[fessenheim-fr] anti-franzoesische Propaganda

Klaus Schramm klausjschramm at t-online.de
Do Jun 30 15:52:33 CEST 2016


Hallo Leute!

Hier mal wieder ein Artikel, der auf besonders infame
Art die anti-französische Propaganda zu transportieren
versucht: "Und die Franzosen teilen die Angst der
Deutschen vor der Atomkraft nicht. (...) Den Franzosen
hingegen geht es um ihren Arbeitsplatz."

Zu erinnern ist da mal wieder an offizielle Umfrage-
Ergebnisse:

Das Euro-Barometer 2006/2007 ergab für Frankreich mit
56 zu 33 Prozent eine deutliche Mehrheit gegen Atomenergie.
Diese Mehrheit war zum damaligen Zeitpunkt sogar größer
als in Deutschland (51 zu 37). Im Jahr 2007 sprachen sich
78 Prozent der FranzösInnen dafür aus, dem Ausbau der
erneuerbaren Energien Vorrang einzuräumen. Und 58 Prozent
waren der Ansicht, daß die Atomenergie bei einem Ausbau
der erneuerbaren Ernergien und einer Steigerung der
Energieeffizienz leicht ersetzt werden könnte. Nur 37
Prozent waren der gegenteiligen Ansicht. Nach dem 11.
März 2011 sind die Mehrheitsverhältnisse in Frankreich
noch deutlicher: Laut Meinungsumfragen sprachen sich 2011
über 66 Prozent der FranzösInnen gegen Atomenergie aus.

Siehe:
www.netzwerk-regenbogen.de/akwinf070813.html

Weiter unten der Artikel aus der
heutigen Ausgabe der 'Südwest Presse', dem
die obigen Zitate entnommen sind.

Ciao
    Klaus Schramm


www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/Pannen-Reaktor-Fessenheim-aengstigt-die-Deutschen;art1222894,3904012

Fessenheim
Pannen-Reaktor Fessenheim ängstigt die Deutschen

Das Atomkraftwerk Fessenheim gilt als übler Pannen-Reaktor – in 
Deutschland. Ein Vor-Ort-Termin zeigt: In Frankreich interessiert das 
kaum jemanden.

LSW | 30.06.2016

Es ist die perfekte Gelegenheit. Die Überwachungskommission für 
Frankreichs ältestes Atomkraftwerk trifft sich vor Ort in Fessenheim – 
also dort, wo das Atomkraftwerk in der Nähe von Freiburg unmittelbar an 
der Grenze zu Baden-Württemberg steht. Außerdem ist zum ersten Mal die 
Bevölkerung eingeladen: Jeder kann in den dorfeigenen Festsaal kommen 
und die Vertreter von Politik, Atomaufsicht und Betreiber mit Fragen zu 
Störfällen und der geplanten Schließung konfrontieren. Die perfekte 
Bühne für eine Aktion von Atomkraftgegnern also.

Der Haken: Fessenheim liegt in Frankreich. Und die Franzosen teilen die 
Angst der Deutschen vor der Atomkraft nicht. Statt „Atomkraft - Nein, 
danke“ steht hier „Nein zur Schließung“ auf einem Transparent. Ein paar 
Dutzend Demonstranten tragen es zum Festsaal. Eine richtige Demo ist das 
nicht. Ohnehin ist nicht viel los, die Gendarmerie vor dem Gebäude und 
die Taschenkontrolle beim Einlass hätte es nicht gebraucht.

Gekommen sind vielleicht 200 Menschen.

In den Reihen der Atomkraft-Gegner hört man indes viele deutsche 
Stimmen. Ihre Ängste: ein Erdbeben, Hochwasser, Terroristen. Man denke 
nur an die unbekannten Drohnen, die 2014 über das Atomkraftwerk flogen. 
Ein Alptraum. Den Franzosen hingegen geht es um ihren Arbeitsplatz: „Ich 
bin eine der 2200 geopferten Stellen“, steht auf manchen T-Shirts.

Aneinander geraten beide Seiten kaum. Die Kulisse bleibt vor allem das, 
was sie auch ist: ein Dorf. Hellbraune Ziegeldächer, mittendrin ein 
Kirchturm, rundherum Felder. Gerade mal 2000 Menschen leben hier. In 
Fessenheim, dem Dorf, sieht man von Fessenheim, dem Atomkraftwerk, 
nichts. Die störanfälligen Reaktoren liegen vor den Toren der Stadt am 
Rhein. Seit 1977. Aus deutscher Perspektive sollten sie längst 
abgeschaltet sein. Mittlerweile hat auch der französische Präsident, 
François Hollande, die Schließung versprochen. Geworden ist daraus 
bisher nichts. Stattdessen berichten die Medien -– vor allem in 
Deutschland – über eine Panne nach der anderen.

Um die soll es auch bei der öffentlichen Sitzung der 
deutsch-französischen Überwachungskommission gehen . Bericht erstatten 
müssen der Betreiber und die Atomaufsicht. Bevor unangenehme Fragen 
aufkommen können, wird aber erstmal die Geschichte der Kommission und 
die Arbeit der Atomaufsicht referiert. Eine Einschläferungstaktik? Nach 
einer Stunde gehen jedenfalls die ersten. Sie verpassen den Image-Film 
des Betreibers mit Bildern vom Atomkraftwerk im Gegenlicht, zahlreichen 
Rohren und Kurbeln, glücklichen Mitarbeitern – mit Musik unterlegt. Noch 
Fragen?

Ja. Eine hätte die Freiburger Lokalpolitikerin Gerda Stuchlik dann doch 
noch: „Wir sind ausschließlich mit der Frage hergekommen, wird am 
Donnerstag dieser Antrag gestellt?“ Sie meint den Antrag, der für eine 
Schließung notwendig ist und der eigentlich bis Ende des Monats gestellt 
werden sollte. Doch diese eigentlich entscheidende Frage bleibt 
unbeantwortet. „Die Antwort wird es am Donnerstag geben“, kündigt 
Christophe Marx an, der Generalsekretär der Präfektur für den 
Verwaltungsbezirk Haut-Rhin. Auf den letzten Drücker also, der heutige 
Donnerstag ist der 30 Juni.

Der Ruf einer Frau vor dem Festsaal bleibt damit ein einsamer: „Vive la 
fermeture!“ – es lebe die Schließung.



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