurde. Nicht nur die französischen
Gewerkschaften hatten sich im Interesse
der Beschäftigten jahrelang mit Händen und
Füßen gegen die Abschaltung gewehrt. Auch der
Widerstand des nur wenige Kilometer vom AKW
entfernt gelegenen Dorfes Fessenheim und ihres
Bürgermeisters Claude Brender blieb bis zum
Schluss. Hatte sich doch die Einwohnerzahl der
Kommune in der Zeit des Kernkraftwerkbetriebs
auf rund 2400 Einwohner fast verdreifacht, die
üppig fließenden Steuereinnahmen trugen zum
Wohlstand bei. Aber letztlich konnte der Atommeiler
nicht gehalten werden.

„Kein gefährlicher Billigabriss“

Und nun? Sind jetzt alle Probleme gelöst? Geht
der Oberrhein einer „strahlungsfreien“ Zukunft
entgegen? Axel Mayer zeigt sich weiter skeptisch:
„Natürlich ist die Schließung von Fessenheim ein
großer Erfolg. Aber es gibt keinen Anlass für einen
Triumph.“ Die trinationale Grenzregion habe
zwar „ein wenig mehr Sicherheit“. Aber noch
bleibe viel zu tun. „Auch jetzt bleibt die Gefahr eines
schweren Atomunfalls noch etwa drei Jahre,
solange die schlecht gesicherten Abklingbeckenn
nicht entleert sind“, so der Umweltaktivist
der ersten Stunde. Dann gelte es, den Abriss des
AKW „kritisch und konstruktiv“ zu begleiten:
„Wir wollen keinen gefährlichen Billigabriss.“
Ohnehin wird die Demontage des alten Kraftwerks
noch gut zwei Jahrzehnte dauern, wie der
Betreiber EDF mitteilte. Allein fünf Jahre werden
für die Vorbereitung des Abrisses veranschlagt.
Ungefähr 15 Jahre wird danach die Demontage
selbst dauern.

Als Realist empfahl Axel Mayer nach der
Schließung von Fessenheim, gleich drei gute Flaschen
Sekt zu kaufen: „Die Erste öffnen Sie am
Tag der endgültigen Abschaltung des letzten der
beiden Reaktoren. Die Zweite öffnen Sie am Tag
der Entleerung der Brennelemente-Zwischenlager
– erst dann ist die GAU-Gefahr tatsächlich beseitigt.
Die dritte Flasche sollten Sie gut lagern.
In etwa einer Million Jahre ist der Großteil
des in Fessenheim angefallenen Atommülls
zerfallen. Dann gibt es tatsächlich Grund auf
die Fessenheim-Schließung anzustoßen.“
Nicht zuletzt gibt es für den Vorkämpfer
der Umweltbewegung noch andere Konfiktfelder
und Risiken – in der Schweiz. Auch in
Beznau und Leibstadt (Kanton Aargau) gebe
es marode Atomkraftwerke, für deren Stilllegung
man kämpfen müsse. Das Nein zur Atomkraft
bedeute auch ein Ja zu den zukunftsfähigen
Energien.

So hat die trinationale Anti-Atombewegung
auch jetzt noch viele Aufgaben vor sich. Aktivisten
wie Axel Mayer (Foto unten) sehen sich in der
Tradition der grenzüberschreitenden Gruppen,
die seit den 1970er-Jahren kämpfen. Wie sie meinen,
hat sich der lange Atem, der jahrzehntelange Protest
zumindest teilweise gelohnt. Es gilt immer noch das
Motto, das auf einem bei Wyhl im Rheinauewald
leicht versteckten und etwas verwitterten Gedenkstein
für die Umweltbewegung zu sehen ist: „Nai,
hämmer gsait.“




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