[fessenheim-fr] Demo in Kirchheim
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
Mo Mai 22 00:48:04 CEST 2017
Hallo Leute!
Hier ein Artikel der 'Stuttgarter Zeitung' über die
Demo in Kirchheim:
www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.protest-in-kirchheim-am-neckar-gegen-castor-transporte-mit-kajaks-gegen-den-atommuell-tourismus.a1e8d0f9-efa7-4181-aaef-0eaeedc7f24e.html
Text siehe unten
Ciao
Klaus Schramm
Region |
Landkreis Ludwigsburg
Protest in Kirchheim am Neckar gegen Castor-Transporte
Mit Kajaks gegen den Atommüll-Tourismus
Von Claudia Bell 21. Mai 2017 - 17:21 Uhr
Langhaarige Männer, grauhaarige Frauen und jede Menge Flaggen und
Buttons mit der Aufschrift „Atomkraft nein danke“ gab es am Sonntag bei
der Demo gegen den geplanten Castor-Transport.
Mit Kanus, Kajaks und Schlauch-Enten protestieren die Gegner vor dem
Kraftwerk.
Foto:
Kirchheim/Neckar - Etwa 100 Menschen haben am Sonntag in
Kirchheim/Neckar gegen den geplanten Atommüll-Transport auf dem Neckar
demonstriert. Rund 70 Atomgegner paddelten am frühen Mittag in 30 Kajaks
auf dem Fluss in Richtung Lauffen am Neckar, etwa 30 Radler folgten
ihnen auf dem Landweg. Die Polizei war mit sechs Einsatzkräften vor Ort
und begleitete die Veranstaltung, die vom Bündnis Neckar castorfrei
organisiert worden war.
Die ersten Castoren kommen wohl schon bald
Mit der Kundgebung wollten sich die Atomgegner gegen den von dem
Energieversorger EnBW geplanten Transport von Castoren aus dem
stillgelegten Kernkraftwerk Obrigheim ins Gemeinschaftskernkraftwerk
Neckar (GKN) in Neckarwestheim wehren. Möglicherweise schon in den
nächsten Tagen sollen die Schiffe mit den Spezialbehältern zur Lagerung
und zum Transport hochradioaktiver Materialien beladen werden; wann
genau das stattfinden soll, teilte die EnBW aus Sicherheitsgründen
allerdings noch nicht mit. „Die EnBW plant einen absolut unsicheren
Transport auf dem Wasser, es gibt dazu keinerlei Erfahrungswerte“,
kritisierte der Bündnis-Sprecher Herbert Würth am Sonntagnachmittag. Das
Unterfangen sei hochriskant.
Detail-Infos fehlen noch
Das Umweltministerium und die EnBW als Betreiberin des Atommeilers
hätten zwar stets zugesagt, sämtliche Eventualitäten und Gefahren vorher
genau zu prüfen. „Aber eigentlich steht seit zwei Jahren fest, dass
dieser Transport kommt – nur zu den genauen Umständen erfährt keiner die
Details“, sagt Würth. Seit 40 Jahren suche man beim Thema
Atommülllagerung immer nur nach Notlösungen, dabei solle man seiner
Ansicht nach den Atommüll erst einmal dort lassen, wo er sei, und ihn
erst dann von einem Ort zum anderen bringen, wenn alle Risiken geklärt
seien.
Dieser Meinung ist auch Franz Wagner vom Bündnis Neckar castorfrei. Die
EnBW betone stets, dass der Fluss nicht tief genug sei, dass eines der
mit den Castoren beladenen Schiffe sinken könnte. „Das mag ja vielleicht
sein, allerdings kann es vor allem bei der Verladung der Behälter zu
gefährlichen Situationen kommen“, warnt Wagner. Die etwa acht Meter
langen und gut neun Meter breiten Schiffe verfügten nicht über eine
genügend hohe Stabilität, um während der Beladung in ihrer tatsächlichen
Lage zu bleiben. „Ein Castor-Behälter wiegt etwa 100 Tonnen, hinzu
kommen die Brennelemente mit etwa neun Tonnen. Wir finden vor allem den
Moment kritisch, wenn die Behälter auf dem Schwerlastroller über die
schräge Rampe auf das Schiff gerollt werden“, sagt Wagner. Dann nämlich
könne das Schiff mit einem Neigungswinkel von bis zu 15 Prozent nach
unten gedrückt werden, und diese Kräfte müssten dann alle von der
Zugmaschine gehalten werden. „Wir finden das heikel, und ich glaube
auch, dass die EnBW selbst das heikel findet und durchaus kritisch sieht.“
Der Neckarwestheimer Bürgermeister wartet auf Akteneinsicht
Für die aus Wiesbaden angereiste Atomkraftgegnerin Evelin Pfister ist es
vor allem nicht tragbar, dass der Energiekonzern den genauen
Transporttermin nicht rechtzeitig bekannt gibt. „Die Neckar-Anwohner
haben so ja gar keine Möglichkeit zu reagieren und sich an den
entsprechenden Tagen etwa woanders aufzuhalten“, sagte sie. Zudem könne
sie nicht verstehen, weshalb die Gemeinde Neckarwestheim erst jetzt die
Unterlagen vom Berliner Bundesamt für kerntechnische
Entsorgungssicherheit (BfE) angefordert habe.
In dem Punkt jedoch scheint die Aktivistin falsch informiert zu sein:
Bereits im Januar hat Neckarwestheims Bürgermeister Jochen Winkler nach
eigenen Worten Akteneinsicht beantragt, bis heute warte er auf die
Unterlagen. Das BfE erteilte am vergangenen Dienstag der EnBW die
Genehmigung für den Transport. Dagegen hat die Kommune nun zwar zwei
Eilrechtsschutzanträge beim Berliner Verwaltungsgericht eingereicht. Ob
sie allerdings noch Einfluss auf den weiteren Verlauf nehmen, ist selbst
bei den Gegnern des Castor-Transports höchst zweifelhaft. „Das
Verwaltungsgericht sagt zwar, dass eine Entscheidung darüber nicht vor
Ende Juni fallen soll. Wir sind uns aber sicher, dass dies alles
keinerlei aufschiebende Wirkung hat – der Transport wird kommen“, sagt
Franz Wagner.
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