[fessenheim-fr] Gewerkschaft gegen Stilllegung des AKW Fessenheim
Klaus Schramm
klausjschramm at t-online.de
So Jan 22 21:44:43 CET 2017
Hallo Leute!
Hier ein - um's mal sanft zu formulieren: irreführender - Artikel
der 'Badischen Zeitung' (s.u.). Ein Dekret vom noch amtierenden
Präsidenten Hollande wäre nicht mal "gesichtswahrend", denn
dieses hätte er zu jedem beliebigen Zeitpunkt der vergangenen
vier Jahre erlassen können - und: Ein solches Dekret kann von
seiner/seinem NachfolgerIn umgehend aufgehoben werden. (So hatte
Hollande beispielsweise im Jahr 2012 - kaum ein Jahr im Amt - ein
Dekret zum Bau eines Kernfusions-Reaktors unterzeichnet.)
Der Satz "Danach könnte nur noch das Verfassungsgericht die Umsetzung
des Dekrets stoppen." ist daher schlicht unzutreffend.
Übrigens ist die letzte Frist, zu der die Stilllegung des AKW
Fessenheim noch innerhalb der Amtszeit Hollandes irreversibel
begonnen hätte werden können, am 30. Juni 2016 verstrichen. Und
so haben auch etliche französische Anti-AKW-Initiativen
(erst) danach in einem öffentlichen Communiqué Hollande als
"Lügner" bezeichnet.
(Siehe etwa: www.linkszeitung.de/akwfes160731liz.html)
Ciao
Klaus Schramm
Proteste gegen Fessenheim-Schließung
Gewerkschafter lehnen das Abschalten des Akw kategorisch ab / Hollande
in der Bredouille.
FESSENHEIM. "Man lässt uns für ein Wahlversprechen büßen, das nicht gut
durchdacht war und auch noch schlecht umgesetzt worden ist", sagt
Jean-Luc Magnaval, Sekretär des Gesamtbetriebsrats des französischen
Stromkonzerns und Akw-Betreibers Electricté de France (EdF). Seine
Kritik am Vorhaben der französischen Regierung, das Atomkraftwerk im
elsässischen Fessenheim abzuschalten, fällt scharf aus. Die Kritik an
deren Vorgehen dürfte er mit denjenigen gemeinhaben, die für ein
Abschalten sind. Fünf Jahre lang hat sich die sozialistische Regierung
unter François Hollande schwer getan, ein Vorhaben umzusetzen, das
womöglich zunächst nur Wahlkampfgetöse war und die grüne Wählerschaft
gewogen stimmen sollte.
Mehrere Dutzend Gewerkschafter aus ganz Frankreich und Beschäftigte aus
dem Akw haben sich nicht weit vom Werksgelände entfernt in Fessenheim
eingefunden. Die "Maison des Energies" präsentiert in einer
Dauerausstellung, wie EdF, der mächtige Stromkonzern, Atomenergie
produziert. Hier findet das Krisentreffen statt: Vor einer Woche hat der
Gesamtbetriebsrat des Konzerns die Pläne zur Stilllegung kategorisch
abgelehnt. Am kommenden Dienstag soll der EdF-Verwaltungsrat über den
Entschädigungsdeal mit der Regierung abstimmen. Ist das Ergebnis ein Ja,
bleibt Hollande noch Spielraum, um bis zu seinem Abgang nach der
Präsidentenwahl im Frühling die Stilllegung von Fessenheim per Dekret
festzulegen, auch wenn der Rückbau erst später beginnt. Danach könnte
nur noch das Verfassungsgericht die Umsetzung des Dekrets stoppen.
"Das Votum am Dienstag ist entscheidend", sagt der EdF-Gewerkschafter
Pascal Jacquelin: "Stimmt der Verwaltungsrat dafür, reicht Hollande die
Zeit, um das Dekret auf den Weg zubringen." Umweltministerin Ségolène
Royal hatte dessen Unterzeichnung bis Ende 2016 versprochen, zuletzt
gegenüber den deutschen Partnern Ende September, als Ministerpräsident
Winfried Kretschmann und Umweltminister Franz Untersteller auf
Frankreichvisite in Paris und Straßburg waren. Kommt das Dekret, muss
EdF die Abschaltung in die Wege leiten.
Vor Jahresfrist hatte sich nichts mehr getan: Der EdF-Betriebsrat hatte
vor Gericht eine Fristverlängerung für die interne Abstimmung erwirkt.
Zeit, die dieser genutzt hat, um Argumente vorzulegen, mit denen die
Beschäftigten Stimmung machen: Zu gering falle die von der Regierung
angebotene Entschädigung (400 Millionen Euro) aus. Ein vom Betriebsrat
bestellter Experte beziffert den Schaden für die EdF auf bis zu sechs
Milliarden Euro. Vom bevorstehenden Arbeitsplatzverlust seien nicht nur
750 Beschäftigte und deren Partner betroffen, sondern etliche lokale und
regionale Subunternehmer sowie Betriebe vom Handwerker bis zum Metzger,
die Kunden verlieren.
Das sind schwerwiegende Vorwürfe. Seit Hollandes Amtseinführung 2012 hat
das Kapitel Fessenheim drei Beauftragte verschlissen. Dennoch wisse man
nicht, was die Regierung angesichts der dramatischen Veränderungen auf
dem lokalen und regionalen Arbeitsmarkt zu tun gedenke, kritisiert eine
externe Gutachterin im Namen des Betriebsrates. "Kann es sich dieses
Land leisten, dass ein rentables Akw geschlossen wird?", fragt
Gewerkschafter Jean-Luc Magnaval.
www.badische-zeitung.de/elsass-x2x/proteste-gegen-fessenheim-schliessung--132687180.html
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