[fessenheim-fr] PM: AKW Neckarwestheim II darf ohne Austausch der beschädigten Dampferzeuger nicht wieder ans (Netz 19.6.2020)

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Fr Jun 19 14:39:08 CEST 2020


Gemeinsame Medienerklärung von BUND Baden-Württemberg, .ausgestrahlt und 
BBMN zu unserem heutigen Antrag auf Entzug der Betriebserlaubnis für das 
Atomkraftwerk Neckarwestheim II.
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https://www.bund-bawue.de
https://www.ausgestrahlt.de
http://www.bbmn.de

19.06.2020
Risse im AKW Neckarwestheim II

Umweltorganisationen beantragen: AKW darf ohne Austausch der 
beschädigten Dampferzeuger nicht wieder ans Netz

Der BUND Baden-Württemberg, der Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer 
Neckar e.V. (BBMN) und die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt haben 
bei einer Pressekonferenz am heutigen Freitag (19. Juni 2020) den Antrag 
auf Austausch wesentlicher Bauteile des AKWs Neckarwestheim ans 
Umweltministerium Baden-Württemberg vorgestellt.

Stuttgart. Die Dampferzeuger als zentrale Schnittstellen zwischen dem 
Reaktorkern und der nicht verstrahlten Seite des Atomkraftwerks 
Neckarwestheim II (GKN II) sind unwiederbringlich geschädigt. In den vom 
radioaktiven Wasser aus dem Reaktorkern durchströmten Rohren bilden sich 
seit vielen Jahren immer neue, gefährlich schnell wachsende Risse. In 
mehr als 300 Rohren wurden bisher Risse entdeckt.

A. Simon, .ausgestrahlt, beschreibt die Gefahr: „Die Ursache der 
Spannungsrisskorrosion im AKW Neckarwestheim kann nicht behoben werden. 
Vielmehr können jederzeit neue gefährliche Risse entstehen. Ein Abriss 
nur eines einzigen der mehr als 16.000 Heizrohre kann bereits einen 
schweren Kühlmittelverluststörfall auslösen, der bis zur Kernschmelze 
führen kann, mit all ihren Katastrophenrisiken für Menschen und Natur. 
Das bloße Verstopfen einzelner Rohre, das EnBW bisher praktiziert, ist 
Flickschusterei. Es missachtet sowohl die deutschen 
Sicherheitsanforderungen als auch weltweit anerkannte kerntechnische 
Sicherheitsstandards, wie die aktuelle Bewertung des renommierten 
Reaktorsicherheitsexperten Prof. Dr.-Ing. habil. Manfred Mertins belegt."

Da das baden-württembergische Umweltministerium als Aufsichtsbehörde 
immer wieder die Augen vor dem Risiko verschlossen hat, haben sich der 
BUND Baden-Württemberg, der Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar 
e.V. (BBMN) und die Anti-Atom-Organisation .ausgestrahlt zusammen mit 
vier in der Nähe des AKW wohnenden Privatpersonen entschieden, einen 
Antrag auf Austausch aller vier Dampferzeuger zu stellen. Diesen haben 
sie heute (19. Juni 2020), zu Beginn der jährlichen Revision des 
Kraftwerks, abgegeben.

S. Pilarsky-Grosch, Landesgeschäftsführerin des BUND Baden-Württemberg, 
erklärt die Beweggründe für den Antrag: „Die Dampferzeuger als zentrale 
Schnittstellen zwischen dem Reaktorkern und der nicht verstrahlten Seite 
des Atomkraftwerks sind unwiederbringlich geschädigt. Es existiert keine 
technische Möglichkeit, sie so zu reparieren, dass keine weiteren Risse 
mehr auftauchen können. Mit solchen Schäden ist ein Betrieb des AKWs 
aber rechtlich nicht zulässig. Das Umweltministerium muss dafür sorgen, 
dass die Schäden vor einer Wiederinbetriebnahme komplett behoben sind. 
Dies ist nur durch einen Austausch der Dampferzeuger möglich, den wir 
mit unserem Antrag fordern. Dies ist technisch möglich und wurde 
weltweit schon dutzendfach durchgeführt. Da ein Austausch aber mit sehr 
hohen Aufwendungen verbunden ist, macht es höchstwahrscheinlich 
wirtschaftlich keinen Sinn mehr, das AKW überhaupt wieder ans Netz zu 
bringen.“

F. Wagner, Bund der Bürgerinitiativen Mittlerer Neckar e.V. (BBMN), 
erklärt: „Bürgerinnen und Bürger erwarten, dass das Umweltministerium 
als Aufsichtsbehörde sie bestmöglich vor den Gefahren der Atomkraft 
schützt. Tatsächlich liegen aber Selbstverständnis und Handeln der 
Atomaufsicht davon meilenweit entfernt. Dafür tragen der Minister und 
der Ministerpräsident die Verantwortung. So wie das AKW inzwischen alt, 
rissig und spröde ist und Probleme nur noch zugepflastert werden, so ist 
auch die Sicherheitskultur im Ministerium alt, träge und rissig 
geworden. Immer mehr Sicherheitsrabatte zeigen eine Korrosion und 
Erosion der Atomaufsicht. Der Umgang mit den Rissen der Heizrohre 
erschreckt uns. Wieder einmal muss die Atomaufsicht zum Jagen getragen 
werden.“

Hintergrund

Heute am 19. Juni 2020 beginnt die jährliche Revision im Atomkraftwerk 
Neckarwestheim II. Dabei werden unter anderem wieder die etwa 16.000 
Rohre der vier Dampferzeuger überprüft. Allein bei der Revision 2019 
wurden 209 Risse an 191 Rohren entdeckt. 90 davon (an 90 Rohren) waren 
2018 übersehen worden. Der Rest entstand innerhalb eines Jahres neu. 
Auch offizielle Stellen befürchten, dass weitere Risse gefunden werden 
können, da die Ursache für die Korrosion nicht zu beheben ist. Die 
Dampferzeuger sind somit irreparabel geschädigt. Planmäßig soll das AKW 
Neckarwestheim II Ende 2022 stillgelegt werden.
Weitere Informationen:

- Pressepaket mit Pressemitteilung, Antrag und Gutachten: 
https://cloud.bund.net/index.php/s/7MjRMpd58RGxpoR

- Webseite des BUND Baden-Württemberg zum AKW Neckarwestheim II: 
https://www.bund-bawue.de/themen/mensch-umwelt/atomkraft/neckarwestheim/

- Video und Hintergrundinformationen von .ausgestrahlt zu den Rissen in 
Neckarwestheim II: https://www.ausgestrahlt.de/akw-neckarwestheim

- Webseite des BBMN: http://www.bbmn.de
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