[fessenheim-fr] Zu Greta Thunberg - Pro & Kontra

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Sa Mär 23 00:37:25 CET 2019


Hallo Leute!

Zu Greta Thunberg - Pro & Kontra

Nach meinen Informationen hat Greta Thunberg am Wochenende 26./17. März 
einen Satz im Bespitzelungs-Medium Facebook geschrieben, der wohl 
mißverständlich war und von vielen so ausgelegt wurde, als spräche sie 
sich für den Einsatz von Atomkraftwerken als (Teil-)Lösung der 
CO-2-Vermeidung bei der Stromproduktion aus.

Die deutsche BLÖD (angeblich eine Zeitung) nahm das begierig auf und 
bastelte daraus die diffamatorische Schlagzeile " So denkt Klima-Greta 
über die Energie-Wende / Lieber Atomkraft als Kohlestrom!" Das ebenfalls 
zum Springer-Konzern gehörende Blatt 'Die Welt' (schon eher mit einer 
Zeitung vergleichbar) manipulierte ein wenig "intellektueller" - wie es 
der eingespielten Rollenverteilung im Hause Springer entspricht. Lennart 
Pfahler schrieb darin unter der Überschrift "Plötzlich ändert Greta 
Thunberg ihre Meinung zur Atomkraft":

"Doch jetzt sät – ausgerechnet – die schwedische Initiatorin Greta 
Thunberg, 16, Zwietracht. Ein bemerkenswerter Facebook-Post der 
Aktivistin zum Thema Atomkraft sorgt für Diskussionen: Ist Kernenergie 
für die neue Generation der Umweltschützer wirklich wieder ein Thema? 
Die Schwedin war dafür offen – bis plötzlich wütender Protest auf sie 
einprasselte und die Aktivistin ihren Text mit einer kleinen, aber 
feinen Änderung versah. / Thunberg hatte noch am Wochenende geschrieben, 
Atomenergie könne 'ein kleiner Teil einer sehr großen neuen 
kohlenstofffreien Energielösung' sein."

Tatsächlich lautet der entsprechende Satz bei Greta Thunberg:

"Atomenergie kann laut Weltklimarat IPCC ein kleiner Teil einer sehr 
großen kohlenstofffreien Energielösung sein, insbesondere in Ländern 
oder Landstrichen, wo es vielleicht an der gesamten Bandbreite der 
Verfügbarkeit von erneuerbaren Energien mangelt."

"…according to the IPCC, it can be a small part of a very big new carbon 
free energy solution, especially in countries and areas that lack the 
possibility of a full scale renewable energy supply…"

Lennart Pfahler versuchte also, die 'Die Welt'-LeserInnen zu 
manipulieren, indem er "laut IPCC" aus dem Original-Satz herausschnitt. 
Genau betrachtet hat Greta Thunberg lediglich den IPCC (leider korrekt!) 
wiedergegeben - und es war zumindest voreilig, daraus auf ihre Meinung 
zur Atomkraft zu schließen.

Greta Thunberg beschwerte sich öffentlich, daß "einige Leute – sogar 
Zeitungen – meine Worte immer auf die Goldwaage legen und Teile der 
Sätze, die ich schreibe, weglassen". Ob sie die BLÖD als Zeitung 
einschätzt, will ich jetzt hier nicht auf die Goldwaage legen…

Schlimm finde ich, wenn AtomkraftgegnerInnen in Deutschland nun 
plötzlich auch über Greta Thunberg herfallen.

Ich hatte schon vor 2 Tagen auf der internen Mailingliste der 
Anti-Atom-Gruppe Freiburg geschrieben:
"Wir sollten bei so jungen Menschen wie Greta Thunberg nicht gleich 
jedes Wort auf die Goldwaage legen! Bei jemandem wie Altmaier ist das 
was anderes - als Politiker weiß der genau, welche Worte er wählt."

Im übrigen hat Greta Thunberg mittlerweile ihre Meinung zur Atomkraft 
öffentlich gemacht: "Persönlich bin ich gegen Atomkraft." (Mittwoch, 20. 
März 2019)

Noch etwas: Manche schreiben, Greta Thunbergs Eltern seien Milliardäre. 
Ich habe hierfür keinen Beleg gefunden. Anscheinend entspringt dies dem 
in anti-deutschen Kreisen beliebten Denken, es gäbe so etwas wie ein 
Kontakt-Delikt ("Wer mit Neo-Nazis spricht, ist ein Neo-Nazi!") Mir 
genügt es da (fürs Erste), wenn ich von Greta Thunberg selbst lese, daß 
es nicht wahr sei, wenn behauptet werde, andere Personen im Hintergrund 
würden sie lenken oder gar  sie würde bezahlt. Weiter: "Ich bin absolut 
unabhängig und repräsentiere nur mich. Und ich tue das was ich tue, ohne 
Geld dafür zu erhalten." Außerdem sagt Greta Thunberg, sie habe zu 
keiner Zeit irgendwelche Zahlungen erhalten, noch seien ihr Zahlungen 
für die Zukunft versprochen worden. Für Reisen zu Kongressen habe sie 
eine Genehmigung ihrer Schule. Alle Auslagen wie Zugtickets und 
Übernachtungen würden ihre Eltern zahlen und diese seien im Übrigen 
alles, nur keine Klimaaktivisten gewesen seien, bevor sie von ihr 
wachgerüttelt wurden.

Zum Vorwurf bezüglich einer Nähe zu Ingmar Rentzhog und dessen 
profitorientierter Gesellschaft 'We don't have time':
Im Oktober 2018 wurde Greta Thunberg Ratgeberin des Stiftungsvorstands 
der Gesellschaft, aber bereits Ende Januar 2019 teilte 'We don't have 
time' in einer Pressemeldung mit, daß Greta Thunberg ihren Platz als 
Ratgeberin des Stiftungsvorstands verlassen habe. Der Grund: Sie will 
sich nicht vereinnahmen lassen.

Wenn also jetzt - im März - mit Hinweis auf die zeitweilige Verbindung 
zu dieser Gesellschaft darüber spekuliert wird, Greta Thunberg sei 
lediglich ein Instrument und werde für profitorientierten Interessen 
benutzt oder sei gar Teil einer Greenwash-Kampagne, kommt dies reichlich 
verspätet.

Ich halte es ja durchaus vernünftig, erst mal skeptisch zu sein und 
alles genau zu betrachten, bevor ich mir ein Urteil bilde. Aber Skepsis 
ist etwas ganz anderes als ein grundsätzliches Mißtrauen oder gar die 
Manie, überall finstere Mächte am Werk zu fantasieren.

Ciao
    Klaus Schramm



Mehr Informationen über die Mailingliste fessenheim-fr