[fessenheim-fr] Flamanville und Fessenheim

Redaktion Umwelt RDL umwelt at rdl.de
Fr Jun 21 23:56:50 CEST 2019


Hallo Leute!

Die Inbetriebnahme des EPR-Reaktors in Flamanville
wird zunehmend "utopischer" (, falls es einen
solche Superlativ gäbe) - ungekehrt bedeutet dies
- auch wenn in dem weiter unten wiedergegebenen
Artikel das Gegenteil sugeriert wird -
Es wird umso unwahrscheinlicher, daß die Stilllegung
des AKW Fessenheim schon 2020 stattfindet...

Der Artikel stammt übrigens nicht aus der 'Bad. Ztg.'
(dort online als "BZ-Plus" hinter Bezahl-Schranke)
:-)
, sondern aus der online-Ausgabe der 'Saarbr. Ztg.'

Ciao
    Klaus Schramm

www.saarbruecker-zeitung.de/nachrichten/wirtschaft/bau-des-vorzeige-atomreaktors-epr-in-frankreich-verteuert-sich-massiv_aid-39594641

EdF-Konzern vor der Aufspaltung : Die französische Atompolitik bekommt 
Risse

Paris Der Vorzeige-Reaktor in Flamanville muss vor dem Start repariert 
werden – ein Debakel für den EdF-Konzern.

Von Stefan Brändle

Es sind nur ein paar Schweißnähte, aber sie bedrohen den ganzen 
Nuklearkurs eines Landes, dessen Strom zu fast drei Vierteln aus 
Kern­energie stammt. Die französische Atomsicherheitsbehörde ASN hat am 
Donnerstag angekündigt, dass acht längere Nähte in der Stahlhülle des 
neuen Druckwasserreaktors (EPR) in Flamanville undicht seien und neu 
geschweißt werden müssen. Zur Ausbesserung muss wahrscheinlich eine 
zweite Sicherheitshülle aus teils meterdickem Beton abgetragen werden. 
Der EPR in Flamanville (Normandie) kann laut ASN-Vorsteher Bernard 
Doroszczuk erst Ende 2022 ans Netz gehen. Das wird den Stromkonzern 
Electricité de France (EDF) viel Geld kosten.

Ursprünglich sollte der Meiler 2012 seinen Betrieb aufnehmen. Der Bau 
des Reaktors kostet inzwischen elf Milliarden Euro, dreimal mehr als 
ursprünglich geplant. Unabsehbar sind die kommerziellen Folgen: 
Großbritannien hat von Frankreich zwei EPR bestellt und schaut zunehmend 
skeptisch auf die Entwicklung der französischen Atompolitik. Auch 
Großkunden wie Indien könnten abspringen. Im chinesischen Taishan ist 
zwar ein von Frankreich gebauter EPR-Reaktor seit einem halben Jahr in 
Betrieb, aber wohl nur, weil die lokalen Behörden weniger Auflagen 
machen. Zudem sei die Rentabilität „ungenügend“, wie EDF-Chef 
Jean-Bernard Lévy zugeben musste.

In Frankreich selbst, wo die EPR-Technologie die 58 bestehenden 
Kernreaktoren langfristig ablösen soll, fragen sich Medien und 
Politiker, ob die Affäre der Schweißnähte die ganze Atombranche bedrohe. 
Sie stecke in einer „Sackgasse“, kommentierte die Zeitung Le Monde.

Auch Emmanuel Macron muss seine Energiepolitik überdenken. Der 
französische Präsident wollte den Startschuss für Flamanville unbedingt 
nächstes Jahr geben. Dies sollte es ermöglichen, die vier letzten 
Kohlekraftwerke des Landes 2022 sowie das dienstälteste Atomkraftwerk 
Fessenheim 2020 stillzulegen. Daran will Macron offenbar festhalten. Das 
EPR-Problem „ändert nichts an unserer Entscheidung und unserem 
Arbeitsprogramm, Fessenheim bis 2020 zu schließen“, erklärte seine 
Staatssekretärin Brune Poirson am Freitag. Die vier französischen 
Kohlekraftwerke würden bis zum Ende von Macrons Amtszeit 2022 
abgeschaltet. Fessenheim-Gegner erinnern sich, dass der frühere 
Präsident François Hollande die Schließung von Fessenheim auch schon bis 
zum Ende seiner Amtszeit versprochen hatte.

Vom EPR-Fiasko ist die EDF hart getroffen. Der stolze Staatskonzern, der 
mit seinem Atommeiler-Park groß geworden war, könnte nun da­ran 
zerbrechen. Konzernchef Lévy präsentierte am Donnerstag den 
Gewerkschaften ein Projekt, das die Aufspaltung des Konzerns vorsieht, 
ähnlich wie es die deutschen Konkurrenten RWE und Eon bereits vorgemacht 
haben. „EDF blau“ soll in Zukunft die Kern- und Wasserkraftwerke sowie 
die Stromnetze unter ihrem Dach vereinen und zu 100 Prozent im Besitz 
des französischen Staates bleiben. Die privatisierte „EDF grün“ würde 
die übrigen erneuerbaren Energien und den kommerziellen Handel mit Strom 
übernehmen.



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