[fessenheim-fr] "Endlager"-Politik Schweiz
Redaktion Umwelt RDL
umwelt at rdl.de
Mi Sep 18 12:03:23 CEST 2019
Hallo Leute!
Hier ein Artikel der 'Bad. Ztg.' über
"Endlager"-Politik in der Schweiz und
Friktionen bei der angeblichen Beteiligung
deutscher angrenzender Gemeinden.
Ciao
Klaus Schramm
Radioaktiver Abfall
Nagra will zusätzliche Oberflächenlager nicht unter die Erde verlagern
Von BZ-Redaktion
Di, 17. September 2019 um 14:28 Uhr
Kreis Waldshut
Die Regionalkonferenz für Tiefenlagersuche versucht, "Missverständnisse"
aufzuklären.
Die Lagerung von radioaktivem Abfall ist keine leichte Aufgabe
(Symbolbild). | Foto: Oliver Berg
Die Suche nach möglichen Tiefenlagern für radioaktiven Abfall in der
Schweiz geht weiter – und stößt auf Missverständnisse. In Stadel hat die
vierte Vollversammlung der dritten Etappe des Sachplanverfahrens
geologische Tiefenlager der Regionalkonferenz Nördlich Lägern
stattgefunden. Die Teilnehmer genehmigten den Jahresbericht, setzten
sich mit dem unterschiedlichen Verständnis von regionaler Partizipation
auseinander und nahmen Informationen der Nagra und der Fachgruppe
Oberflächeninfrastruktur zur Kenntnis, so eine Mitteilung der
Regionalkonferenz.
Da die Regionalkonferenz mit der Etappe 3 rechtlich in einen Verein
überführt wurde, war es erst einmal nötig, über Jahresbericht und
Jahresrechnung 2018 abzustimmen. Beide wurden von den 81 Teilnehmenden
ohne Gegenstimmen angenommen. In der Regionalkonferenz Nördlich Lägern
arbeiten auch Vertreter der Gemeinden Küssaberg, Hohentengen, Klettgau,
Dettighofen, Jestetten und Lottstetten mit. Das Areal nordwestlich von
Bülach scheint sich sowohl für ein Lager für hochaktive Abfälle als auch
für schwach- und mittelaktive Abfälle zu eignen.
Mit der Neuzusammensetzung der Regionalkonferenz in Etappe 3 habe sich
gezeigt, dass deutsche und Schweizer Teilnehmer unterschiedliche
Auffassungen der Partizipation und ihrer Rolle haben und sich
Missverständnisse aufgebaut haben, heißt es weiter. Aus diesem Grund
wurde das Schweizer Bundesamt für kerntechnische Entsorgungssicherheit
eingeladen (BFE), die Möglichkeiten und Grenzen regionaler Partizipation
darzulegen, die der Präsident Hanspeter Lienhart so zusammenfasste: "Die
Regionalkonferenz kann die Bedürfnisse der Region einbringen, Einfluss
nehmen bei den Oberflächeninfrastrukturanlagen und bei der Erarbeitung
der regionalen Entwicklung, im Fall, dass Nördlich Lägern als Standort
gewählt wird. Nicht möglich ist die Mitsprache bei der Grundsatzfrage:
Tiefenlager in der Region – ja oder nein. Diese Entscheide sind
Bundesrat und Parlament vorbehalten."
Deutsche und Schweizer verstehen Partizipation anders
Die Missverständnisse seien nicht hauptsächlich auf der sachlichen Ebene
begründet, heißt es in der Pressemitteilung weiter. Dies zeigten die
Voten von zwei deutschen Mitgliedern. In ihrer Wahrnehmung würden die
deutschen Vertreter zuweilen als Verhinderer der Partizipation
wahrgenommen, dies rühre auch daher, dass sie als Gemeinderäte und
Bürgermeister die Interessen ihrer Bürger einzubringen haben. Manchmal
werde ihnen von der Schweizer Seite die Betroffenheit abgesprochen oder
die Legitimität, in einem Schweizer Verfahren mitzureden, obwohl dies
vorgesehen ist. Den Austausch verschiedener Ansichten und
Befindlichkeiten nahmen die Mitglieder der Regionalkonferenz positiv
auf, dies soll in einer nächsten Vollversammlung vertieft werden.
Vor einem Jahr erteilte die Fachgruppe Sicherheit der Nationalen
Genossenschaft für die Lagerung radioaktiver Abfälle (Nagra) den
Auftrag, abzuklären, ob eine Oberflächenanlage unterirdisch gebaut
werden kann. Lukas Oesch von der Nagra präsentierte das Resultat: Eine
Anlage untertage sei möglich, obwohl es für den Betrieb Erschwernisse
mit sich brächte. Dagegen spräche die schlechte Geologie des Ämperg, in
den die Anlage gebaut werden müsste. Die Bauzeit würde 15 Jahren dauern.
Deshalb rät die Nagra von dieser Variante ab. Die Fachgruppen Sicherheit
und Oberflächeninfrastruktur werden nun den Vorschlag eingehend prüfen.
Als letztes Thema der Vollversammlung präsentierte Marcel Baldinger,
Präsident der Fachgruppe Oberflächeninfrastruktur, einen Zwischenbericht
nach neun Arbeitssitzungen. Die Stellungnahme zu den von der Nagra
vorgeschlagenen Oberflächenanlagen ist 2020 zu erwarten. Die nächste
Vollversammlung der Regionalkonferenz Nördlich Lägern findet statt am
Samstag, 23. November.
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