[fessenheim-fr] Bure | Raeumung und Wiederbesetzung des Waldes
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
So Feb 25 20:38:30 CET 2018
Hallo Leute!
Hier ein Artikel (s.u. und mit Fotos über link) von
der aktuellen Situation im Wald von Mandres-en-Barrois:
www.linkszeitung.de/akwend180224liz.html
Ciao
Klaus Schramm
"Endlager"-Projekt Bure
Räumung und Wiederbesetzung des Waldes
Mit außergewöhnlicher Brutalität ließ der französische Präsident
Emmanuel Macron den von Atomkraft-GegnerInnen besetzten Wald von
Mandres-en-Barrois von der Polizei räumen. Doch schon am heutigen
Samstag wurde er wiederbesetzt.
500 PolizistInnen waren in der vergangenen Woche im Einsatz, um ein
Protestlager und Baumhäuser im Wald von Mandres-en-Barrois zu räumen.
Formal wurde der Einsatz von der Präfektur des Départements Meuse
angeordnet, doch bei einem Projekt von nationaler Bedeutung ist klar,
daß Präsident Emmanuel Macron im Interesse der Kernkraftkirche
Durchsetzungskraft zeigen wollte. Ohne den Nachweis, wo denn der täglich
anwachsende Berg an radioaktivem Müll aus Atomkraftwerken und
Instandhaltung der Atomwaffen sicher aufbewahrt werden kann, dämmert
auch in Frankreich ein Ende des atomaren Zeitalters.
Wie im Falle des deutschen "Endlager"-Projekts Gorleben und im Falle des
Schweizer "Endlager"-Projekts Benken geht es weniger darum, in fünfzig
oder sechzig Jahren tatsächlich ein nationales Loch vorweisen zu können,
in das radioaktiver Müll versenkt wird, sondern um eine
Legitimationsfrage. Nach wie vor ist das stärkste Argument der der
internationalen Anti-Atomkraft-Bewegung ihr Hinweis, daß bis heute
weltweit kein sogenanntes Endlager für hochradioaktiven Müll existiert.
In den USA sind entsprechende Projekte mit dem endgültigen Aus für das
"Endlager"-Projekt in Granit im Yucca Mountain in Nevada im Jahr 2009
endgültig gescheitert. Und auch das von der Kernkraftkirche bereits mit
Hilfe der Mainstream-Medien als existierendes Endlager propagierte
finnische "Endlager"-Projekt Onkalo (siehe unseren Artikel v. 13.11.15),
das technologisch mit dem schwedischen "Endlager"-Projekt am
AKW-Standort Forsmark übereinstimmt, gilt seit Januar dieses Jahres als
gescheitert. Bereits 2009 hatte sich durch wissenschaftliche
Untersuchungen an der ETH Zürich erwiesen, daß die bei diesem
"Endlager"-Konzept vorgesehene Kupfer-Ummantelung der verbrauchten,
radioaktiven Brennstäbe untauglich ist. Das Metall bleibt nicht einmal
tausend Jahre dicht.
Da seit 18 Jahren kein neuer Atom-Reaktor mehr in Frankreich in Betrieb
ging, hängt das Überleben der französischen Kernkraftkirche an einer
Verlängerung des Betriebs der Atomkraftwerke auf 60 Jahre. Daß sie
AKW-Laufzeiten von 60 Jahren anstreben, sagen führende Manager des
staatseigenen Strom-Konzerns und AKW-Betreibers EdF auch ganz offen - im
Januar erst wieder der die Atomkraftwerke zuständige Manager Philippe
Sasseigne.
Den Wald von Mandres-en-Barrois, dessen Rodung vor Gericht immer noch
nicht endgültig entschieden ist, will die französische Kernkraftkirche
für ihr "Endlager"-Projekt Bure zerstören. Am Morgen des 22. Februar
begann die Räumung mit Hilfe von 500 PolizistInnen. Etliche
Atomkraft-GegnerInnen wurden in polizeilichen Gewahrsam genommen.
Außerdem stürmte die Polizei illegal das Widerstandshaus in Bure und
nahm fünf weitere Personen fest. Diesen kann jedoch nichts nachgewiesen
werden.
Am 23. Februar erstattete der französische Anti-Atom-Dachverband 'Réseau
Sortir du nucléaire' Anzeige wegen des gewaltsamen Eindringens in das
Widerstandshaus. Die Polizei hatte ohne Durchsuchungsbeschluß die
Fenster eingeschlagen. Außerdem seien sie gewaltsam gegen die Anwesenden
vorgegangen und hätten das Haus durchsucht. Das Gebäude in Bure wird
seit rund 15 Jahren von GegnerInnen des "Endlagers"-Projekts Bure genutzt.
Baumbesetzung Bure - Foto: Isabelle Masson-Loodts -
Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Bereits einen Tag darauf, Samstag, 24. Februar, waren etliche der
Baumhäuser im Wald von Mandres-en-Barrois wiederbesetzt. In der Nacht
von Freitag auf Samstag wanderten die Lichtkegel etlicher Taschenlampen
im Wald umher - oft im Abstand von weniger als hundert Metern. Ob es
sich im Einzelfall um Taschenlampen in den Händen von
Atomkraft-GegnerInnen oder von PolizistInnen handelte, war nicht
festzustellen. Am Samstagmorgen bei Tagesanbruch standen etliche
PolizistInnen hilflos rund um den mächtigen Stamm einer wiederbesetzten
Buche - rund 20 Meter über ihnen das Baumhaus der Atomkraft-GegnerInnen.
Baumbesetzung Bure - Foto: Isabelle Masson-Loodts -
Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Auch die unabhängige Journalistin Isabelle Masson-Loodts ist im Wald von
Mandres-en-Barrois, um für 'reporterre' zu berichten - sie ist in
Frankreich als "Madame Nature" bekannt. Ein Polizei-Hubschrauber kreist
am Samstag über den Bäumen - vermutlich um Infrarot-Aufnahmen zu machen
und so die besetzten Bäume zu lokalisieren. Aber in dieser Hinsicht gibt
es Gegenmaßnahmen der Atomkraft-GegnerInnen, denn der Polizei sind
offenbar nicht alle Wege in den Wald bekannt. Und so werden die
Baum-BesetzerInnen auch heute mit Nahrungsmitteln versorgt.
Baumbesetzung Bure - Foto: Isabelle Masson-Loodts -
Creative-Commons-Lizenz Namensnennung Nicht-Kommerziell 3.0
Mit einem Umdenken ist beim französischen Präsidenten Macron nicht zu
rechnen, auch wenn sich viele Atomkraft-GegnerInnen wegen massiv
verbreiteter Gerüchte um eine baldige Stilllegung des AKW Fessenheim in
Hoffnung wiegen. Diese Hoffnung hatte sich schon einmal während der
Amtszeit seines Vorgängers, François Hollande, in den Jahren 2012 bis
2017 zerschlagen. Und Macron hatte als Wirtschaftsminister unter
Hollande im Sommer 2016 - kurz vor dem Start seiner
Präsidentschafts-Wahlkampagne - auf der 'World Nuclear Exhibition' in
Paris mit der Hand auf dem Herzen gesagt: "Wir glauben an die Atomkraft.
Sie ist unsere Zukunft, der Traum des Prometheus."
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