[fessenheim-fr] eMails, Stromverbrauch und Klima-Krise
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Sa Apr 13 20:58:48 CEST 2019
Hallo Leute!
Hier eine Erklärung, die gar nicht angefragt ist…
Manche hören nur zu, wenn sie selbst reden, stellen ihr Ohren aber "auf
Durchzug", wenn mensch ihnen etwas Unangenehmes erklären möchte.
Worum geht es?
Um das Thema eMails, Stromverbrauch und Klima-Krise.
Regelmäßig - geradezu im Reflex - kommen auf eine Bitte, eMails im
Text-Format statt im HTML-Format zu versenden, die seltsamsten
Statements. Eine Antwort darauf ist meist zwecklos, denn… Durchzug… (Oft
habe ich es *dennoch* mehrmals versucht - vergeblich!)
Ein solches Statement beispielsweise besagt, daß eMails im HTML-Format
augenschonender seien als solche im Text-Format, weil beim Text-Format
die Schrift zu klein angezeigt werde.
Da auf dieser Mailingliste - so hoffe ich wenigstens - die Mehrheit für
das Thema Stromverbrauch und Klima-Krise sensibel ist, hier eine (nicht
angefragte) Antwort:
1. Relevant ist ein Problem mit der Schriftgröße allenfalls dann, wenn
die eMails mit einem Gratis-eMail-Dienst wie web.de, gmx.de, gmail.de
etc. empfangen (und versendet) werden. *Kostenlos* ist das übrigens
nicht - bezahlt wird dabei von der Ware - nämlich den NutzerInnen - mit
ihren in der Masse sehr wertvollen Daten...
Niemand, die/der mal ein bißchen nachgedacht hat - eine Sensibilität für
Datenschutz will ich gar nicht voraussetzen - benutzt einen solchen
Gratis-eMail-Dienst. Wer die Hintergründe wissen will, kann sie schon
seit mehr als 20 Jahren wissen! Die Informationen sind nicht neu und
nicht geheim - aber sie werden nicht etwa über SWR oder die 'Badische
Zeitung' verbreitet...
Und wer auf dem PC (oder auch apple-Computer oder "smart"-Phone) ein
nutzerfreundliches eMail-Programm installiert hat - solche gibt's gratis
(und in diesem Fall auch kostenlos!) und quelloffen im Internet zum
Download - kann sich die empfangenen Texte der eMails in jeder
beliebigen Größe anzeigen lassen.
2. Was hat das mit Stromverbrauch und Klima-Krise zu tun?
Auch dies sollte mensch eigentlich nicht mehr erklären müssen, denn die
folgenden Informationen sind seit mindestens 20 Jahren nicht mehr neu
und nicht geheim…
Ein Text-eMail mit einem Datenvolumen von 5 KB (Kilobyte) verursacht
(Schreiben, Versenden, Transport, Zwischenspeicherung, Anzeigen bei
Empfang) durchschnittlich 30 Wh = 0,03 kWh. Beim heutigen
Durchschnittsstrom sind rund 300 g CO_2 pro kWh anzusetzen. Mit dem
genannten eMail werden als rund 9 Gramm CO_2 freigesetzt.
Derselbe Text mit einem HTML-eMail versendet (die häufig benutzten
Bildchen und anderer Schnickschnack mal gar nicht berücksichtigt)
benötigt rund das Doppelte Datenvolumen und verursacht damit den
doppelten CO_2-Ausstoß.
…und das ist in der Masse durchaus relevant!
Das Internet verbraucht heute so viel Strom, daß es im Vergleich zu
ganzen Staaten an dritter Stelle hinter den USA und China kommt. Der
größte Teil dieses Stromverbrauchs wird allerdings durch Spiele, Videos
und andere idiotische Gimmicks verursacht, die kein vernünftiger Mensch
benötigt!
Laut Greenpeace machen über Netflix gestreamte Serien und Spielfilme zu
Spitzenzeiten heute bereits mehr als ein Drittel des Datenverkehrs in
den USA aus. Videostreaming hatte im Jahr 2015 bereits einen Anteil von
53 Prozent am globalen Internet-Datenverkehr.
…und Twitter bedeutet wohl nicht zufällig auf Deutsch: "Gezwitscher".
Heute entfallen bereits zwei Prozent aller CO_2-Emissionen auf die
Informationstechnologie - so viel wie der gesamte weltweite Flugverkehr.
(Nebenbei: IT bedeutet zwar "Informationstechnologie", hat aber meist
mit echter Information wenig bis gar nichts zu tun - oft sogar eher mit
Desinformation!)
Allein der weltweite Stromverbrauch für eMails ist heute schon so groß
wie der von Österreich und der Schweiz zusammen.
…und bei manchen ist das "Sendungsbewußtsein" so stark ausgeprägt, daß
sie täglich mindestens ein eMail im Datenvolumen von 5 bis 10 GB
versenden. 1 GB sind 1000 KB. Nun ist das aber nicht linear zu berechnen
und ein eMail mit 5 GB verursacht nicht etwa das 1000-Fache des als
(sparsames) Beispiel genannten eMails mit 5 KB - das wäre laut
Dreisatzrechnung 9 Kilogramm CO_2. Aber bei 5 GB dürften es real schon
mindestens 2 bis 3 Kilogramm CO_2 sein!
Wie in vielen Bereichen des alltäglichen Lebens gilt also auch hier:
Gedankenlosigkeit tötet! Oder, um es "positiv" zu formulieren: Ein
bißchen Achtsamkeit kann darüber entscheiden, ob dieser Planet in 1 oder
2 Generationen noch belebt sein wird oder so hübsch anzusehen sein wird
wie schon heute manche modische Schotterzonen zwischen Zaun und Hauswand…
Ciao
Klaus Schramm
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