[fessenheim-fr] WG: [antiatom-sw] Ärzte machen Rückzieher bei Atomschutt
Ingo FALK
ingo at falk-net.de
Mo Jan 16 08:18:08 CET 2017
Neueste Forschungsergebnisse aus Ba-Wü: Atommüll jetzt doch gesund!?
VG Ingo.
ingo at falk-net.de
-----Ursprüngliche Nachricht-----
Von: Castor [mailto:castor-bounces at listi.jpberlin.de] Im Auftrag von F. Wagner
Gesendet: Montag, 16. Januar 2017 01:12
An: castor at listi.jpberlin.de
Betreff: Re: [antiatom-sw] Ärzte machen Rückzieher bei Atomschutt
Hallo,
die Sache hat sich noch weiter entwickelt. Ich hatte noch am Samstag dem
Ärztekammerpräsidenten ein Fax geschickt (als Mitglied der Kammer), einige
andere und ich haben Leserbriefe geschrieben, usw.
Heute (am Sonntag!) haben Untersteller und der Ärztekammerpräsident noch eine
gemeinsame PM verschickt, die könnte man fast zusammenfassen mit "Radioaktivität
ist gesund".
Daraufhin haben noch am Abend die AG AtomErbe und die lokale BI gegen die
Einlagerungen in Schwieberdingen und Horrheim ebenfalls eine gemeinsame PM
verschickt, s. Anhang.
Stein des Anstoßes, nämlich die jetzt vom Ärztepräsidenten zensierte Resolution,
kann man hier nachlesen:
http://www.energiewendeheilbronn.de/blog/2016/12/04/aerztekammer-keine-freigabe-radioaktiven-restmuells-aus-kernkraftwerken/
(Kleine Teile des Textes stammen auch von mir).
Schöne Grüße
Franz
Am 15.01.2017 um 00:16 schrieb Thomas Rosa:
> So läuft's in der Politik: ein bißchen Druck ausüben und schwupps die wupps bringt man unangenehme
> Abweichler auf grüne Regierungslinie. Wir sollten übrigens so weit wie möglich den euphemistischen
> Begriff Freimessen in unseren Publikationen vermeiden - denn frei ist als Begriff überwiegend
> positiv besetzt.
>
>
> http://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.debatte-um-abbruch-von-reaktoren-aerzte-machen-rueckzieher-bei-atomschutt.a1eb28d0-0e01-447b-a8a6-e05061f7e51e.html
>
>
> Ärzte machen Rückzieher bei Atomschutt
>
> Von Andreas Müller 13. Januar 2017 - 14:12 Uhr
> Ist Atomschutt auf Deponien unbedenklich, oder gibt es doch Gesundheitsrisiken? Die Kritiker hatten
> unverhofft Beistand von der Landesärztekammer erhalten. Nach einem Gespräch mit Umweltminister
> Untersteller rudert der Ärztepräsident nun aber zurück.
>
> Stuttgart - Für Bürgerinitiativen und Kernkraftgegner hat Franz Untersteller (Grüne) große
> Sympathie: seine Partei ist ja aus der Widerstandsbewegung gegen die Meiler hervorgegangen. Doch für
> Proteste, die erst in Folge des Atomausstiegs aufkamen, fehlt dem Umweltminister zunehmend das
> Verständnis. Wo immer Schutt aus dem Rückbau der Reaktoren gelagert werden soll, gehen die Anwohner
> auf die Barrikaden – für ihn unbegründet.
>
>
> Nur ein bis zwei Prozent der Abbruchmasse sind so hoch radioaktiv belastet, dass sie in einem
> Endlager entsorgt werden müssen. Der Rest gilt nicht mehr als Atommüll, sofern die Strahlung zehn
> Mikrosievert im Jahr nicht überschreitet. Derart „freigemessen“, wie die Fachleute sagen, kann er
> auf Deponien verfrachtet werden – im Falle des Kernkraftwerks Neckarwestheim in Schwieberdingen bei
> Ludwigsburg, im Falle von Obrigheim bei Buchen im Neckar-Odenwald-Kreis.
