[fessenheim-fr] Kritik am "Endlager"-Suchverfahren und warum es höchstens ein Langzeit-Notlager werden kann (AAN)

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
So Okt 4 19:58:06 CEST 2020


Hallo Leute!

Hier ein sehr guter Text aus Trier zur Kritik am
"Endlager"-Suchverfahren - s.u.

Ciao
    Klaus Schramm


-------- Original Message --------
(...)

     Kritik am „Endlager“suchverfahrenund warum es höchstens ein
     Langzeit-Notlager werden kann


       *Vorbemerkung*

In der Diskussion zum Endlagerungssuchverfahren werden von der
Bundesregierung, den Parteien und den Medien irreführende und
beschönigende Begriffe benutzt. Tatsächlich gibt es kein “sicheres”
Endlager, das Atommüllproblem kann nicht “gelöst” werden. Dass eine
”Lösung“ möglich sei, soll uns vorgegaukelt werden, der Begriff
verharmlost und spielt der Atomindustrie in die Hände. Nein, es wird
lediglich das am wenigsten unsichere Endlager gesucht! Und dieses wird
dann über eine Million Jahre unsicher und hochgefährlich bleiben. Fakt
ist, dass die Lagerung des strahlenden Atommülls nach wie vor unlösbar
ist. Davon auszugehen, dass das bleibende massive Gefährdungspotential
verlässlich über Jahrtausende von zukünftigen Generationen und
Gesellschaften gut bewältigt werden kann ist Naivität, technologische
Arroganz oder politisches Kalkül.


       *Unsere Kritik:*

**

*Probleme und Kosten werden sozialisiert, Gewinne privatisiert:* Die
Endlagersuche mit ihren nicht absehbaren Problemen und immensen Kosten
wurden der Gesellschaft aufgebürdet, die Verantwortung der entstandenen
Probleme und Risiken wurden den Verursachern (RWE, ENBW, Eon etc.)
genommen und deren Gewinne dazu noch unantastbar gesichert.

*Das Ganze kommt zu spät:* Vor 3 Jahren begann die Suche, erst jetzt
wird die Bevölkerung einbezogen.

*Es ist viel zu knapp:* Wie soll man sich als BürgerIn in nur 4 Monaten
mit der Materie auseinandersetzen und sich fundiert “beteiligen”?

*Es ist eine Pseudobeteiligung*, denn es fehlt eine rechtliche Regelung,
dass eingebrachte Kritik und fundierte Einwendungen wirklich geprüft
werden müssen.

*Es ist ist intransparent:* Die wichtigsten Daten und Informationen zur
Erstellung des Zwischenberichtes sind nicht öffentlich.

*Die benannten Gebiete sind riesig und nicht vergleichbar,* da
unterschiedliche geologische Formationen mit unterschiedlichsten
Rahmenbedingungen in einen Topf geworfen werden und echte Eignungsdaten
z.B. durch Bohrungen fehlen. Dies verführt zu zwei falschen Annahmen: a)
es ginge bei der Suche demokratisch zu, und b) die eigene Region käme
noch mal davon. Das heißt die Bevölkerung fühlt sich nicht betroffen und
beteiligt sich nicht oder zu spät, Konflikte sind vorprogrammiert.

*Vorfestlegung Tiefenlagerung ist gefährlich.* Es gibt gute Gründe, die
für eine temporäre oberflächennahe Lagerung sprechen – etwa um jederzeit
an havarierende Atommüllbehälter heranzukommen und den Strahlenmüll neu
zu verpacken.

*Hinzu kommt:* Bis heute lagert der Müll in havarierten Lagern wie
Morsleben und Asse oder steht in unsicheren Zwischenlagern, um den
Weiterbetrieb der Atomkraftwerke zu garantieren (Ergebnis des rot-grünen
”Atomkonsens“).

*Unverantwortlich* ist zudem der Export von Brennelementen aus Lingen
(inkl. Urananreicherungsanlage Gronau). Deutschland konterkariert damit
den sog. “Atomausstieg” und lässt Privatunternehmen am Weiterbetrieb von
Pannenreaktoren wie Cattenom, Tihange oder Doel verdienen.

*Erst wenn alle Atomanlagen stillgelegt sind* und damit die Produktion
von Atommüll beendet wird, kann es eine vollständige Inventur des
strahlenden Erbes geben! Doch das ist nicht der Fall. Hier und jetzt
wird auch in Deutschland nicht nur von den noch immer weiterhin
laufenden vier Reaktoren neuer Atommüll produziert, sondern auch im
europäischen Ausland mit deutscher Unterstützung, mit deutschen
Beteiligungen und dank EURATOM.

*Das einzig Positive:* Gorleben ist disqualifiziert – nach erdrückender
Beweislast und jahrzehntelangem Kampf! Es war geologisch noch nie
geeignet, sondern eine politische (Fehl)-Entscheidung und gewalttätige
Machtdemonstration.

*Fazit:* Es geht um ein Langzeit-Notlager zur Verwaltung der atomaren
Katastrophe, das Verfahren ist zu spät, zu kurz, intransparent, hat
Demokratiemängel und setzt auf falsche Vorfestlegungen, Einmischen
bleibt wichtig!

01.10.2020 Antiatomnetz Trier

Quelle:
https://antiatomnetz-trier.de/2020/10/kritik-am-endlagersuchverfahren/





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