[fessenheim-fr] Offener Brief an OB Horn: Gefahren des Abrisses des AKW Fessenheim

Redaktion Umwelt RDL umwelt at rdl.de
Fr Nov 29 09:38:31 CET 2019


Hallo Leute!

Eine Gruppe von Aktiven aus den Reihen
der Anti-AKW-Bewegung im Dreyeckland
hat einen Offenen Brief an die Stadt-
verwaltung Freiburg gerichtet.

Gleichgültig, ob die Stilllegung des AKW
Fessenheim 2020 oder 2025 oder ...
stattfindet, müssen die Gefahren des
Abrisses eines AKW viel stärker ins
öffentliche Bewußtsein gerückt werden...

Ciao
    Klaus Schramm


An den Oberbürgermeister der Stadt Freiburg
Herrn Martin Horn

Offener Brief : Rückbau AKW Fessenheim

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,

wir entnehmen einem Artikel der Badischen Zeitung vom 05.11.19 „Freiburg 
will die Zukunft nach Fessenheim mitgestalten“, dass Sie sich nach der 
Stilllegung des AKW Fessenheim am „notwendigen Strukturwandel“ 
wirtschaftlich aktiv beteiligen wollen. Das ist zu begrüßen.

Leider ist mit der Stilllegung des AKW Fessenheim das Gefahrenpotential 
für die Region – also auch für Freiburg – noch erheblich.

Ein stillgelegtes Atomkraftwerk hinterlässt nicht nur den 
hochradioaktiven Müll im Reaktor und in den Abklingbecken für die 
abgebrannten Brennelemente, sondern auch tausende Tonnen schwach- und 
mittelradioaktiven Müll, der eine erhebliche Gefahrenquelle für die 
Bevölkerung darstellt.

Der Rückbauprozess ist ein hochkomplexes und vieljähriges Projekt von 
unzähligen Einzelschritten und jeder davon birgt Gefahren für die 
Umwelt. Für jeden dieser Einzelschritte sind eine 
Umweltverträglichkeitsprüfung und eine Öffentlichkeitsbeteiligung zu 
fordern. Solange die hochradioaktiven Brennelemente im Reaktor 
verbleiben (circa 3-5 Jahre), müssen sie gekühlt werden. Dasselbe gilt 
für die Abklingbecken, die danach die Brennelemente aufnehmen. Bei 
Ausfall der Kühlung droht die Gefahr einer Kernschmelze mit unabsehbaren 
Folgen für die Region. Dass die Gefahr real ist, kann spätestens seit 
dem dreifachen Super-GAU von Fukushima im Jahr 2011 nicht mehr geleugnet 
werden.

Im AKW Fessenheim fehlt die vorgeschriebene Mindestausstattung an 
Notstrom-Aggregaten. Das ist auf keinen Fall hinzunehmen. Die 
Abklingbecken sind nicht erdbebensicher und müssen nachgerüstet werden 
(Notstromgenerator, Sandfilter, Notwasserspeicher, Notfüllsysteme). 
Gegen externe Ereignisse muss das Gebäude der Abklingbecken mit einer 
meterdicken Betonhülle gesichert werden.

Auf der Sitzung der lokalen Sicherheitskommission (CLIS am 15.10.2019 in 
Hirtzfelden, Elsaß) hat der Vertreter der ASN (französische 
Atomaufsichtsbehörde) keine belastbaren Zusicherungen zur 
Notstromdieselversorgung und zur Erdbebensicherheit der Abklingbecken 
machen können (eine zusätzliche Notstromeinrichtung und zusätzliches 
Kühlwasser sollen irgendwie beschafft werden).
Auch die Frage, wie die Erdbebensicherheit der Abklingbecken und wie 
diese gegen externe Eingriffe gesichert werden sollen, wurde von dem 
Vertreter der ASN mit dem Hinweis beantwortet, dies sei geschehen, aber 
nicht näher ausgeführt.

Können Sie sich vorstellen, dass die Stadt Freiburg sich ebenso aktiv 
dieser ungelösten Probleme annimmt, wie sie sich dem Strukturwandel in 
der Region Fessenheim widmen will?

Mit freundlichen Grüßen

Eberhard Bueb, Ex-MdB

Claude Ledergerber, CSFR
(Conseil pour la Sauvegarde de Fessenheim et pour la plain du Rhin)

Dr. med. Claudia Richthammer, IPPNW; Regionalgruppe
(Internationale Ärzte für die Verhütung des Atomkrieges – Ärzte in 
sozialer Verantwortung)

Klaus Schramm, Anti-Atom-Gruppe Freiburg

Rosemarie Selbmann, FNV
(Fukushima-nie-vergessen e.V.)



Mehr Informationen über die Mailingliste fessenheim-fr