[fessenheim-fr] WG: Frankreich: Gudmont-Villiers - Ein Dorf wehrt sich gegen den Atommüll

Ingo FALK ingo at falk-net.de
Do Okt 27 11:24:23 CEST 2016


Gesendet: Donnerstag, 27. Oktober 2016 10:42
Betreff: Frankreich: Gudmont-Villiers - Ein Dorf wehrt sich gegen den
Atommüll


http://www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/blickzumnachbarn/frankreich/Gudm
ont-Villiers-Abfall-Muell-und-Entsorgung-Recycling-Atomkraftwerke-Atommuell-
Atommuell-Endlager-Bisons-Hochradioaktiver-Muell-Radioaktivitaet-Unternehmen
-Firmen-und-Firmengruppen;art447172,6285973

Siehe Grafik zu Ostfrankreich


Gudmont-Villiers  

Ein Dorf wehrt sich gegen den Atommüll 
Anlage für schwachradioaktives Material in Grand Est geplant 

Von  Hélène Maillasson,   
 
26. Oktober 2016, 02:00 Uhr      


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In Gudmont-Villiers in der französischen Nachbarregion Grand Est sollen ab
2018 schwachradioaktive Teile zerkleinert und für die Lagerung vorbereitet
werden. Das wollen die Bewohner nicht hinnehmen. 

Wird die französische Region Grand Est zur Atommüllhalde der Republik? Das
fragen sich die Einwohner der Gemeinde Gudmont-Villiers (227 Kilometer von
Saarbrücken entfernt). Dort will das Unternehmen Derichebourg ab Oktober
2018 eine Anlage für die Zwischenbehandlung nuklearen Abfalls eröffnen (Base
intermédiaire de services opérationnels nucléaires, kurz Bison). Das
Vorhaben stößt in der Bevölkerung der 350-Seelen-Gemeinde auf viel Skepsis
und vergangene Woche wurde die Bürgerinitiative „Gudmont dit non!“ (Gudmont
sagt nein) gegen das Projekt gegründet.

Zu der 8500 Quadratmeter großen Anlage sollen schwach- und sehr
schwachradioaktive Teile gebracht werden. Anders als in der
Wiederaufarbeitungsanlage von La Hague in der Normandie handelt es sich
hierbei nicht um Brennstoffe, sondern etwa um Bauschutt, Werkzeuge oder
Ventilfilter, die in Atomkraftwerken eingesetzt wurden. In Gudmont werden
sie auseinander genommen, nach Komponenten zerlegt, zerkleinert und für die
Lagerung verpackt. Bisher werden diese Arbeiten dort verrichtet, wo dieser
Abfall produziert wird, also in den Kernkraftwerken.

Bis 2018 will Derichebourg nach eigenen Angaben zehn Millionen Euro in die
Anlage investieren und Arbeitsplätze schaffen. „In der Betriebsphase werden
wir in der Bison-Anlage rund 40 Mitarbeiter beschäftigen und zehn indirekte
Arbeitsstellen schaffen“, teilt das Unternehmen mit. Doch trotz dieser
wirtschaftlichen Perspektive machen sich die Bewohner von Gudmont Sorgen um
eine mögliche Verschmutzung ihres Lebensraumes. Derichebourg will diese
Sorgen zerstreuen. Beim Betrieb der Anlage falle kein Abwasser an. Was die
Emissionen in der Luft angehe, seien diese 250-fach niedriger als der
erlaubte Jahresgrenzwert.

Gudmont wurde laut Unternehmen unter anderem wegen seiner Nähe zu
Soulaines-Dhuys (40 Kilometer) und Morvilliers (50 Kilometer) ausgewählt –
zwei bereits existierende Lager für sehr schwachradioaktives Material. Doch
die Projekt-Gegner sehen die Nähe zu einem weiteren umstrittenen Standort
mit Skepsis: Das geplante Atommüll-Endlager in Bure ist 32 Kilometer von
Gudmont entfernt. Wäre es denkbar, dass langfristig in der Bison-Anlage auch
Material behandelt wird, das anschließend dort gelagert wird? Also
hochradioaktiver Abfall? Das Unternehmen verneint: „Es ist wichtig, daran zu
erinnern, dass Bison lediglich schwachradioaktiven Abfall behandeln wird,
und dass sämtliche Vorgänge in Form des doppelten Einschlusses stattfinden
werden.“ Die Gegner sehen das anders: „Warum hat die Firma ein neun Hektar
großes Gelände gekauft, wenn ein Hektar für ihr aktuelles Projekt reicht?“,
fragt Michel Marie, Präsident des Vereins gegen Atommüll Cedra, im Gespräch
mit der SZ.

Gebaut wurde bisher noch nichts im kleinen Dorf im Grand Est. Erst im
November will Derichebourg die Baugenehmigung bei der Gemeinde Gudmont und
die Betriebsgenehmigung bei der Präfektur beantragen. Im Frühjahr soll dann
eine öffentliche Anhörung stattfinden. Das wollen die Projektgegner nutzen,
um Druck auf die Entscheider auszuüben, denn den Politikern trauen sie nicht
mehr. „In Gudmont wissen sie seit einem Jahr davon und haben es erst
öffentlich gemacht, als wir das aufgedeckt haben“, ärgert sich Michel Marie.
Einer Sache ist er sich sicher: Kampflos werde man das Feld nicht räumen.




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