>
> Diskussion um Gesundheitsgefahren
>
> Hier wie dort haben sich längst besorgte Bürger formiert. Sie bangen um ihre Gesundheit und lassen
> sich ihre Ängste auch von Untersteller nicht nehmen. Dabei hatte der Minister sie durchaus ernst
> genommen: Im Sommer 2016 verfügte er sogar einen Lieferstopp für den Atomschutt, um etwaige Risiken
> wissenschaftlich untersuchen zu lassen. Ende vorigen Jahres gab das von ihm beauftragte Öko-Institut
> dann Entwarnung: Weder für Erwachsene noch für Kinder gebe es eine Gesundheitsgefahr, es bestehe
> „absolut kein Grund zur Sorge“. Bei den zehn Mikrosievert handele es sich um einen „extrem niedrig
> angesetzten Vorsorgewert“, der weit unter der natürlichen Strahlung liege. Also wurde das
> „Moratorium“ aufgehoben – und die Proteste schwollen wieder an.
>
> Umso schwerer traf es Untersteller, als die Kritiker scheinbar kundigen Beistand bekamen. Wenige
> Tage später fasste die Vertreterversammlung der Landesärztekammer – von der Öffentlichkeit zunächst
> unbemerkt – einen brisanten Beschluss. „Keine Freigabe radioaktiven Restmülls“, lautete ihre
> Forderung; das Land solle sich für Lager auf den Kraftwerksgeländen einsetzen, „bis definitive und
> gesundheitlich zu verantwortende Lösungen . . . gefunden sind“. „Als Ärzte wissen wir, dass es keine
> Schwellenwerte für die Unbedenklichkeit von ionisierender Strahlung gibt“. Auch „vermeintlich
> geringe Strahlenmengen“ könnten schaden; Spätfolgen über Generationen hinweg seien nicht auszuschließen.
>
> Nach und nach zog das Papier Kreise, die Bürgerinitiativen sahen sich in ihrem Misstrauen gegen
> Untersteller bestätigt. Wenn sogar die offizielle Vertretung der Mediziner Bedenken habe, liege man
> ja wohl richtig. Der Minister dagegen war fassungslos. Das Ärztevotum „entbehrt einer fachlichen
> Grundlage“, sagte er unserer Zeitung, er könne es „nicht nachvollziehen“. Beim Röntgen etwa würden
> Patienten einer jährlichen Belastung von durchschnittlich knapp 2000 Mikrosievert ausgesetzt – also
> ein Vielfaches des Atomschutts. Die zusätzliche Strahlung dadurch sei „vernachlässigbar“.
>
> Untersteller über Votum erbost
>
> Inzwischen freilich sind der Ärztekammer ob ihrer Entschließung Bedenken gekommen. Nach einem
> Gespräch mit dem Umweltminister wurde der Text jedenfalls „vorübergehend vom Netz genommen“, wie ein
> Sprecher bestätigte. Es hätten sich „neue Aspekte und Erkenntnisse“ ergeben. In welcher Form er
> wieder auf die Homepage komme, entscheide der Vorstand in seiner nächsten Sitzung am 25. Januar.
>
> Schon jetzt rudert der Kammerpräsident Ulrich Clever zurück: Aus seiner Sicht entspreche das heutige
> Freigabeverfahren dem Stand von Wissenschaft und Technik und erscheine „auch gesundheitlich
> verantwortbar“. Durch das Vorgehen des Landes werde das bereits „sehr niedrige“ Risiko „nochmals
> reduziert“, lobt Clever. Das Moratorium und das Gutachten des Ökoinstituts seien in dem Beschluss
> „leider unerwähnt“ geblieben. Am Ende der langen Versammlung, sagen Insider, sei dieser offenbar
> „durchgerutscht“.
>
> Im SWR-Fernsehen sah Untersteller seine Einschätzung, der Atomschutt sei harmlos, derweil plakativ
> bestätigt. Eine Granitplatte in der Küche oder Mineraldünger aus dem Baumarkt, hatte er gesagt,
> strahle stärker. In der Sendung „Zur Sache“ wurde also ein Sack Kunstdünger durch die Freimessanlage
> geschleust – und siehe da: Er kam nicht durch, müsste also streng genommen als Atommüll entsorgt werden.
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